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Podcast über DisneyfilmeProbier’s mal mit Kritik

Der Podcast „Sei hier Gast“ spricht über Disneys Prinzessinnen, Bösewichte und Realverfilmungen. Dabei bleibt die Kritik an der Oberfläche.

Mogli und Balu der Bär aus dem Dschungelbuch von 1967 Foto: Mary Evans/imago

Es scheint, als seien die Moderatorinnen Franzi und Shari dem Zauber von Disney komplett verfallen. In unregelmäßigen Abständen sprechen die Frauen in „Sei hier Gast“ über verschiedene Figuren und Szenen in Disneyfilmen. Eine Folge kann dabei gut mal drei Stunden lang sein – was auch daran liegt, dass die beiden eine Weile brauchen bis sie überhaupt ins Thema einsteigen. In der Restzeit beweist der Podcast, dass es noch Menschen gibt, die endlos über Disney schwafeln können, ohne sich wirklich kritisch damit auseinanderzusetzen.

Der Podcast

„Sei hier Gast: Folge 29 „Disneys WTF-Momente“, überall, wo es Podcasts gibt

Franzi ist Redakteurin bei RTL, Shari Bloggerin und Tättowiererin. Beide sind Disneyfans, Franzi arbeitete sogar mal im Disneyland Paris, dem „glücklichsten Ort der Welt“. Für Kinder seien die Animationsfilme „ganz genauso wichtig wie Laufen lernen“ und ein „absoluter Bestandteil einer jeden Kindheit“. Dabei übersieht sie, dass die teils sehr rassistischen Filme für nichtweiße Kinder alles andere als zauberhafte Märchen sind.

Immer wieder versuchen die beiden, die erfolgreichen Filme kritisch zu hinterfragen – doch sie bleiben dabei lediglich an der Oberfläche. So wird der Film „Peter Pan“ und dessen Protagonist für sein Selbstbewusstsein als „unerträglich egoistisch“ kritisiert, aber die stereotype Darstellung der indigenen Bevölkerung mit roter Haut, Federn im Haar und wenig gebildet klingender Sprache thematisieren sie nicht.

Und das Dschungelbuch oder Aristocats?

Bei „Dumbo“ wird immerhin die Krähen-Szene aufgegriffen, in der das Stereotyp des singenden und tanzenden Schwarzen „Jim Crow“ auftaucht. Dass aber zu Beginn desselben Films Schwarze Menschen als gesichtslose, singende Sklaven gezeigt werden, wird nicht erwähnt.

Weitere Kritik wie weiße Schönheits­ideale, Beteiligung an Kriegspropaganda oder Arbeitsbedingungen in den Vergnügungsparks bleibt aus. Stattdessen klingen die Folgen, als würde man Cinderella und Schneewittchen beim Kaffeeklatsch zu­hören.

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2 Kommentare

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  • Die Disney-Autoren von vor ~60 Jahren haben eben nicht die Weitsicht gehabt, dass vieles, was vor sich geht und selbstverständlich erscheint, unfair, rassistisch und diskriminierend ist. Diese Erkenntnis gab es damals einfach nicht und jeder - JEDER - Konsument dieser Medien hat sich daran Jahrzehnte nicht gestoßen, weil die ganze Gesellschaft nun mal so gedacht hat. Aus heutiger Sicht ist es einfach, zu behaupten, "das gehe gar nicht", aber was will man von bereits bestehenden Büchern, Filmen und sonstigen Aufzeichnungen erwarten? Sollen die sich automatisch der jeweiligen gesellschaftlichen Laune anpassen? Sind es nicht auch Zeitdokumente, deren Wert u.a. darin besteht, dass sie genau so sind, wie sie sind, und einen Zeitgeist widerspiegeln, egal wie falsch er war?



    Muss jetzt wirklich jedes Staubkorn aus der Vergangenheit bezüglich politischer Correctness neu geprüft und angeprangert werden? Das wirkt inzwischen echt übertrieben! Niemand wird gezwungen, sich das Dschungelbuch oder Aristocats anzuschauen, und Kinder, die noch in der Lage sind, diese Filme zu genießen, werden nicht automatisch zu Rassisten. Da haben die Eltern deutlich mehr Einfluss. Ein weiteres Mal wird vom eigentlichen Problem abgelenkt und eines geschaffen, das es nicht gibt, und wo die Betroffenen nicht mal gefragt wurden, ob sie überhaupt betroffen sind.



    Oder glaubt Ihr wirklich, indische oder afrikanische Kinder fühlen sich beim Konsum von Disney-Cartoons automatisch schlecht, weil ihre Hautfarbe da unterrepräsentiert ist?

  • Als Kind habe ich Dschungelbuch geliebt!