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Plädoyer für getrennte BettenZusammen lieben, alleine schlafen

Das gemeinsame Ehebett wird romantisch überhöht. Und Paare die sich gar freiwillig eine Bettdecke teilen, haben die Kontrolle über ihr Leben verloren.

Manche Paare schlafen unter getrennten Bettdecken besser Foto: Andrey Popov/imago

E ndlich Urlaub. Endlich ankommen, nach dem Hin und Her mit der Reiseplanung, nach der ausgiebigen Recherche möglichst umweltverträglicher Transportoptionen und einer bezahlbaren, hübschen Unterkunft abseits der Touri-Hotspots. Endlich das Gepäck im Flur zurücklassen und leicht nervös durch das Zuhause auf Zeit laufen, um die Realität mit den Versprechungen der Fotos abzugleihen. Sauberkeit: check, Ausblick: check, Gemütlichkeit: check. Aber dann liegt sie da, auf dem schmalen Doppelbett. Die Bettdecke für zwei Personen.

Besonders in Italien und Frankreich ist sie verbreitet. Die Decke, unter die das Pärchen doch bitte gemeinsam kriechen soll, vervollständigt neben weichen Matratzen und riesigen Kopfkissen das gnadenlose Trio der Erholungsfeindlichkeit.

Dass Schlafmangel schädlich ist, ist bekannt. Damit der menschliche Körper sich von den Strapazen des Alltags erholen und so gut wie möglich regenerieren kann, ist guter Schlaf unabdingbar. Wer dauerhaft zu wenig und schlecht schläft, schwächt das Immunsystem, ist anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Demenz und Diabetes. Im Extremfall kann Schlafmangel sogar dazu führen, dass wir früher sterben. Viele Faktoren, die schlechten Schlaf oder Schlaflosigkeit begünstigen, sind strukturell bedingt und lassen sich nicht im Handumdrehen auflösen. Studien aus den USA belegen, dass arme Menschen deutlich häufiger von Schlafproblemen betroffen sind als wohlhabende, und dass Schwarze und People of Color weniger Schlaf bekommen, als weiße Menschen.

Die Bettdecke für zwei ist kein solches Problem. Sie ließe sich einfach gegen zwei Einzeldecken austauschen. Besser wäre nur noch, das Ehebett-Diktat komplett abzuschaffen.

wochentaz

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Wenn Paare zusammenziehen, entscheiden sie sich meistens ganz selbstverständlich für das gemeinsame Bett – und das selbst dann, wenn genug Platz für einen zweiten Schlafplatz in der Wohnung wäre. Diejenigen, die sich dann auch noch freiwillig eine Decke teilen, haben eindeutig die Kontrolle über ihr Leben verloren.

Frauen schalten schlechter ab

Forschende argumentieren schließlich seit Jahrzehnten, dass der gemeinsame Schlaf nicht immer die beste Wahl ist. Zwar geben Paare in Befragungen an, dass sie gemeinsam besser schlafen – doch mit zunehmendem Alter und bei Menschen, die bereits Schlafprobleme haben, zeigen Untersuchungen ein ganz anderes Bild. Zudem deutet vieles darauf hin, dass Frauen zu zweit oft weniger gut schlafen, weil sie sich noch immer stärker um das Wohlergehen des anderen kümmern und erst abschalten, wenn sie ganz allein sind.

Bei vielen Paaren besteht die Sorge, dass ein aufgegebenes Ehebett sich negativ auf die Beziehung auswirken könnte. Wenn man nicht mehr nebeneinander schläft, bedeutet das nicht einen Verlust von Nähe? Geht da nicht die Zuneigung verloren? Leidet nicht das Sexleben?

Belege für diese Sorgen gibt es bisher keine. Es macht schließlich einen Unterschied, ob man getrennt schläft, weil man besser schlafen will, oder weil man den anderen eh schon nicht mehr so mag. Wer sich dann doch vermisst, kann sich ja immer noch besuchen. Und man könnte ja auch fragen, ob Zuneigung und Libido nicht viel stärker gefährdet sind, wenn man mies gelaunt aufwacht, weil der Partner zu laut, zu warm oder zu unruhig war.

Profis buchen deshalb Ferienwohnungen mit mehreren Betten. Oder wenigstens mit einer Decke für sich allein.

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Lin Hierse
taz-Redakteurin
Lin Hierse ist Redakteurin der wochentaz und Schriftstellerin. Nach ihrem Debüt "Wovon wir träumen" (2022) erschien im August ihr zweiter Roman "Das Verschwinden der Welt" im Piper Verlag. Foto: Amelie Kahn-Ackermann
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15 Kommentare

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  • Getrennte Betten, am besten getrennte Schlafzimmer, wieder einmal in der taz Tipps für die eher "gut Betuchten"

    • @Werner2:

      Jau, Wahnsinn: ein eigenes Bett, eine eigene Bettdecke!

