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Polizei-Angriff auf Fan-KneipeKnüppeleinsatz bleibt folgenlos

Das Hamburger Landgericht weist eine Klage gegen die Polizei ab. Die hatte das St. Pauli-Fan-Lokal „Jolly Roger“ mit Pfefferspray eingenebelt.

Zähne gelassen: Als der Polizeieinsatz im Juli 2009 endete, war ein Beteiligter zu Schaden gekommen. Und, nein, keiner der Beamten. Bild: WarX/Wikimedia Commons (Montage: taz)

HAMBURG taz | Der Pfefferspray-Überfall auf die FC-St.-Pauli-Fankneipe "Jolly Roger" bleibt für die Stadt Hamburg ohne Folgen - auch zivilrechtlich. Das Landgericht Hamburg lehnte am Dienstag die Schadenersatzklage des Journalisten Sven Klein auf 10.000 Euro Schmerzensgeld ab. Es habe Widersprüche gegeben bei Zeugenaussagen und in Protokollen. Klein waren am 5. Juli 2009 von einem Eutiner Beamten mit dem Knüppel fünf Zähne ausgeschlagen worden.

An jenem Abend war es im Rahmen des Schanzenfestes zu Randale gekommen, die bis ans Millerntorstadion gegenüber dem "Jolly Roger" schwappten. In der Kneipe fand da gerade eine Geburtstagsfeier statt. Ohne ersichtlichen Grund stürmten Eutiner Polizisten gegen 3 Uhr früh das Lokal.

Das hatte die Polizei bislang nicht mal nach ausdrücklicher Fan-Randale nach FC-St.-Pauli-Spielen nicht gemacht. Die Eutiner nun nebelten den Laden mit Pfefferspray ein; den anfangs genannten Grund, die Verfolgung von Straftätern, ließ die Polizei später fallen.

Klein eilte nach eigenen Angaben von Ferne zur Hilfe, als Menschen mit verheulten Augen und nach Luft hechelnd das Lokal verließen. "Ich bin rein und wollte für eine verletzte Frau Wasser zum Ausspülen der Augen am Tresen holen", berichtete er. "Ich musste aber umdrehen - da ging gar nichts."

Es habe sich schon alles wieder beruhigt gehabt, so Klein weiter, da sei eine Polizeieinheit im Gänsemarsch an ihm vorbei marschiert. Plötzlich habe sich ein Beamter umgedreht und ihm "aus heiteren Himmel" mit einem Tonfa ins Gesicht geschlagen: "Ich erinnere, wie der Schlagstock auf mich zukam, das Nächste, was ich erinnere, ist, dass ich am Boden auf den Knien saß und Zähne ausspuckte."

Der Sozialpädagoge und Pfarrer Robert S. bestätigte Kleins Angaben im März vor Gericht: Er habe zufällig in der Nähe gestanden, als ein Polizist zwei Schritte auf Klein zugekommen sei und ihm "frontal ins Gesicht geschlagen hat", sagte S. "Er schlug einfach unvermittelt zu, er hätte auch mich schlagen können."

S. berichtete später, bei seiner Vernehmung beim "Dezernat interne Ermittlungen" dann ein Video von den Ereignissen gesehen zu haben. Darin habe die Attacke mit dem Tonfa-Knüppel jedoch gefehlt, sagte S. "Die Vernehmungs-Beamtin sagte mir, die Batterie sei leer gewesen." Ausschnitte des Videos kursieren inzwischen auch im Internet.

Eigentlich hätte die Stadt für rechtswidrige Polizeieinsätze zu haften - selbst dann, wenn die eingesetzten Polizisten aus dem benachbarten Schleswig-Holstein kommen. Sowohl strafrechtlich als zivilrechtlich bleibt der Brutalo-Einsatz nun wohl ungeahndet: Die 20.000 Euro, die Kleins neue Zähne kosteten, spendeten St.-Pauli-Fans.

Und wie die Piratenfraktion im Kieler Landtag in Erfahrung brachte, sieht sich die Eutiner Polizei nicht einmal dazu veranlasst, Disziplinar-Ermittlungen einzuleiten.

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10 Kommentare

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  • Das nennt man dann wohl politische Justiz. Was dabei wie politisch ist, entscheidet in Hamburg natürlich die Polizei. Den Eutiner Polizisten juckt auffallend oft der Knüppel, deswegen werden die hier auf dem Kiez auch so gern angefordert.

  • Die Polizei sollte mal den Hersteller wechseln, diese Batterien versagen ja häufiger als man denkt.

     

    Muss ein Konstruktionsfehler sein oder so...

    • @Vex:

      Sollbruchstellen nennt man das dann

  • Das ist doch geradezu vorbildlich für unsere Polizei - gefährliche Kneipe gleich mal durchsucht und dabei gefährliche Person aus linkem Millieu beeindruckt. Die Stasi wäre da schon klüger vorgegangen, aber warum die Polizei sich so verhalten hat, ist schon rätselhaft. Immerhin sie haben sich schon selber so zerlegt, dass es authentisch genug für ein Gerichtsverfahren gewesen ist. Und die Gefahrenzone - das spricht alles gegen die Polizei und gegen die politischen Verantwortlichen.

  • "Ich bin nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform, dann kann ich randalieren, ohne dass mir was passiert." So scheinen manche zu "denken", die sich für den Polizeidienst bewerben und dummerweise auch eingestellt werden. Die Polizei eines demokratischen Rechtsstaates muss da kritischer sein - oder bewerben sich zu wenige um diesen schlecht bezahlten und nicht ungefährlichen Job, dass die Länder nehmen, wen sie denn kriegen? Dass die Bewerberinnen aus dem linken Spektrum eher selten sind, liegt auf der Hand. Da muss wohl auch in der Ausbildung noch manches aufgearbeitet werden. Da aber einfach nur "ACAB" zu sagen, ist allerdings sehr debilius.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    ACAB

    • @9076 (Profil gelöscht):

      Sie sind aber sehr einfach

      • 9G
        9076 (Profil gelöscht)
        @MRO:

        All colours are beautiful

    • @9076 (Profil gelöscht):

      Zumindest sehr deutlich, in welchem politischen Spektrum die Polizei ihr sog. Gewaltmonopol auslebt... und welchem Spektrum sie folglich nahe steht. Ist ja nichts neues.