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Abstand halten: Pressekonferenz im Bundeskanzleramt Foto: Christian Thiel/imago

Politikbetrieb in Zeiten von CoronaIm Griff des Virus

Die Büros der PolitikerInnen sind verwaist, der Betrieb brummt weiter. Wie passt das zusammen?

K atrin Göring-Eckardt sitzt in ihrem Haus in Brandenburg und organisiert die Bundestagsfraktion der Grünen per Videoschalte. Von morgens 8 Uhr bis abends 22 Uhr.

Linken-Chefin Katja Kipping hilft ihrer Tochter zu Hause bei den Schulaufgaben und liest am Laptop E-Mails aus der Politik, immer abwechselnd.

Kanzlerin Angela Merkel bläut den Deutschen per Fernsehansprache ein, wie bitter ernst die Lage ist. Eine solche Herausforderung, sagt sie, habe es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben.

Merkel neigt bekanntlich nicht dazu, die Dinge zu dramatisieren. Die drei Frauen haben etwas gemeinsam: Sie versuchen, einen Ausnahmezustand zu managen, Politik zu machen in einer Zeit, in der sich alle Augen auf die Politik richten.

Was ist angemessen, was übertrieben? Wie gelingt es, die Balance zu finden, entschieden zu handeln, aber Panik zu vermeiden? Und wie geht eigentlich Politik, wenn selbst ein Handschlag zum Gesundheitsrisiko wird, für einen selbst und viele andere? Schließlich ist der politische Betrieb ein Kontaktsport, der von Gesprächen, von Debatten und auch von Nähe lebt.

Was richtig ist und was falsch, was fehlt und was zu viel ist, wird sich wohl erst im Nachhinein beurteilen lassen, nach der Krise, mit etwas Abstand.

Regierung und Opposition kooperieren eng miteinander

Eines aber lässt sich jetzt schon sagen, und das ist nicht wenig: Regierung und Opposition arbeiten im Moment so konstruktiv zusammen wie selten. Sie sind schnell. Das Gesetz zur Kurzarbeit wurde innerhalb weniger Tage beschlossen, in Rekordzeit, und in der nächsten Woche soll en passent ein Nachtragshaushalt über 150 Milliarden Euro durch den Bundestag gehen. Und die Politiker suchen Rat bei der Wissenschaft, nicht nur bei dem Virologen Christian Drosten, der auf Twitter nur halbironische Liebeserklärungen bekommt.

Politik in der Corona-Krise: Alle machen weiter, so gut es eben geht. Winfried Kretschmann lässt französische Schwerkranke nach Baden-Württemberg einfliegen. Die Partyhauptstadt Berlin schließt Bars und Restaurants. Bayern verhängt Ausgangsbeschränkungen. Andere Bundesländer folgen, es entsteht ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen, deren Vereinheitlichung Bund und Länder an diesem Sonntag behandeln.

Der Bundestag wird in dieser Sitzungswoche debattieren, aber nur im Notbetrieb. Weniger Abgeordnete, kürzere Sitzungen. „Es ist eine völlige Ausnahmesituation“, sagt Markus Gallander, Pressesprecher der SPD-Fraktion. Viele Abgeordnete seien verunsichert.

Größere Säle, mehr Abstand

Auch im Zentrum der Macht passt man sich an. Das Kabinett ist im Kanzleramt in einen größeren Saal umgezogen, damit genügend Abstand zwischen Merkel und den MinisterInnen bleibt. Die Stühle bei Pressekonferenzen im Kanzleramt stehen jetzt so weit auseinander, dass das Ganze wie eine seltsame Kunstinstallation wirkt.

Die Berliner Bundespressekonferenz, in der die Hauptstadtjournalisten organisiert sind, lädt weiter wie gewohnt dreimal die Woche die Sprecher der Ministerien in den großen Saal im Haus hinter der Spree ein. Aber neuerdings ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Alle Journalisten müssen sich vorher registrieren, Telefonnummer und Privatadresse hinterlassen, damit die Behörden im Falle einer Infektion Kontaktketten nachverfolgen können.

