Portrait Isabella DuMont: Das Ende des Patriarchats

Wer ist Isabella Neven DuMont, die ihren kleinen ausgeschiedenen Bruder Konstantin im Vorstand der Mediengruppe von M. DuMont Schauberg beerbt?

Verfügt zumindest über größeres diplomatisches Geschick als ihr ausgebooteter Bruder Konstantin: Isabella Neven DuMont. Bild: dpa

Vor der Herausforderung wollte Alfred Neven DuMont nicht kneifen. Unerschrocken stieg der Kölner Verlagspatriarch über eine wackelige Leiter in die Höhe. "Ich war schon in schwierigeren Lebenssituationen", kommentierte der damals 82-Jährige seine Kletterpartie.

Das war bei der Einweihung des neuen Hochseilgartens seiner Tochter. Dass er sich zwei Jahre später zu einem noch weitaus waghalsigeren Balanceakt gezwungen sehen würde, dürfte ihm damals nicht in den Sinn gekommen sein. Ende Januar berief der greise Verleger Isabella Neven DuMont in den Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg (u. a. Kölner Stadt-Anzeiger, Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau). Ab dem 1. März soll sie dort ihren ausgeschiedenen jüngeren Bruder Konstantin ersetzen.

Die Berufung Isabellas zeigt, wie gehörig die jahrhundertealte patriarchalische Ordnung, die auch der zweite den Verlag tragende Familienstamm DuMont Schütte pflegt, bei den Neven DuMonts in Unordnung geraten ist. Dass es ausgerechnet einmal an ihr sein würde, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, war weder geplant noch voraussehbar. Im Vorstand und im Aufsichtsrat des Verlags galt bisher eine hundertprozentige Männerquote.

Wie schon in den vorigen Generationen wäre es eigentlich die Sache der männlichen Stammhalter gewesen, die verlegerische Traditionslinie fortzuführen. So reichte Isabellas Großvater Kurt Neven DuMont den Stab selbstverständlich nicht an die Erstgeborene, seine heute 85-jährige Tochter Silvia Milena weiter, sondern an den ältesten Sohn Alfred.

Dessen Erstgeborener Markus Neven DuMont, der sich als Künstler "Spiridon" nannte, rutschte allerdings in die Drogenszene ab und starb 1995. Im selben Jahr trat sein jüngerer Bruder Konstantin in den Verlag ein. Auf ihn, nicht die ein Jahr ältere Isabella, setzte Vater Alfred nun all seine Hoffnungen - bis zum großen Kladderadatsch mit dem Sohn im vergangenen Jahr.

Der Lebensweg von Isabella Neven DuMont, die 1987 ihr Abitur an der Odenwaldschule machte, ging denn auch ursprünglich ganz und gar nicht in Richtung Verlagsspitze. Zwar schnupperte sie während ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Kölner Fachhochschule 1989 mal kurz beim Wirtschaftsmagazin Impulse rein und schrieb nebenbei für verschiedene Pferde-Zeitschriften. Doch auch ihre Tätigkeit als Chefredakteurin für Zeitschriften wie das Araber-Journal oder Pferde heute zwischen 1993 und 2003 schien ebenso eher Liebhaberei wie die Veröffentlichung mehrerer Pferde-Fachbücher.

Als Isabella im Mai 2008 zusammen mit 150 geladenen Gästen - auf der Gästeliste auch Emma-Chefin Alice Schwarzer - in einem Zelt des Zirkus- und Artistikzentrums Köln ihre Heirat mit dem Unternehmer Stefan Vornholt feierte, präsentierte das DuMont-Boulevardblatt Express die Verlegertochter noch als "Eventmanagerin". Nun also muss die zweifache Mutter gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen Eberhard Klein, Franz Sommerfeld und ihrem Cousin Christian DuMont Schütte Deutschlands viertgrößtes Zeitungshaus managen. Ob sie das kann?

Warum nicht? Zumindest scheint sie über ein etwas größeres diplomatisches Geschick als ihr ausgebooteter Bruder Konstantin zu verfügen. "Das Abwägen zwischen überregionaler Bereicherung der Berichterstattung und der regionalen Kompetenz wird stets für uns im Vordergrund stehen", zitierte das Verlagsflaggschiff Kölner Stadt-Anzeiger sie nach ihrer Berufung nur mit einem nichtssagenden, unverfänglichen Satz. Ansonsten vermeidet Isabella Neven DuMont derzeit öffentliche Aussagen zu ihrem Engagement und steht für Gespräche nicht zur Verfügung. Sie wolle sich zunächst in ihre neuen Aufgaben einarbeiten, heißt es aus dem Verlag.

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