Plastikmüllexport nach Malaysia: Zurück an den Absender

Österreichische Firmen exportieren tonnenweise Plastikmüll. Doch nun ist falsch deklarierte Fracht aufgetaucht.

Plastikmüllhalde in Malaysdia.

Einhundert Tonnen kontaminierter Müll ging zurück: Eine illegale Plastikmüllhalde in Malaysia Foto: Lai seng sin/reuters

WIEN taz | Einhundert Tonnen verseuchter Plastikmüll sind aus Malaysia nach Österreich zurückgeschifft worden. Die vier Container stehen seit wenigen Tagen im Bahnhof Enns in Oberösterreich. Das Umweltministerium in Wien hatte die Rückholaktion veranlassen müssen, weil der kontaminierte Plastikschrott fälschlicherweise als recycelbar exportiert wurde. Gegen mehrere Unternehmen in Niederösterreich laufen deshalb strafrechtliche Ermittlungen.

Ein Plastikrecycler in Malaysia hatte vor vier Monaten entdeckt, dass der Müll, den er als Recyclingmaterial gekauft hatte, kontaminiert war. Als seine Beschwerde beim österreichischen Verkäufer fruchtlos blieb, wandte er sich an das Umweltministerium in Wien und schließlich an Greenpeace Österreich. „Wir haben dann einen Kollegen in Malaysia hingeschickt“, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. Eine kleine Stichprobe wurde auch in einem Labor in Österreich untersucht.

Von den insgesamt 28 Containern mit mehr als 700 Tonnen Müll lagen nur noch vier Container verplombt im malaysischen Zoll. Der Rest sei schon ausgeladen gewesen, was die Beweislage verschlechtert habe. Und so musste Österreich nur diese vier Container zurückholen.

Bei den Abfällen handelt es sich großteils um Plastikteile aus elektronischen Geräten, die mit Feuerhemmern und anderen Chemikalien behandelt sind. Die Entsorgung in Österreich ist möglich, aber teuer; sie kostet 100 bis 120 Euro pro Tonne. Wenn man die Plastikteile exportiert, kann man mit dem Müll noch ein Geschäft machen. Die Versuchung, die Ware falsch zu deklarieren, ist daher groß.

Malaysia hat China abgelöst

Malaysia ist einer der größten Müllabnehmer, seit China 2018 den Import von Plastikmüll eingestellt hat. Chinesische Unternehmer hätten daraufhin Malaysia als neuen Standort für ihre Recyclingbetriebe entdeckt, sagt Panhuber. Einer der größten Exporteure ist Deutschland.

Dass in Malaysia nur ein Teil der Abfälle tatsächlich der Wiederverwertung zugeführt wird, beweisen die wachsenden Mülldeponien. Manfred Santen, Chemiker bei Greenpeace Hamburg, hat südlich der Hauptstadt Kuala Lumpur riesige Dumpsites gesehen: „Zwischen den riesigen Palmölflächen haben sich Recyclingbetriebe in Gewerbeparks angesiedelt.“

Was sie nicht verwenden können, laden sie offenbar auf wachsenden Müllhalden ab, sagte Santen der taz: „Abends wird das noch in Brand gesteckt, damit mehr Platz ist.“ Beschwerden über Atemwegserkrankungen hätten drastisch zugenommen.

Österreichs Gesetz über den Export von Müll wurde mit Jahresbeginn verschärft. Aber auch vorher ist der Export von kontaminiertem Müll notifizierungspflichtig gewesen. Greenpeace fordert, dass der Export von Abfällen in Staaten mit niedrigeren Umweltstandards als Österreich generell verboten werden müsse.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.