Katrin Göring-Eckardt war in den vergangenen Tagen nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts als sogenannte Kontaktperson der Kategorie I eingestuft. Sie hatte in einer Konferenz neben einem infizierten Grünen-Abgeordneten gesessen und fuhr – nachdem dieser positiv getestet wurde – freiwillig in ihr Haus im Brandenburgischen. Nicht der schlechteste Ort für soziale Enthaltsamkeit: viel Natur, wenig Menschen, man kann kilometerweit laufen.

Göring-Eckardt beobachtet in diesen Tagen eine neue Form der Kooperation zwischen Regierung und Opposition. „Es geht jetzt darum, die Demokratie am Laufen zu halten“, sagt sie am Mittwoch am Telefon. „Natürlich werden wir die Regierung kritisieren, wenn es nötig ist. Aber im Moment ist Zusammenarbeit wichtig.“

Was sie nicht sagt, ist: Es ist nicht ganz einfach, in einer Großkrise Opposition zu sein. Alle hoffen auf die Regierung, alle schauen auf die Handelnden. Wer will da schon nörgeln, wenn es um den Schutz von Menschenleben geht?

Selbstverständlich könnte man kritische Fragen stellen. Taiwan oder Südkorea, Nachbarn von China, haben das Coronavirus schneller in den Griff gekriegt. Nicht mit totaler Isolation, sondern mit Transparenz und Information, vielen Virentests und raschen Behördenentscheidungen. Deutschland könnte sich dort einiges abschauen.

Aber diese Vorbilder werden bisher kaum diskutiert, was auch an der konstruktiv-zahmen Opposition liegt. Andererseits: Wer vor ein paar Wochen gefordert hätte, Karneval in ganz Deutschland abzublasen, wäre geteert und gefedert worden. Nicht nur die Kurve der bestätigten Infektionen ist zuletzt exponentiell gestiegen, sondern auch das Wissen über das Virus – und das Bewusstsein für die Gefahr.

Die verschwundenen Themen

Göring-Eckardt bemerkt, dass Themen, die noch vor Wochen dominant waren, von der Bildfläche verschwunden sind. „Die Themenagenda hat sich komplett verändert“, sagt sie. „Corona verdrängt derzeit alles andere.“ Die Erderhitzung? Kommt nur noch am Rande vor.

Das Flüchtlingsdrama an den EU-Außengrenzen? Bekommt nicht mehr die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt. Und wer war noch mal Friedrich Merz? Ein älterer Herr, der sich mit dem Virus angesteckt hat, ansonsten aber herzlich egal ist.

„Dafür werden andere Themen hochgespült, Einsamkeit zum Beispiel“, sagt Göring-Eckardt. Viele Menschen würden durch die soziale Isolation leiden. Und viele litten jetzt schon, weil sie einsam seien. „Das sind Probleme, Fragen, auf die es Antworten braucht.“

Wie wirkt sich „social distancing“ auf Dauer aus? Wie das Leid der Angehörigen, die sich von Sterbenden nicht verabschieden können? Wie der zu erwartende Anstieg der Arbeitslosigkeit? Auf die deutsche Gesellschaft kommen Verwerfungen zu. Ob die Politik auf alles Antworten findet, ist ungewiss.

Eine neue Empathie ist zu spüren im Berliner Betrieb. Telefonate oder SMS beginnen in der Regel mit Fragen: Wie geht es Ihnen? Sind Sie gesund? Kommen Sie klar? Es sind ernst gemeinte Fragen, nicht der übliche Smalltalk. Man achtet anders aufeinander, hört aufmerksamer zu.

Nur die AfD macht weiter wie bisher. Die Krise wirkt entlarvend für die Rechtsradikalen. Sie fordern „drastische Maßnahmen“ wie den sofortigen Shutdown, haben aber im Detail wenig Konstruktives beizutragen. Stattdessen stänkern sie wie eh und je gegen die Bundesregierung, fordern Grenzschließungen oder die Abschaffung der GEZ.

