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Polens neuer englischer AuslandssenderGegen die „Feindpropaganda“

Überraschend hat Polen den Sender TVP World gestartet. Erster Interviewpartner war ein AfD-Politiker, der sich über Migration auslassen durfte.

Hauptmoderator Michał Rachoń ist auch ein Star des nationalpopulistischen Staatssender TVP Info Foto: Screenshot: www.tvpworld.com

Warschau taz | TVP World heißt Polens neuer englischsprachiger Auslandssender, der überraschend schon diese Woche freigeschaltet wurde. Die Bürger und Bürgerinnen im Ausland sollen erfahren, was „wirklich“ in Polen abgeht – von polnischen Jour­na­lis­t:in­nen. Aus­lands­kor­res­pon­den­t:in­nen werden von den regierenden Nationalpopulisten immer wieder diffamiert, wenn sie kritisch berichten. Gegen diese „Feindpropaganda“ soll nun TVPWorld Abhilfe schaffen. Geplant ist ein 24-Stunden-Sender in mehreren Sprachen, beginnend mit dem englischsprachigen Kanal.

Polen werde die Nato-Staaten auf Basis von Artikel 4 des Nordatlantikpakts zu Konsultationen einberufen, hieß die Hauptnachricht am Donnerstag. Dazu waren Bilder eines „Kampfs“ von „Angreifern“ zu sehen, die am geschlossenen Grenzübergang Kuźnica Steine und Erd­klumpen von der belarussischen Seite auf die polnische schleuderten. Aus weiter Entfernung zeigten dann Luftbilder, wie sich „die Polen“ wehren: Drei Wasserwerfer schlugen bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt die „Migranten“ in die Flucht.

Was aus dem Bericht nicht hervorging, hatten zuvor BBC und CNN von der anderen Seite aus berichtet. Flüchtlinge und belarussische Sicherheitskräfte sind leicht auseinanderzuhalten. Die einen tragen graue Kapuzenpullover, die anderen meist mehrere Pullover übereinander und knielange Parkas. TVP World zufolge waren die Angreifer aber „aggressive Migranten“. Frauen und Kinder kamen kaum ins Bild, auch keine Nahaufnahmen von verzweifelten Geflüchteten. Nur ein kilometerlanger Stacheldrahtzaun, hinter dem inzwischen fast 20.000 polnische Sicherheitskräfte stehen, um Polen und die Europäische Union „heldenhaft, pflichtbewusst und patriotisch“ zu verteidigen.

Unabhängige Jour­na­lis­t:in­nen dürfen schon seit fast drei Monaten nicht mehr von der Grenze berichten. Polens Nationalpopulisten von der PiS-Partei haben entlang der 400 Kilometer langen Grenze eine 3 Kilometer breite Nachrichtensperrzone eingerichtet, aus der nur Bilder und Informationen des Innen- und Verteidigungsministeriums sowie der Geheimdienste an die Öffentlichkeit dringen sollen.

Gesendet werden soll im Stil des Staatssenders TVP Info

Das hat so lange funktioniert, wie auch der belarussische Präsident Lukaschenko keine unabhängigen Jour­na­lis­t:in­nen an die Grenze ließ. Als dort aber BBC und CNN auftauchten, waren plötzlich Bilder von der Grenze im Umlauf, die die PiS-Politiker bislang als „Feindpropaganda“ diskreditiert hatten.

Genau diese haben Polens Regierung offenbar veranlasst, den Start von TVP World vorzuziehen. Gesendet werden sollen Informationen aus Polen und der Welt im Stil des von der PiS kontrollierten Staatssenders TVP Info.

Der erste Interviewpartner, den sich Hauptmoderator Michał Rachoń in seine TVP-World-Sendung einlud, war der deutsche AFD-Europaabgeordnete Nicolaus Fest. Dieser hatte mit zwei weiteren Autoren einen Bericht zur EU-Migrationspolitik vorgelegt, kritisierte den angeblich hohen Lebensstandard von Flüchtlingen in Deutschland und machte Kanzlerin Merkel für die „Magnetwirkung Deutschlands auf die Armen der ganzen Welt“ verantwortlich.

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2 Kommentare

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  • welche "Werte" teilen wir mit Polen noch mal?

  • Nach Russia Today nun Polska Today … das braucht kein Mensch!



    Wenn die schlau sind, sollten sie das Format besser deutschsprachig bringen … noch eine nicht unbedeutende Community in diesem Land, die aufgehetzt und als “fünfte Kolonne” instrumentalisiert werden kann.



    Die AfD kann sich die Hände reiben, kostenlose Feindpropaganda aus dem benachbarten EU-Ausland … man kann sich ja der Unterstützung beider Seiten sicher sein: Putin/Lukaschenko auf der einen und der PiS in Polen auf der anderen Seite, Hauptsache, es geht gegen die Menschenrechte … den Widerspruch in der rechtspopulistischen Strategie in dieser Sache bemerkt eh kein AfD-Wähler.