  • Schatzi schnarcht. Ich rotiere.



    Da sind getrennte Schlafzimmer die beste Lösung, für uns.



    Kuscheln kann man immer noch, wenn man ausgeruht aufwacht und flott rübermacht.

  • Zu "Zudem deutet vieles darauf hin, dass Frauen zu zweit oft weniger gut schlafen, weil sie sich noch immer stärker um das Wohlergehen des anderen kümmern und erst abschalten, wenn sie ganz allein sind.":



    Es lohnt sich, den Link anzuklicken. Da ploppt eine unsäglich flache These eines Schlafmediziners aus, der immer noch daran glaubt, dass Frauen in Urzeiten für Care-Arbeit zuständig gewesen seien, Männer hingegen für das Jagen. Diese Sicht ist längst wiederlegt, und wenn Frauen vor lauter unerwünschter Care-Arbeit für ihren Bettpartner nicht einschlafen können, wäre das wohl eher ein Fall für einen Psycholog*innenbesuch.

    • @ausrufezeichen:

      Jepp.

  • Also ich bin nicht nur für getrennte Betten, sondern für getrennte Schlafzimmer, oder, noch besser, getrennte Wohnungen.

    Tut einer Beziehung gut.

    • @Jim Hawkins:

      exakt

  • Die Anzahl der Kommentare zu diesem Artikel spricht Bände....

    • @Nachtsonne:

      Dies darauf nun als Replik noch:



      Das Themenfeld heißt "Sommerloch"🤔😉

  • "Profis buchen deshalb Ferienwohnungen mit mehreren Betten. Oder wenigstens mit einer Decke für sich allein."



    /



    Geteilte Matratze ist von Vorteil, wenn man sich nicht ständig in der mittigen Vertiefung treffen will, auch hier gibt es Potenziale für mehr Erholung. Mein Tipp: Kleinen (Camping-)Reiseschlafsack mitnehmen, wiegt kaum etwas (deutlich weniger als 500g), kann aber als "echtes Pfund" Gold wert sein für die Autonomie beim Zudecken.

  • schnarchende eheparterInnen im gleichen bett: horror.



    völlig daneben, dieser ehebetten-wahn auch bei nichtverheirateten paaren.

    "ein zimmer für sich allein" - wie recht doch virginia woolf mit diesem buchtitel hat.



    frauen: traut euch, kommt zur ruhe - + damit: guts nächtle allerseits. am besten im eigenen bett + zimmer!

  • So ein dummer Artikel. Nur weil die Autorin gerne allein schläft, muss das Thema Schlafen ideologisiert werden, müssen alle, die lieber zu zweit schlafen, generell schlecht schlafen. Sorg einfach dafür, dass Du immer allein schlafen kannst und gut ist. Es braucht keinen speziellen Grund, es reicht wenn es gut für Dich ist.

    Ich z.B. schlaf sehr viel lieber zu zweit und schlaf nur wirklich gut und tief, wenn ich zu zweit schlafe.

    • @Ulrich Stähle:

      Jepp.

  • Urlaub. Mag sein. Gut wenn frauman in hat



    Am Urbaum - 🍂 für 🍂 -



    Doch nein. Das 🛏️ daheim



    Wie soll es sein? & ich wette¿



    🎶 Komm unter meine Decke! 🎶



    & 🛏️



    Mein Riechtwieich

    Gutes Bettchen du!



    Ich gehe jetzt in dich. Gute Nacht!



    Wünsche angenehme Ruh. –



    Und auf einmal ist’s wieder früh,

    Bin ich wieder aufgewacht,



    Habe dich naß gemacht –



    Herzeleid – Pupo – Pipü.

    Bett, ich falle in dich, du mein Bett.



    Ich will nichts mehr wissen.

    Sticke mich tot mit Gänsekissen.



    Ich pfeife auf Schweinskotelett



    Und Schutzmann und Feuer im Haus;



    Mir ist alles egal.



    Eigentlich müßte ich noch einmal –

    Aber ich zwing’s heute nicht.



    Bitte – lie Bett – puste das Licht –

    Altes Bettchen, hallo!!



    Wir brechen in dich hinein;



    Ja schau nur: Zu zwei’n!

    Nun knurre, knarre nicht so.



    Heute geht’s stürmisch zu.



    Anna, komm doch! Ich friere. Huhu!



    Möge uns Gott verzeihn.



    Aber das wissen nur Anna und ich und du.

    Bettchen, wo fährst du denn hin??



    Nun gut, fahr immer zu.



    Im Kreise und auf die Reise.



    Nach Afrika. Wir besuchen ein Gnu.



    Gut Nacht, Anna, ich bin –



    Müde bin ich Känguruh.



    & Däh - ich versteh jetzt schon



    Ehra - Eine-Decke-Aversion.



    Dieter Thomas Geck & Gunter Gabriel!



    Ja! Das wär mir auch Zuviel •