Und noch eine nie laut ausgesprochene Folge dieser Krise gibt es. PolitikerInnen, für die brutal durchgetaktete Tage die Regel sind, haben plötzlich Zeit zum Nachdenken. Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) wachte vergangene Woche mit einer heftigen Erkältung auf, blieb im Homeoffice und twitterte ein Foto von seiner sonnigen Dachterrasse. Der Tweet war in Scholz'schen Kategorien geradezu beschwingt formuliert. Es war dann übrigens tatsächlich nur eine Erkältung.

Schulunterricht daheim und Presseerklärungen

Katja Kipping sitzt am vergangenen Donnerstag im Auto. Die Vorsitzende der Linkspartei und Bundestagsabgeordnete kommt gerade von einem Interview in einem Fernsehstudio. Für sie war das ein kurzer Ausflug in die „Normalität“. Vor der Corona-Krise wäre Kipping an diesem späten Vormittag jetzt entweder ins Karl-Liebknecht-Haus, die Parteizentrale, oder in ihr Bundestagsbüro gefahren.

Stattdessen geht es nach Hause, wo ihre achtjährige Tochter auf sie wartet. Deren Schule ist seit Dienstag geschlossen. Nun wechselt sich Kipping mit ihrem Mann in der Betreuung ab. „Ich bin jeden zweiten Tag zuständig fürs Homeschooling“, erzählt sie. Einerseits sei es zwar „wunderschön“, mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Andererseits sei es aber auch „unglaublich stressig“, permanent hin und her zu springen zwischen den Schulaufgaben für die Tochter und ihrer politischen Arbeit an Handy und Laptop, also E-Mails lesen und telefonieren.

„Dieses gedankliche und körperliche Hin- und Herpendeln ist extrem ineffizient“, sagt Kipping. „Für jede Aufgabe brauche ich dreimal so lang wie sonst.“

Da alle größeren Zusammenkünfte abgesagt sind und fast alle Sitzungen auf Telefonkonferenzen umgestellt wurden, hat Kipping nur noch wenige Termine außer Haus. Auch ihre MitarbeiterInnen sind im Homeoffice. Alles sei deutlich reduziert. Aber zugleich gebe es eine „ganz neue Notwendigkeit zum Handeln“. Viele Menschen würden sich derzeit per E-Mail an sie wenden, weil sie sich vor enorme soziale und wirtschaftliche Probleme gestellt sähen. „Die ganze Zeit rattert es in meinem Kopf, was wir da tun können.“

Kipping nennt das Beispiel einer Frau, die in der vierzehnten Woche schwanger ist und jetzt in Kurzarbeit gehen muss. „Das bedeutet, dass sie während ihrer Schwangerschaft nun ein deutlich geringeres Einkommen haben wird“, rechnet sie vor. „Damit droht ihr aber außerdem, dass sie dann, wenn das Kind da ist, auch noch ein deutlich geringeres Elterngeld hat.“ Denn das wird nach dem Einkommen der letzten zwölf Monate berechnet. „Da müssen wir die Bundesregierung dazu bringen, dass sie dafür Lösungen findet.“

Die Regierung will die Krise mit vielen Milliarden Euro bekämpfen. Sie baut die Kurzarbeit aus, stellt Hilfen für betroffene Unternehmen bereit. Sie erwartet bis zu 1,2 Millionen neue Hartz-IV-Bezieher, deren Versorgung für sechs Monate knapp 10 Milliarden Euro kostet. Scholz will dem Parlament einen 150 Milliarden Euro schweren Nachtragshaushalt vorlegen. Alles, was es braucht, ist die Devise.

Kipping kommen die Armen zu kurz, die von der Krise besonders betroffen sind, weil sie keine Rücklagen haben. Für die nächste Sitzung des Bundestagssozialausschusses am Mittwoch hat sie eine Berichtsanforderung zu den sozialen Folgen der Corona-Krise eingereicht. „Da habe ich echt viel gesammelt, was ich der Bundesregierung mit auf den Weg geben möchte.“

Nach allem was sie aus dem Krisenstab des Bundestags höre, soll der Höhepunkt der Infiziertenzahlen frühestens im August erreicht sein. Die Krise werde sich also noch ziemlich lange hinziehen. „Umso wichtiger ist es, dass es massive soziale und wirtschaftliche Flankierungen gibt“, fordert Kipping.

