Poller in Berlin: Manchmal muss es eben Stahl sein

Eine Arbeitsgruppe in der Verkehrsverwaltung soll Empfehlungen für eine stadtverträgliche Bepollerung entwickeln. Ihr Handlungsspielraum ist begrenzt.

Poller an der Ecke Gräfestraße / Böckhstraße in Kreuzberg, Berlin

Ein schickes Pollermodell? Der hier steht in Kreuzberg Foto: dts Nachrichtenagentur/imago

BERLIN taz | Eine Statistik darüber, wie viele Poller schon an und auf Berlins Straßen stehen, gibt es nicht. Sicher ist nur, dass die Zukunft der Stadt noch eine große Zahl zusätzlicher Stahlröhren, Kunststoffbaken oder Betonschwellen bescheren wird. Sie werden überall dort aufgestellt, wo Radwege sicher auf Straßen geführt werden sollen. „Protected Bike Lanes“ werden diese geschützten Wege auch genannt, deshalb ist auch von „Protektionselementen“ die Rede. Aber sie stehen auch an Straßenkreuzungen, um falsches Kfz-Parken zu verhindern, wo abgestellte Autos die freie Sicht versperren würden.

Wie auch die taz vor Kurzem berichtete, hat sich der regelmäßig tagende „Gestaltungsbeirat Öffentliche Räume“ auf seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, weniger Poller aufzustellen und lieber durch Maßnahmen wie Tempolimits für mehr Sicherheit im Verkehr zu sorgen. Und tatsächlich ist in der Senatsverkehrsverwaltung eine Arbeitsgruppe – die „AG Protektion“ – schon seit einiger Zeit mit der Frage befasst, wie die Bepollerung des Straßenlands funktional und ästhetisch am besten zu bewerkstelligen wäre.

Gegenüber der taz hat die Senatsverwaltung nun klargestellt, dass ein Ziel der Arbeitsgruppe zwar darin besteht, die „große Anzahl an unterschiedlichen Protektionselementen (…) zu reduzieren“ und zu definieren, für welche stadträumliche Situation „welche Elemente aus Sicht des Senats die bevorzugte Lösung darstellen“.

Ob die herrschende Vielfalt dadurch wirklich massiv eingeschränkt wird, bleibt aber abzuwarten: Wie Petra Nelken, die Sprecherin von Senatorin Ute Bonde (CDU), am Montag gegenüber der taz betonte, wird es sich bei den Ergebnissen, die im 1. Quartal 2025 vorliegen sollen, lediglich um Empfehlungen handeln.

Rot-weißes Design als Vorschrift

Da die Straßenbauträgerschaft in vielen Fällen bei den Bezirken liegt, können diese auch entscheiden, welche Poller oder Schwellen sie einsetzen, zumindest im Rahmen dessen, was die Straßenverkehrsordnung (StVO) zulässt oder vorschreibt. So müssen fest verbaute Stahlpoller zum Schutz von Radstreifen – die auch die Senatsverwaltung laut Nelken als „besonders geeignete und haltbare Elemente“ einschätzt – gemäß StVO in rot-weißem Design gehalten sein.

Für flache Schwellen gilt das nicht unbedingt. Wobei im Fall des Radwegs auf der Schönhauser Allee die ausführende InfraVelo kürzlich entschied, die „Radborde“ aus grauem Beton sicherheitshalber doch mit reflektierender weißer Farbe anzumalen.

„Das eine bevorzugte Schutzelement“ wird es laut Nelken am Ende ohnehin nicht geben, aber auch ein ästhetisches Durchregieren des Senats ist im Grunde gar nicht möglich. Zudem sitzen laut Nelken in der AG neben MitarbeiterInnen der Senatsverwaltung, von Polizei, Feuerwehr und der BVG auch VertreterInnen der Bezirke mit am Tisch. Ob zu den Empfehlungen am Ende auch eine regelmäßige Reinigung der Poller gehört, ist fraglich. Allerdings büßen in der Realität viele „Protektionselemente“ ihre optische Wirkung schon bald nach der Aufstellung durch Staub und Ruß stark ein.

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