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Plagiatsvorwurf gegen LammertDoktorarbeit wird geprüft

Der Bundestagspräsident hat schnell reagiert: Gleich nachdem ein Plagiatsvorwurf gegen ihn laut wurde, hat er seine Universität um Prüfung der Doktorarbeit gebeten.

Plagiatsvorwürfe haben schon mehreren Parteifreunden das Amt gekostet, nun ist Norbert Lammerts Doktorarbeit an der Reihe. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nach dem Aufkommen eines Plagiatsvorwurfs lässt Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) seine Doktorarbeit überprüfen. „Ich habe die Universität Bochum unverzüglich darum gebeten“, sagte er am Dienstag der Zeitung Die Welt.

Zugleich ist er sich keines Fehlers bewusst: „Ich habe meine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt.“ Auf Anfrage zu seiner Dissertation ließ er außerdem mitteilen, er sei „von ihrer wissenschaftlichen Qualität überzeugt“.

Die SPD findet Lammerts Initiative zur Prüfung richtig, wie ihr bildungspolitischer Fraktionssprecher Ernst Dieter Rossmann im Kölner Stadt-Anzeiger am Dienstag sagte. „Bis das Ergebnis vorliegt, sollten sich alle Beteiligten mit Kommentaren zurückhalten.“

Unter dem Pseudonym des Plagiatsjägers der zurückgetretenen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) wirft ein anonymer Blogger Lammert vor, auf 42 Seiten seien Unregelmäßigkeiten zu finden. „Einen erheblichen Teil der als verwendet angegebenen Literatur hat er ganz offenbar nicht gelesen; dies wird insbesondere anhand der Übernahme zahlreicher charakteristischer Fehler aus der Sekundärliteratur deutlich“, schreibt „Robert Schmidt“ auf der Internetseite lammertplag.wordpress.com. Der Welt sagte er, Lammert habe plagiiert.

Lammert hatte die Dissertation mit dem Titel „Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung - Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet“ 1974 an der Ruhruniversität Bochum eingereicht, 1975 wurde er promoviert.

Plagiatsvorwürfe haben bereits eine ganze Reihe von Politikern zu Fall gebracht: etwa den damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Silvana Koch-Mehrin (FDP), und Schavan. Schavan klagt gegen den Entzug ihres Doktortitels.

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5 Kommentare

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  • CV
    Christian V.

    Das Thema wird völlig falsch behandelt. Ich finde als erstes müssen alle Vorstandsmitglieder der betroffenen Universitäten zurücktreten. Denn nur durch öffentliche Ämter wird bekannt, dass offensichtlich keine ausreichende Korrektur der Arbeiten durchgeführt wird. Bei drei bekannt gewordenen Fällen aus der Politik sind warscheinlich 85% der Doktortitel von Universitäten falsch vergeben.

  • S
    Sören

    Langsam wird das herumwühlen in uralten Doktorarbeiten wirklich lächerlich. Wahrscheinlich kommen als nächstes die Arbeiten von Adenauer und Erhard dran. Ich glaube auch nicht, dass es noch um die Sorge um wissenschaftliche Korrektheit geht, sondern wohl eher um Wichtigtuerei.

     

     

     

    Außerdem ist es nicht in Ordnung, solche Anschuldigungen anonym zu machen. Wenn man so etwas behauptet, sollte man sich schon zu erkennen geben, und nicht in der Anonymität des Internets verstecken.

  • BA
    bronzo alla playa

    Na ja, bißchen kleinstkariert und 'n paar Kinkerlitzchen, die der Gegenleser da in Lammerts Arbeit moniert. Oft ist von "Bauernopfern" die Rede. Doll ist das alles nicht. Lammert macht sich nicht fremder Leute Ideen zueigen, ohne sie wenigstens zu zitieren. Das unterscheidet ihn von Schavan. Als Dissertation würde ich sagen: okay Bòchum 80er. Sein Doktorvater hiess Faul. Tja, ne. Heute: nicht mal Diplom-Niveau.

     

    Sieht eher nach sommerlicher Merkel-Springer-Intrige gegen den aufrechten BT-Präsi aus. Nichts zum Zurücktreten, vielleicht will man ihn an einer Weiterkandidatur hindern.

     

    Passt gerade so eben als halbgarer Zwischenaufreger am Strand - vor dem nächsten Snowden As. Hrrrr...tssss.

  • L
    lowandorder

    "....„Einen erheblichen Teil der als verwendet angegebenen Literatur hat er ganz offenbar nicht gelesen; dies wird insbesondere anhand der Übernahme zahlreicher charakteristischer Fehler aus der Sekundärliteratur deutlich“..."

     

     

     

    Also das halte ich in dieser Allgemeinheit - mit Verlaub - für einen, ziemlichen, auch unwissenschaftlichen, steilen Schluß.

     

    Naheliegend ist vielmehr: Lammert hat die von einer Schreibkraft mittels Schreibmaschine (1975!) eingefügte Sekundärliteratur anschließend nicht sorgfältig gegengelesen;

     

    also bissel schlampert, der Herr Lammpert, gell!

     

     

     

    Ps der seriöse Herr Lammert ist da sicher unverdächtig, aber in Zeiten der Hochschulauseinandersetzung, Abwürgen von wissenschaftlichen Karrieren etc war das Dissen mittels Tippfehlern in Zitaten, Verhunzen von Namen etc ein beliebtes Spiel des roll back.

     

    (meine schönste diesbezügliche Erinnerung:

     

    - "Walter Schmidt früher auch Glaeser" - ;

     

    ja genau der, der unlängst fulminante via LÜGT KTG-Verteidiger;

     

    letzteres geht aber klar:" dieser Herr kann das Wasser nicht halten" befand ein Mitglied des Bayrischen Senates mal passend)

  • F
    Fuzzy

    Diesen sogenannten Plagiatsjägern hätte vor knapp 71 Jahren eine goldene Zukunft gewunken. Da hätten es einige zum Blockwart oder vollberuflichen Anschwärzer oder Aufpeitscher gebracht. Bei der Stasi wären solche Exemplare bestimmt auch groß rausgekommen...