An den bisher getroffenen Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens übt Kipping keine Kritik, ebenso wenig wie an den Überlegungen über Ausgangsbeschränkungen. „Natürlich muss man sehr genau schauen, welche Grundrechtseinschränkung ist jetzt temporär notwendig im Sinne unser aller Gesundheit und Schutz des Lebens und welche ist kritisch zu hinterfragen“, sagt sie nur. „Um Missbrauch von Einschränkungen, die für eine gewisse Zeit notwendig sind, einzudämmen, braucht es immer eine wachsame Opposition.“

Erschreckt zeigt sich Kipping darüber, wie lange es gedauert hat, bis die Dimension der Pandemie begriffen worden ist. Das gelte auch für sie selbst. Vor drei, vier Wochen habe sie angefangen, Leuten nicht mehr die Hand zu geben.

„Das war am Anfang ein krasser Einschnitt, für den kaum jemand Verständnis hatte, weil man sonst als Politikerin ja allen Leuten die Hand gibt.“ Die Erkenntnis, dass das sinnvoll ist, sei damals noch nicht weit verbreitet gewesen. „Trotzdem war es noch nicht früh genug, weil ich und alle anderen damit schon viel eher hätten anfangen müssen.“

Kipping fragt: „Warum sind die Mechanismen so, dass es hierzulande erst Tote braucht, bevor Maßnahmen in die Wege geleitet werden, die notwendig sind.“ Das sollten sich alle fragen. Wenn schon vor der Karnevalszeit alle Großveranstaltungen abgesagt worden wären, „wäre die Zahl der Infizierten deutlich geringer“. Damals jedoch fehlte noch die Einsicht in die Notwendigkeit nicht nur in der Regierung, sondern auch in der Opposition. Und in der Gesellschaft ohnehin.

Inzwischen ist Einsicht da, und zwar nicht zu knapp. Am Montag soll das Kabinett den Nachtragshaushalt beschließen. Die im Grundgesetz festgelegte Schuldenbremse soll am Mittwoch im Parlament gelockert werden. Ein Notfallmechanismus wird aktiviert, der mehr Ausgaben erlaubt.

Merkel beriet sich am Sonntag mit den Ministerpräsidenten, per Telefonschalte natürlich. Wichtigstes Thema: bundesweite Ausgangsbeschränkungen. Die Regierung handelt. Vielleicht später, als sie hätte handeln können. Aber jetzt tut sie es entschieden.

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20 Kommentare

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  • Die Zahlen würden ohne Schutzmaßnahmen gravierend ansteigen!!! Es könnte Hundertausende vorzeitige Todesfälle geben.



    Sofern wir das Ganze nicht als globales Komplott, oder gar als Putsch einer ominösen Finanzelite (wie manche unken) erkennen müssen, sind Gegenmaßnahmen zwingend.



    Allerdings halte ich den in Europa eingeschlagenen Weg für gefährlich - für Menschen und die Wirtschaft. Und genau in der genannten Reihenfolge.



    Der Weg der verzögerten "Durchseuchung" (um die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten), der hier in Europa gegangen wird, stellt nämlich ein sehr hohes Risiko für die Gefährdeten dar:



    Verzögerung bedeutet nämlich lang anhaltendes Risiko und lang anhaltende Isolation. Die Wahrscheinlichkeit, dass viele schwere Verläufe auftreten, nimmt mit der Dauer der Angelegenheit immer mehr zu. Und irgendwann ist die Wirtschaft ruiniert und es gibt Anarchie, Revolten, Plünderungen.



    Die schnelle Durchseuchung mit gleichzeitiger planvoller Isolation der Gefährdeten würde ALLE BETEILIGTEN deutlich weniger belasten.



    Nur als Beispiel: Mein hochbetagter Schwiegervater ist in einem Pflegeheim bereits seit über zwei Wochen isoliert. Mit kompletter Besuchssperre. Open End!



    Und das Risiko, dass doch eine Pflegerin das Virus einschleppt steigt mit jedem Tag...

