Präsidentschaftswahl in Mali: 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz
Trotz Frust über den Präsidenten gilt Ibrahim Boubacar Keïta als aussichtsreichster Kandidat. Die Sorge vor Anschlägen während der Wahl ist groß.
Monsieur Traoré ist dennoch seit Öffnung um 8 Uhr hier und will sein Glück versuchen. Ohnehin hat der hochgewachsene Mann in den vergangenen Tagen viel unternommen, damit er einem von 24 Kandidaten für das höchste Staatsamt seine Stimme geben kann. „Freitag und Samstag bin ich zu der Ausgabestelle der Wählerkarten gegangen. Am Freitag war ich um 16.15 Uhr da, da war schon alles geschlossen. Samstag hieß es dann, man arbeite nicht.“ Jetzt am Wahltag hat er seine letzte Chance.
„Im Fernsehen hieß es, dass die Karten in den Wahlbüros liegen. Meine haben wir nicht gefunden.“ Tatsächlich gibt es eine verplombte Metallbox, die zwei Polizisten bewachen. Doch auch dort sei die Karte bisher nicht aufgetaucht. Er klingt frustriert. Die Ausgabe der Wählerkarten, ohne die eine Stimmabgabe nicht möglich ist, galt schon in den Wochen vor dem 29. Juli als große Herausforderung. In Badalabougou ist Traoré nicht der Einzige, der danach sucht.
Immer wieder wird Abdoulaye Traoré, der das Zentrum mit den 26 Wahlbüros koordiniert, darauf angesprochen. Seiner Ansicht nach handele es sich aber um Einzelfälle. „Es läuft gut. Das Material ist gestern schon geliefert worden. Die Nationalpolizei sichert das Gelände.“ Tatsächlich stehen vor jedem Eingang Polizisten in blauer Uniform. Die Sorge, dass es am Wahltag zu Übergriffen und Anschlägen kommt, ist groß. Laut Verteidigungsministerium sind rund 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.
Trotz UN-Truppen beruhigt sich die Lage nicht
Besonders betroffen ist der Norden, der zwischen 2012 und Anfang 2013 von islamistischen Gruppierungen besetzt war. Trotz französischer Intervention und Präsenz der UN-Stabilisierungsmission Minusma nehmen die Anschläge nicht ab. Niemand geht davon aus, dass alle Wahllokale geöffnet haben. Schon im Vorfeld der Wahl bestand die Befürchtung, dass die Wahlbeteiligung noch niedriger als bei den letzten Wahlen im Jahr 2013 ausfallen könnte. Damals gaben nur 43 Prozent ihre Stimme ab.
In diesem Jahr haben sich gut acht Millionen Menschen registrieren lassen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung um Ibrahim Boubacar Keïta, der erneut zur Wahl steht, ist zumindest in der Hauptstadt Bamako, wo seine 23 Herausforderer überall präsent sind, groß. Seine Kritiker werfen ihm nicht nur die anhaltend schlechte Sicherheitslage, die sich weiter ausbreitet, vor. Vor allem junge Menschen klagen über mangelnde Arbeitsmöglichkeiten.
Antoine Amayoko Douyon, Wähler
Auch Korruption und nicht funktionierende Behörden sind Kritikpunkte. Der 33-jährige Antoine Amayoko Douyon will sich von der Frustration aber nicht anstecken lassen. „Ich habe meine ganze Familie und alle Freunde mobilisiert. Wir müssen wählen gehen. Ich wähle den Wandel“, sagt der Mitarbeiter eines Labors und streckt wie zum Beweis seinen kleinen Finger der linken Hand in die Luft. Die Tinte, ein Zeichen dafür, dass er bereits gewählt hat, ist noch nicht trocken.
Wem er seine Stimme gegeben hat, das behält er für sich. „Ich erhoffe mir, dass derjenige, den ich gewählt habe, sein Programm auch umsetzt.“ Entwicklung und Frieden seien für ihn die Hauptsache. Bis Douyon weiß, wie weit sein Favorit gekommen ist, werden Tage vergehen. Frühestens Mitte der Woche werden erste Ergebnisse veröffentlicht.
Wenn keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent erreicht hat, findet am 12. August die Stichwahl statt. Verlässliche Umfragen gibt es nicht. Aktuell wird aber davon ausgegangen, dass es wie 2013 zu einem Duell zwischen Keïta und Soumaïla Cissé, dem bekanntesten Oppositionskandidaten, kommen kann.
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