Präsidentschaftswahl in Ecuador: Assange zittert um seine Bleibe

Mit dem Ölpreis fiel auch die Popularität von Präsident Correa. Wer folgt ihm nach? Und was passiert mit Julian Assange?

Ein Mann in Anzug inmitten einer Menschenmenge hebt seinen Arm, um zu winken und lacht dabei

Rafael Correa hat nach zehn Jahren als Präsident seine Stimme für einen Nachfolger abgegeben Foto: dpa

QUITO dpa | Nach zehn Jahren an der Macht sucht Ecuador einen Nachfolger für Staatspräsident Rafael Correa. Der 53-jährige Ökonom hat so lange Ecuador regiert wie kein Präsident seit Gründung der Republik. Rund 12,8 Millionen wahlberechtigte Bürger konnten am Sonntag zwischen acht Kandidaten entscheiden. In Umfragen führte zuletzt der frühere Vizepräsident Lenín Moreno, der Correas Partei Alianza País (AP) angehört. Er will den linken Kurs fortsetzen und zwei Milliarden US-Dollar zusätzlich in Sozialprogramme investieren.

Alle Prognosen im Vorfeld deuteten darauf hin, dass eine Entscheidung im ersten Wahlgang unwahrscheinlich ist. Wenn ein Kandidat in der ersten Runde nicht mindestens 40 Prozent erreicht und zugleich zehn Prozentpunkte vor dem oder der Zweiten liegt, gibt es am 2. April eine Stichwahl.

Der für seinen Humor bekannte Lenín Moreno sitzt nach einem Raubüberfall seit 1998 im Rollstuhl. Er hatte 2013 bei seinem Rücktritt vom Amt des Vizepräsidenten gesundheitliche Gründe angegeben und eigentlich verkündet, keinen politischen Posten mehr anzustreben.

Der konservative Oppositionsführer Guillermo Lasso, zuletzt auf Platz zwei in Umfragen, fordert, das seit 2012 bestehende Asyl für Wikileaks-Gründer Julian Assange in Ecuadors Botschaft in London zu beenden. Dann droht dem Enthüller von vertraulichen Dokumenten eine Auslieferung nach Schweden, wo ihm sexuelle Vergehen vorgeworfen werden – und von dort womöglich in die USA.

Weniger Armut, wachsende Wirtschaft

Correa tritt nach zwei Amtszeiten nicht erneut an, auch wenn eine Wiederwahl möglich wäre. Zuletzt war die Zustimmung zu ihm von anfangs 80 auf rund 50 Prozent gefallen. Er rief dazu auf, seine „Bürger-Revolution“ wiederzuwählen.

Dank lange sprudelnder Einnahmen aus dem weitgehend verstaatlichten Ölgeschäft wurden in Correas Amtszeit neue Straßen, Flughäfen, Kraftwerke und Krankenhäuser gebaut. Die Armutsquote sank deutlich; Bildungsmöglichkeiten gerade für untere Einkommensschichten wurden verbessert. Die Wirtschaft wuchs in seiner Amtszeit im Schnitt 1,5 Prozent pro Jahr.

Für Kritik sorgte der autoritäre Führungsstil, das Einschüchtern von Medien und die Umweltzerstörungen durch die Ölförderung im Amazonasgebiet, besonders im Yasuní-Nationalpark. Und als der Ölpreis fiel, gerieten auch die Reformprogramme Correas unter Druck, es zeigte sich das Risiko der starken Öl-Abhängigkeit.

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