Preis für vietnamesische Journalistin: Pham Doan Trang in Berlin geehrt
Die vietnamesische Journalistin bekommt den Preis für Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Trang lebt in Vietnam im Untergrund.
Sie kann sich an vietnamesischen Flusslandschaften freuen. Sie greift gern in die Gitarre und singt dazu. Doch ihre Profession sieht die studierte Juristin Pham Doan Trang im Journalismus. Am Donnerstag wurde die 41-jährige Vietnamesin von Reporter ohne Grenzen mit dem renommierten Preis für Pressefreiheit (Press Freedom Awards) in der Kategorie nachhaltiger Journalismus geehrt.
Zur Preisverleihung in die Kammerspiele nach Berlin sandte sie eine Videobotschaft, einen Gruß aus einem Land ohne Pressefreiheit, wie sie sagt. Selbst anreisen konnte sie nicht, denn Trang lebt in Vietnam im Untergrund ohne gültigen Pass. Würde sie nach Hause gehen, würde sie eine Festnahme riskieren. „Journalismus ist aber kein Verbrechen“, mahnt sie in ihrer Videobotschaft.
Ihre journalistische Karriere hatte sie bei der halbstaatlichen Zeitung Vietnam Express begonnen. Sie publizierte neun Bücher, darunter einen Bestseller: 2008 erschien ihr Porträtband über schwule und lesbische Menschen. Das Thema Homosexualität war in Vietnam lange ein Tabuthema, der Porträtband trug dazu bei, dass es in der öffentlichen Meinung diskutiert wurde.
Nach Einschätzung von Reporter ohne Grenzen leistete es einen Beitrag, dass Vietnam eine im Vergleich zu anderen Staaten der Region vergleichsweise liberale Gesetzgebung zur gleichgeschlechtlichen Liebe hat und dass sich auch in der öffentlichen Meinung etwas tut.
Verständliche Sprache, große Reichweite
Trang setzt sich in ihrer journalistischen Arbeit für die bürgerlichen Rechte ihrer Mitmenschen ein und ermutigt diese, solche Rechte in Anspruch zu nehmen. Sie schreibt in einer leicht verständlichen Sprache, so dass sie im Internet viele Leser erreicht.
Trangs Kollege Trinh Huu Long
2015 und 2016 wurde Trang mehrfach kurzfristig festgenommen und brutal geschlagen, als sie an einer Demonstration teilnahm, um gegen Baumfällungen in Hanoi zu protestieren. Es gab auch Banditenüberfälle auf sie, in denen Kenner eine Aktion der vietnamesischen Geheimpolizei sehen. In der Folge hat sie eine Knieverletzung. Zu ihrem Schutz entschloss sie sich danach, in den Untergrund zu gehen. Das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro könnte ihr helfen, sich medizinisch behandeln zu lassen.
Für Pham Doan Trang nahm ihr in Taiwan lebender Kollege Trinh Huu Long den Preis entgegen. „Sie ist die wichtigste publizistische Stimme innerhalb Vietnams, die die Regierung kritisiert und hat große Empathie für unterdrückte Menschen. Ihre Mission sind unabhängige journalistische Informationen“, sagt der Mann, der ihr von Taiwan aus hilft, Verlage für ihre Bücher und Artikel zu finden. In Vietnam ist die Presse staatlich kontrolliert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!