Präsidialer Besitz in Belarus: Die Goldmine

Nach Nawalnys Film über Putins Palast gab es auch Recherchen über Lukaschenkos Besitz. Olga Deksnis erzählt von stürmischen Zeiten in Minsk. Folge 68.

Putin und Lukaschenko geben sich die Hand.

Brüder im Geiste: Die Präsidenten Vladimir Putin und Alexander Lukaschenko im Februar in Sochi Foto: Alexei Druzhinin/Sputnik Kremlin/ap

In dem Film „Die Goldmine“ wurden 18 Immobilien aufgeführt, die Macher des Films versichern, dass sie alle von Lukaschenko und seine engsten Vertrauten genutzt würden. Die Filmemacher beschreiben ihre Arbeit so: „Es ist die größte Recherche über die Verstecke von Alexander Lukaschenko, den ‚saubersten‘ Präsidenten der Welt. Die teure Immobilie, ein eigener Fuhrpark, eigene Flugzeugstaffel, Uhren und sogar goldene Stifte, aber nach außen ein Habenichts: Insiderberichte, Pläne, Dokumente, Zeugenaussagen und nackte Fakten über das luxuriöse Leben Lukaschenkos.“

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Innerhalb weniger Tage hatte der Film fast 4 Millionen Aufrufe, stieg in die YouTube-Trends auf und erfuhr große öffentliche Resonanz.

Der Ko-Autor des Filmes, Stefan Putilo, ist übrigens seit August 2020 von den belarussischen Machthabern international zur Fahndung ausgeschrieben. Er wird beschuldigt, Massenunruhen organisiert zu haben. Zusammenfassend gesagt, wegen scharfer Kritik an Lukaschenko im Telegram- bzw. YouTube-Kanal von Nexta, die mit 1,4 Millionen Abonnenten größten Social-Media-Kanäle zur politischen Lage in Belarus. Aktuell werden diese Kanäle als extremistisch eingestuft (d.h. es ist in Belarus verboten, die Namen der Kanäle auszusprechen, zu schreiben oder zu re-posten).

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Lukaschenko selbst nennt sich „starker Geschäftsführer“ und „Volkspräsident“, die Opposition bezeichnet ihn als „Klebsident“ (der am Posten „klebt“. Deutsche Entsprechung eines unübersetzbaren russischen Wortspiels, Anm. d. Redaktion). Der Präsident selbst betont in Interviews immer wieder, dass er an Eigentum gar nicht besitze. Und die wertvollen Gegenstände, die er doch hat, seien Geschenke wohlhabender Menschen.

Während eines Besuches in der Fabrik für Fahr- und Motorräder Motovelo kommentierte Lukaschenko den Film gegenüber den staatlichen Fernsehsendern BT und STB so:

„Ich habe meinem Staat nichts gestohlen und nichts genommen. Ich möchte, dass Sie verstehen: ich arbeite seit einem Vierteljahrhundert als Präsident, und wenn dort irgendwelche Milliarden wären, wie sie sagen, oder es gäbe Paläste, dann müsste ich das mitbekommen haben. Also, wenn irgendwer einen Palast von Lukaschenko findet, kann er da gerne einziehen. Ich mache das dann sofort öffentlich. Deshalb möchte ich mich da einfach noch mal wiederholen zu dem Thema, dass ich einen Palast habe“, sagte Lukaschenko. „Und über das 56 qm große Häuschen sprechen, in dem meine Mutter mich großgezogen hat. Das ist mein Palast. So. Alles übrige gehört dem Staat.“

Er bemerkte, dass die Gegner der Macht alles täten, um das Land zu zerstören. „Sie machen das alles, um das Land kaputt zu machen. Die Ukraine ist zerfallen. Alle postsowjetischen Staaten sind auseinander gefallen, aber dieses Belarus hält sich. Sie verstehen doch gut, entschuldigen Sie meine Unbescheidenheit, dass sich das Land vor allem deshalb hält, weil dieser Lukaschenko stört. Deshalb soll er weggeschafft werden“, resümierte Lukaschenko.

Die Filmemacher haben eine Fortsetzung der Recherchen angekündigt. Und der Chef des belarussischen Geheimdienstes KGB sprach davon, dass Belarus wachsenden terroristischen Bedrohungen durch die Nachbarstaaten ausgesetzt sei und versicherte, die Strafverfolgungsbehörden hätten „genug Stärke und Mittel, auf die verschiedenen Bedrohungen zu reagieren.“

Aus dem Russischen Gaby Coldewey

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35 Jahre alt, lebt in Minsk und arbeitet bei dem Portal AgroTimes.by. Sie schreibt über besonders verwundbare Gruppen in der Gesellschaft: Menschen mit Behinderung, LGBT, Geflüchtete etc.

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