piwik no script img

Plan von Agrarministerin KlöcknerNoch gut ein Jahr Kükentöten

Lange hatte Agrarministerin Klöckner auf einen freiwilligen Verzicht vom Kükentöten gesetzt. Nun soll ein Gesetz das Töten von Hahnenküken verbieten.

Julia Klöckner wird vorgeworfen, beim Thema Kükentöten zu lange gewartet zu haben Foto: Christian Spicker/imago

Berlin taz | Das routinemäßige Töten frisch geschlüpfter, männlicher Küken soll in Deutschland ab Januar 2022 verboten sein. Das Geschlecht der Tiere soll dann schon im Ei bestimmt werden, sodass die männlichen Küken gar nicht erst schlüpfen. Der Gesetzentwurf, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte, sieht noch eine zweite Stufe vor: Ab Januar 2024 müssen Methoden zur Geschlechtserkennung angewandt werden, die vor dem siebten Bruttag greifen. Denn ab dem siebten Tag empfänden Hühnerembryonen Schmerz, heißt es im Gesetzentwurf.

Noch werden jährlich 45 Millionen männliche Küken mit Kohlendioxid erstickt, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen. Das Bundesverwaltungsgericht urteilte im Juni 2019, dass diese Praxis dem Tierschutzgesetz widerspreche. Denn: „Dem Leben eines männlichen Kükens aus Legelinien wird jeder Eigenwert abgesprochen.“

Die bisher marktreifen Verfahren würden das Geschlecht im Ei zwischen dem 9. und dem 14. Bebrütungstag erkennen, teilte das Ministerium mit. „Es wird dennoch weiter geforscht, um zu einem noch früheren Zeitpunkt die Geschlechterbestimmung im Ei vornehmen zu können.“ Bei einem dieser Verfahren wird mit Hilfe einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Ei gewonnen, deren Hormonzusammensetzung auf das Geschlecht schließen lässt.

SPD, Grüne und Tierschutzbund kritisierten, Klöckner habe zu lange erfolglos versucht, die Geflügelbranche zu einem freiwilligen Ausstieg aus dem Kükentöten zu bewegen. „Sowohl im Koalitionsvertrag als auch in einem ergänzenden Entschließungsantrag hatten wir schnellere Lösungen beschlossen. Vereinbart war, bis zur Mitte der Wahlperiode [also Herbst 2019, die Red.] das Verbot der Kükentötung durchzusetzen“, sagte die Tierschutzexpertin der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag. Tierschützer forderten, statt auf die Geschlechtserkennung etwa auf Zweinutzungshühner zu setzen, die sowohl Eier als auch Fleisch in brauchbaren Mengen produzieren.

FDP: Jetzt wird woanders geschreddert

Der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Karlheinz Busen, warf Klöckner vor, ihr Plan werde dafür sorgen, „dass zukünftig Küken kurz hinter der Grenze geschreddert werden“. Die Ministerin vertue die Chance der EU-Ratspräsidentschaft, um ein europaweites Verbot anzustoßen.

Klöckner wies dies zurück. Sie arbeite auf EU-Ebene an einer einheitlichen Regelung, dies gehe aber nicht so schnell. Wer auf Europa verweise, schiebe den Tierschutz „auf die lange Bank“. (mit dpa, afp)

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Bezüglich des letzten Satzes stimme ich Frau Klöckner zu.