  • Bei aller gebotenen Vorsicht sollte man einmal folgendes überdenken:



    Im Jahr 2018 gab es in Deutschland 954.876 Sterbefälle. Das waren im Schnitt 2.616 Tote pro Tag.



    Die Altersgruppen ab 65 Jahren aufwärts waren daran mit 815.292 Sterbefällen beteiligt - also mit im Schnitt 2.233 Toten pro Tag.



    Vor Covid-19 starben also in Deutschland pro Tag durchschnittlich ca. 2.200 Menschen, die älter als 64 Jahre waren.



    Mit Covid-19 werden - bei gleichbleibender Behandlungsqualität gegenüber 2018 - im Schnitt wohl etwa 2.200 der über 64-Jährigen hier jeden Tag sterben müssen.



    Dazwischen liegt „nur“ Mathematik.

    Eines ist auf jeden Fall jetzt schon ganz sicher: Niemand wird hinterher noch behaupten können, es wäre hier nicht alles Menschenmögliche getan worden.

    • @Rainer B.:

      Die Zahlen >>könnten

      • @Achtsamer:

        Nee - die Zahlen sind. Zwischen 2.500 - 2.700 Menschen sterben hier jeden Tag seit Jahren schon auch ohne Covid-19. Die Darstellung und Zuordnung dieser Toten verändert sich jetzt nur unter dem Eindruck der Pandemie.

        www-genesis.destat...003&zeitscheiben=5

    • @Rainer B.:

      Das hatte ich auch überschlägig ausgerechnet, 80 Millionen, 80 Jahre Lebenserwartung , sind ca 1 Millionen Tote pro Jahr oder 2700 pro Tag. Und hier wird über 100 Tote in mehreren Wochen lamentiert? Ist das verhältnismäßig?

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @Dodoist:

        derzeit! wenn wir nichts machen wachsen diese zahlen exponentiell. Und dann reden wir von einer doppelt so hohen Todesrate wie in Bergamo derzeit.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Die Zahlen wachsen exponentiell - ja. Aber welche Zahlen sind das denn? Wenn man jeden, bei dem jetzt das Corona-Virus nachgewiesen werden kann, als Covid-19 Patienten zählt, verwechselt man einfach Infizierte mit Schwerkranken. Wirklich seriös ist das nicht.

          • 8G
            83379 (Profil gelöscht)
            @Rainer B.:

            Wenn 60% der Bevölkerung es kriegen und 5% davon ins Krankenhaus müssen kollabiert unser Gesundheitsystem. Die Leute denken sich das nicht aus, das ist eine reelle Gefahr.

            • @83379 (Profil gelöscht):

              Reale Gefahr - sicher das für jeden einzelnen Betroffenen schon. Aber was heißt denn hier überhaupt 60%?



              Früher oder später wird ausnahmslos jeder Mensch einmal Kontakt mit dem Virus gemacht haben. Die Frage ist eben nur, in welchem Zeitraum sich dieses real vollziehen wird.



              Richtig ist, dass erst dann wenn ca. 60 - 70% der Bevölkerung die Infektion durchgemacht haben werden, eine sogenannte „Herdenimmunität“ erreicht ist, die dem Virus das eigene Überleben sehr schwer macht.

              Was heißt hier 5%?



              Die Mortalitätsrate (Fallsterblichkeit) beim Corona-Virus liegt irgendwo zwischen 0,5% und 5%. Diese große Ungenauigkeit ist schlicht darin begründet, dass man derzeit nur einen sehr kleinen Bruchteil der tatsächlich erfolgten Infektionen überhaupt gesichert erfassen kann. Es handelt sich jeweils nur um ungenaue Schätzungen auf einer insgesamt wenig belastbaren Datenlage.



              Auf Deutschland bezogen wäre also mit zwischen 400.000 und 4 Mio. Toten zu rechnen. In welchem Zeitraum ist dabei ebenfalls völlig unklar.



