Pläne für Hochschul-Sanierung: Uni-Bretterzaun bleibt stehen
Senatorin Stapelfeldt gibt Ausblick auf Hochschul-Bau: Musikhochschule wird 2015 saniert, Philturm wohl erst 2017. Alles läuft über Mieter-Vermieter-Modell.
HAMBURG taz | Rechtzeitig vor der Bürgerschaftswahl im Februar hat Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gestern einen bunt bebilderten Überblick über 24 Vorhaben im Hochschulbau präsentiert. Insgesamt würden über 900 Millionen Euro in der laufenden und der folgenden Wahlperiode bis 2019 investiert, sagte sie. Das klingt nach viel. Doch hohe Beträge fließen in Spezialprojekte wie beispielsweise in die 22 Millionen Euro teure „Forschungstierhaltung“ am UKE.
Für die von der Masse genutzten Bauten wie den Philturm oder das „E-Hochhaus“ der Ingenieurwissenschaftler am Berliner Tor ist nur eine Sanierung über „Mieter-Vermieter-Modelle“ geplant.
Auf dem Titel von Stapelfeldts kleinem Heft sieht man eine hübsche Computergrafik der zukünftigen Hochschule für Musik und Theater (HfMT), deren elfenbeinfarbene Fassaden ins grüne Alstervorland ragen. Sie wird bis 2017 grundsaniert. Es gibt neue Elektrik, neue Fassaden und neue Bühnentechnik im HfMT-eigenen Theater. Für zwei Jahre müssen die Nachwuchskünstler in die City Nord ausweichen. Danach sollen im Kellergeschoss des 70er-Jahre-Baus auch die von Hannelore Greve gestifteten Übungsräume fertig sein. Alles in allem kalkuliert die Stadt mit 30 Millionen Euro. Die werden aber nicht als Investitionskredit aufgenommen, sondern von der stadteigenen Sprinkenhof AG finanziert, die dann jährlich 1,9 Millionen Euro Miete erhält.
Für die Infrastruktur von Hochschulen und Wissenschaft plant Hamburg von 2011 bis 2019 Ausgaben von 913 Millionen Euro.
Von 2011 bis 2015 davon finanziert wird ein Haus am Mediencampus, die Hafen-City-Uni, das Zentrum für Elektron-Laser-Wissenschaft und ein neuer Röntgen-Laser, ein Hauptgebäude der Technischen Uni (TU) Harburg, ein Zentrum für strukturelle Systembiologie, ein Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie und die UKE-Kinderklinik.
In der Legislatur 2015 bis 2019 sind 258 Millionen Euro reserviert für die neue Tierhaltung am UKE, ein neues Gefahrenstofflager der Chemie, die Sanierung des TU-Gebäudes Schlossstraße und die Zoologie-Fassade.
Weitere 180 Millionen Euro sind für Sanierung, Brandschutz und künftige Mieten vorgesehen.
Über so ein Mieter-Vermieter-Modell werden auch die Instandsetzung des maroden Geomatikums und der daneben liegende Neubau an der Bundesstraße finanziert. Die künftige Miete beträgt rund elf Millionen Euro im Jahr. Und für den 57 Millionen Euro teuren Bau eines Zentrums für Nanostrukturforschung werden ab 2017 jährlich drei Millionen Euro fällig.
Insgesamt sollen mittelfristig Bauvorhaben im Volumen von rund 600 Millionen Euro über dieses Modell realisiert werden. So auch die Brandschutzsanierung des Philturms: Von 2017 bis 2018, so der Plan, werden die 16.400 Quadratmeter Fläche für 51 Millionen Euro modernisiert. Noch keine Bausumme, aber mit 2016 einen Termin für die „Freiräumung“, gibt es für das 16.000 Quadratmeter große „E-Hochhaus“ am Berliner Tor. Auch dafür wird künftig Miete fällig.
Wie all das bezahlt wird? Stapelfeldt: „Das ist die spannende Frage.“ In jedem Fall würden die wegfallenden Ausgaben für Bafög von jährlich 30 Millionen Euro „in Zukunft sehr helfen“.
Die bröckelige Fassade der Zoologie am Martin-Luther-King-Platz soll im Sommer 2015 für 1,5 Millionen Euro repariert werden, dann kommen dort auch die Schutzzäune weg. Die hässlichen Bretterwände vor der Theologie an der Sedanstraße bleiben hingegen stehen. Dieses Gebäude soll eines Tages wegfallen, weil ein Ringtausch geplant ist. Wenn die Neubauten am Geomatikum fertig sind, sollen dort Naturwissenschaften einziehen, die Platz am Haupt-Campus frei machen. Doch dafür gibt es keine Termine, ebenso wie für die Sanierung des Wiwi-Bunkers.
Die angekündigte Sanierung sei „unzureichend“, kritisiert die Grüne Eva Gümbel. „Die Senatorin addiert viele Vorhaben und verschleiert, dass der Sanierungsstau nur zum kleinen Teil behoben wird.“ Linken-Fraktionschefin Dora Heyenn sieht das Mieter-Vermieter-Modell kritisch. Es sei teurer, als Bauten über Kredite zu finanzieren. Und den Hochschulen würde der Zugriff auf ihre Räume erschwert.
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