Podcast „We Care“: Im Zweifel geht es ums Überleben
Das deutsche Gesundheitssystem ist marode. Welche Folgen das hat und was ein Streik verändern kann, erzählt eine neue Folge von „We Care.“
BERLIN taz | Eine Person hat einen Herzinfarkt, kommt ins Krankenhaus, wird medizinisch betreut, stabilisiert, gepflegt. Doch nach wenigen Tagen ist damit Schluss. Warum? Weil die Patient*in dann nicht mehr profitabel ist. Und wer kein Geld bringt, muss Zuhause gesund werden. Trotz Herzinfarkt.
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Dieser Logik folgt das deutsche Gesundheitsystem. Ein Schlüssel gibt vor, wie viele Tage ein*e Patient*in mit einer bestimmten Erkrankung im Krankenhaus bleiben sollte. Denn: Krankenhäuser sind Betriebe, die Profite einholen müssen. Am Ende des Jahres müssen die Zahlen stimmen. Und manche Patient*innen kosten zu viel.
Warum das ein Problem ist, bespricht eine neue Folge des feministischen taz-Podcast „We Care“. Podcast Host Sarah Ulrich spricht mit Kira, Intensivpflegerin am Uniklinikum Köln, und Carla, Vertreterin der Kampagne „Profite schaden Ihrer Gesundheit.“ Die beiden waren am wochenlangen Streik der Gesundheitsbeschäftigten in NRW beteiligt, der erst vergangene Woche zur Einigung gekommen ist,
Sie erzählen im Podcast von ihrem Alltag in der Klinik, von ausgelaufenen Medikamenten, die fast zum Herzstillstand führen, von Betreuungsschlüsseln über die Kira sagt: „Ich gucke, dass alle überleben – dann bin ich zufrieden mit meinem Dienst.“ Mehr, so die Pflegekraft, sei im aktuellen System nicht möglich. „Und wir können dieses System nicht mehr tragen“, so die beiden.
Denn: Im Zweifel geht es ums Überleben. Wie ein Streik diese Situation verändern kann, welche Ansätze es braucht, um eine Verbesserungen im deutschen Gesundheitssystem zu erzielen und was das mit Feminimus zu tun hat, diskutieren Kira und Carla mit Sarah Ulrich in der neuen Folge „We Care.“
„We Care!“ Der feministische taz-Podcast zu emotionaler Arbeit und Care. Immer monatlich auf taz.de, Spotify, Deezer und iTunes.
Leser*innenkommentare
Sebastian1341
ArztInnen hängen noch immer einer komplett verqueren individuellen Leistungsethik an, in der jeder Versuch, sich kollektiv für bessere Bedingungen und mehr Bezahlung einzusetzen, von KollegInnen torpedierrt wird.
JedeR will selbst die/ der beste sein und lässt sich dafür vor den Karren der Gesundheitsökonomie spannen.
Als Ergebnis verdienen KlinikärztInnen bald weniger als LehrerInnen, arbeiten doppelt so viel, haben doppelt so lange studiert und hatten oft ein Abi mit 1,0.
Aber: selbst schuld, weil nicht fähig zu effektiver gemeinsamer Lobbyarbeit.