              Nun muss man sich immer gleichzeitig vor Augen halten, dass hier regelmäßig auch ohne Covid-19 alle 6 Monate 400.000 Menschen versterben, und darunter sind ganz überwiegend Menschen ab 65 Jahren aufwärts. Nach meinen derzeitigen Informationen kann aber jeder Mensch nur einmal sterben. Dem Tod ist es dabei völlig gleich, ob ein Virus, ein Krebs, ein Diabetes, eine Herzschwäche, oder alles das gemeinsam seine Arbeit für ihn erledigt.

              de.statista.com/st...onavirus-weltweit/

              • 8G
                83379 (Profil gelöscht)
                @Rainer B.:

                Wenn unser Gesundheitsystem kollabiert sterben Leute an einem entzündeten Blinddarm, etc. dann schießt die Mortalität in die Höhe. Es geht ja nicht darum jegliche Tote zu verhindern sondern die Ansteckungen über einen so langen Zeitraum zu strecken, dass das Gesundheitsystem nicht kollabiert.

                • @83379 (Profil gelöscht):

                  „Es geht ja nicht darum jegliche Tote zu verhindern...“. Ok, Sie meinen also, bei alldem geht es hier gar nicht um Menschenleben, sondern um den Erhalt eines instabilen Systems. Damit könnten Sie durchaus recht haben.



                  „Unser Gesundheitssystem“ ist schon seit vielen Jahren am Anschlag, weil man in den Klinken sehr viel Geld in Maschinen und Wasserköpfe investiert und gleichzeitig beim Pflegepersonal gespart hat. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mag das alles ja vielleicht noch irgendeinen Sinn ergeben, aus medizinischer Sicht und im Hinblick auf den Patientennutzen aber leider eben nicht.



                  Wegen entzündeter Blinddärme wird wohl kein Gesundheitssystem der Welt kollabieren müssen und keine Mortalität in die Höhe schießen, wegen fehlendem Personal und Material kann dies allerdings schon bei relativ geringerer Zunahme an Patienten eintreten.

                  • 8G
                    83379 (Profil gelöscht)
                    @Rainer B.:

                    Und trotzdem haben wir eines der besten Gesundheitsysteme der Welt. Und ja es muss mehr Geld ausgegeben werden mehr Personal eingestellt werden etc. Nur derzeit geht das schlecht also muss man das instabile System stabilisieren. Und ja wenn Corona zu einer Situation wie in Bergamo führt dann sterben Leute an behandelnabren Krankheiten weil alle Ärtze und Pfleger zu 150% ausgelastet sind.

                    • @83379 (Profil gelöscht):

                      Mag ja durchaus sein, dass „wir eines der besten Gesundheitsysteme der Welt“ haben, aber was Pandemien angeht, ist es keinen Deut besser vorbereitet als andere Gesundheitssysteme auch - nämlich praktisch gar nicht.

                      • 8G
                        83379 (Profil gelöscht)
                        @Rainer B.:

                        Wie bereitet man sich auf eine Pandemie vor? Wir haben viele Krankenhausbetten, viele Intensivbetten, viele Ärzte. Der neuste Plan für Pandemien ist 3 Jahre alt, wir sind einigermaßen vorbereitet. Auf solche Katastrophen kann man sich nicht vorbereiten so eine Seuche kommt einmal alle 100 Jahre daher. Wir haben eine gute Industrielle Basis das ist das wichtige, die kann neue Beatmungsgeräte und Betten produzieren, etc. das muss an Vorbereitung reichen.



                        Die Armee ist ja auch nicht auf einen Weltkrieg vorbereitet, so ist das halt man kann guten Alltagsbetrieb leisten oder sich auf eine Katastrophe vorbereiten beides geht nicht.

                        • @83379 (Profil gelöscht):

                          Ich fürchte nur, der ganze Aufwand wird am Ende womöglich gar nichts gebracht haben können, weil man es versäumt hat, z.B. für genügend geeignete Leichensäcke zu sorgen.



                          Der Tod ist zwar ein ganz wesentlicher Teil unseres Lebens, aber leider mehr und mehr zu einem gesellschaftliches Tabu geworden - mal abgesehen von der virtuellen Leichenflut in Film und Fersehen. Man denkt einfach nicht gern daran und will damit nach Möglichkeit im Alltag doch gar nichts zu tun haben.

