Polizei stellt Verkehrsunfallbilanz vor: Mehr Tote, weniger Verletzte

2016 starben 29 Menschen auf Hamburgs Straßen. Der Autoclub setzt auf technische Verbesserungen, der Fahrradclub fordert hingegen mehr Tempo 30 Zonen.

Gefährliche Straße: Im vergangenen Jahr starben in Hamburg drei Radfahrer. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

HAMBURG taz | Zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Abstand und das Ignorieren einer roten Ampel – das waren die wichtigsten Ursachen dafür, dass Menschen 2016 im Straßenverkehr verletzt wurden. Wie die Verkehrsunfallbilanz, die Innensenator Andy Grote (SPD) gestern vorstellte, zeigt, hat es in Hamburg zum vierten Mal in Folge mehr Unfälle als gegeben. Dabei wurden weniger Menschen verletzt, aber mehr Menschen getötet als im Vorjahr. Angesichts der absoluten Zahl der Toten und Verletzten verlangten die Linke und der ADFC vom Senat, die Geschwindigkeit auf mehr Straßen auf Tempo 30 zu beschränken.

2016 sind 29 Menschen im Straßenverkehr gestorben, im Jahr zuvor waren es 20. Weil aber 29 zahlenmäßig wenig sind, hat diese Zahl nur wenig Aussagekraft. Ein Blick auf die langjährige Entwicklung legt nahe, von einer Stagnation auf niedrigem Niveau zu sprechen. Starben 1990 noch 105 Menschen auf Hamburgs Straßen, waren es im Jahr 2000 noch 41, fünf Jahre später 43 und 2015 nur noch 20. Die Zahl der Verletzten sank von gut 12.000 im Jahre 1995 ziemlich kontinuierlich auf gut 9.000 im Jahre 2016.

Für Christian Hieff , den Sprecher des ADAC Hansa, lässt sich das auch mit dem technischen Fortschritt erklären. Zunächst seien passive Systeme wie der Sicherheitsgurt und der Airbag eingeführt worden, dann Assistenzsysteme wie das Anitblockiersystem ABS und das Antischleudersystem. Nächster Schritt seien Notbremssysteme. „Wenn sich das auf dem Markt durchsetzt, werden wir hoffentlich eine weitere Reduzierung der Unfallzahlen haben“, sagt Hieff.

Seit November 2015 seien Notbremssysteme in Lastwagen Pflicht. Der ADAC fordert, diese Systeme so einzurichten, dass sie nicht wie heute dauerhaft ausgeschaltet werden können, was die Fahrer gerne tun, weil es ihnen größere Freiheit verschafft.

Im Jahr 2016 gab es in Hamburg 68.404 Verkehrsunfälle, 1.207 mehr als im Jahr davor.

Zu Sachschäden kam es bei 88 Prozent der Unfälle, zu Personenschäden bei zwölf Prozent.

Die Zahl der Verletzten ging insgesamt von 10.123 auf 9.830 um 2,9 Prozent zurück, die der Schwerverletzten sogar um 5,9 Prozent.

Tödlich verunglückt sind 29 Menschen. Darunter waren drei Radfahrer, neun Motorrad- und Mofafahrer, sechs Fußgänger, neun PKW- und zwei LKW-Fahrer. Im Vorjahr starben 20 Menschen im Verkehr.

Mit 16 Verkehrstoten auf eine Million Einwohner ist das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, in keinem Bundesland geringer als in Hamburg.

Smartphones und andere Elektronik hält die Polizei für eine große Gefahr: 10.000-mal erwischte sie Fahrer beim Bedienen solcher Geräte.

Die Zahl der Unfälle mit Lastwagen ist 2016 stark gestiegen – auch jener, bei denen Menschen verletzt wurden. Elf Menschen, darunter ein Kind, starben bei Unfällen mit Lastern. Wegen der sechs vorgeschriebenen Spiegel dürften Lkw-Fahrer eigentlich heute schon niemanden mehr übersehen, sagte Senator Grote. „Den toten Winkel gibt es bei genauerer Betrachtung nicht mehr.“

Stark gesunken ist im langfristigen Vergleich die Zahl der verunglückten jungen Erwachsenen: von knapp 2.200 im Jahr 2000 auf gut 1.300 im Jahr 2016. Die jungen Erwachsenen sind wie die Senioren zu rund 60 Prozent Hauptverursacher der Unfälle, in die sie verwickelt sind.

„Ab dem Alter von 75 Jahren steigt die Gefahr, Hauptverursacher zu sein deutlich an“, sagte Ulf Schröder, der Leiter der Verkehrsdirektion. Schröder empfahl älteren Verkehrsteilnehmern, ab und zu Fahrten mit Fahrlehrern zu unternehmen. „Dass die Möglichkeiten zur Selbstüberprüfung nur zurückhaltend wahrgenommen werden ist unbefriedigend“, sagte Schröder.

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