piwik no script img

Polizeiruf 110Brandenburg, angeschossen

Tote Wölfe und ein verblichener Jagdverwalter: Im schönen Kaskow wird's unheimlich und mörderisch. Der „Polizeiruf 110“ zeigt die etwas andere Landlust.

Waldner (Fabian Hinrichs) trägt den toten Wolf durch Kaskow. Bild: rbb/Oliver Feist

Die Alte ist echt hart: „Erschießen und vergraben, hab ich gesagt, nicht anschießen und liegen lassen.“ Brandenburg. Da, wo die Landlust wohnt und der Großstädter sein Wochenendseelenheil in alten Resthöfen zu finden trachtet. Der neue Brandenburg-„Polizeiruf 110“ (Regie: Ed Herzog, Buch: Herzog und Rainer Butt) lässt die Landlust allerdings ziemlich schwer angeschossen auf der sandigen Dorfstraße liegen.

Es geht um Wölfe. Die haben von Polen aus rübergemacht und traben jetzt in der Abenddämmerung über die Dorfstraße von Kaskow. Das sieht sehr majestätisch aus, wenn man das in Slow Motion filmt – und ganz schön unheimlich.

Der Alten vom Gutshof und dem Vorstand der Kaskower Jäger jedenfalls ruiniert das Wolfsrudel das Geschäft mit den Jägern, die „nicht erst drei Stunden auf dem Hochsitz sitzen wollen“, bevor ihnen irgendwas vor die Flinte läuft, wie Gutsherrin Elisabeth von Taupitz (Monika Lennartz) Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) erklärt.

Pech nur, dass Wolfsbeobachter Stefan Waldner (designierter Franken-„Tatort“-Kommissar Fabian Hinrichs) dem Jagdverwalter der Alten die heimliche Hatz ziemlich erschwert. Aber vielleicht schüchtert den Waldner ja eine Ladung Schrott durch sein Bauwagenfenster ein? Schließlich lassen noch eine Wölfin und der Jagdverwalter ihr Leben, und die Täter auf beiden Seiten, na ja, die sind tatsächlich nicht allzu schwer zu erraten.

Ist aber auch egal. Weil die Wolfsproblematik ohnehin nur Aufhänger für ein eben reichlich nüchtern geratenes Brandenburgporträt ist. „Die gehören nicht hierher“, sagt von Taupitz schmallippig. Die gehören nicht hierher, sagen die Blicke der Dorfbewohner hinter halb zurückgeschobenen Gardinen. Die Wölfe nicht, der Waldner nicht.

Der Krimi

Brandenburg-„Polizeiruf 110“: „Wolfsland“; So., 20.15 Uhr, ARD

Diese stumme Feindseligkeit des Dorfmobs gegen alles, was ihre sandige Dorfstraße zum ersten Mal runterläuft. Den Rest der Landlust erledigen die Wölfe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • MK
    Matze K

    Es war übrigens eine Ladung Schrot, die in den Bauwagen geschossen wurde. Könnte zu Missverständnissen führen, wenn man den Film nicht gesehen hat ;)

    • KP
      Kalle P.
      @Matze K:

      Die Verfassung von Propaganda für den zwangsfinanzierten Schundfunk gehört zu den Strafaufgaben der schreibenden Zunft.

  • „Die gehören nicht hierher“. Das hört man öfter in diesen Zeiten.

    Scheint heute ein realistischer Krimi zu sein.

    • W
      Wolf
      @vic:

      Sie sagen sicher zu einer Wanze im Bett: Die gehört hier her.