                          • 8G
                            83379 (Profil gelöscht)
                            @Rainer B.:

                            Leichensäcke wird kein Problem zur Not gibt es halt Massengräber, ist nicht schön, aber im Zweifelsfall geht es nicht anders. Jetzt hoffen wir aber mal das nicht mehr viele sterben (weltweit) und wir jedem ein würdiges Begräbnis zukommen lassen kann.

                            Bei ihrem zweiten Punkt bin ich voll bei ihnen, unsere Gesellschaft hat ein extrem ungesundes Verhältnis zum Tod, und ich wage mich jetzt mal aus dem Fenster diese Reiselust der Deutschen, dieses Bedürfnis jeden Mist auf Social-Media zu teilen und sich soviel sinnlosen Krempel zuzulegen und damit die Umwelt zu zerstören ist auch ein Eskapismus sich nicht mit dem Tod auseinanderzusetzen.

                            • @83379 (Profil gelöscht):

                              So möchte ich denn abschließend auf meinen ersten Kommentar oben zurückkommen, in dem ich dargelegt habe, dass in Deutschland auch ohne Covid-19 jeden Tag im Schnitt 2.600 Menschen sterben. Mir war das in dieser Größenordnung vorher selbst gar nicht bewußt und den meisten anderen dürfte es wohl auch so gehen. Bleiben Sie gesund!

                              • 8G
                                83379 (Profil gelöscht)
                                @Rainer B.:

                                Mir auch nicht macht aber Sinn diese Zahlen sich verdeutlichen, Andererseits wenn Italien jetzt fast 1000 Menschen pro Tag an Coronavirus sterben zeigt das ja den Ernst der Lage ohne diese Maßnahmen wäre unsere Todesrate vermutlich doppelt oder dreifach so hoch.

                                Ja bin dummerweise krank geworden bevor das alles losging (mein Leben lang gesund und dann sowas) aber wird wieder, bleiben sie auch gesund,

  • Wer trägt die ökonomischen und sozialen Folgekosten?

    Die großen Kapital- und Privatvermögen bleiben außen vor! Die persönlich leistungslosen Erbschafts-MultimillionärInnen und Dividenden-MilliardärInnen bleiben auch weiterhin, so wie zuvor auch schon in sozialen und wirtschaftlichen Krisen, unangetastet.

    Da stellt sich berechtigterweise die Frage, so auch für die bürgerliche Gesellschaft, wem gehört der Staat, der Mehrheit seiner Bürger und Bürgerinnen, oder der Macht und Herrlichkeit der Finanz- und Monopolbourgeoisie? Sowohl auch wie in Deutschland und deren Europäischen Union, wie in den Vereinigten Staaten, China und Japan, weltweit?

  • Was hier leider überhaupt nicht zur Sprache gebracht wird: die Verwaltung des Bundestages, immerhin mehrere tausend Menschen, ist ÜBERHAUPT NICHT vorbereitet. Und die Schuld dafür trägt eindeutig der noch amtierende Direktor und seine Herrenmannschaft in der ZV (Zentrale Verwaltung). Jeder, der in den letzten Jahren auf einer Personalversammlung des Bundestages war, weiß, dass immer und immer wieder von der Personalvertretung die Digitalisierung der Arbeitsplätze, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Home Office angemahnt wurden. Und wieder und wieder haben Direktor und Co. diese abgelehnt. Teils mit haarsträubend falschen, kontrafaktischen Behauptungen, z.B., dass Home Office die Identifikation mit dem Arbeitgeber schädige. Wieder und wieder wurde darauf verwiesen, dass alle Bundesministerien und Landtage problemlos Home Office und flexible Arbeitszeiten ermöglichen, wieder und wieder hat der Direktor die Debatte abgewürgt. Momentan wird nach "kreativen" Lösungen gesucht, in anderen Worten: es herrscht Chaos. Dabei hätte man bereits vor Jahren tätig werden müssen. Nun richt sich, dass selbst jetzt nur 150 Laptops fürs Home Office vorhanden sind - bei mehreren tausend Verwaltungsangehörigen im Bundestag.