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Pkw-Maut für alleDas Zeitfenster nutzen

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Gegen eine europäische Pkw-Maut wäre nichts einzuwenden. Allein: Sie käme nie. Deshalb muss jetzt eine Maut für alle in Deutschland her.

Wer fährt, muss zahlen: So einfach muss es sein Foto: dpa

M it ihrer gescheiterten Maut für AutofahrerInnen aus dem Ausland hat sich die CSU maximal blamiert. Jetzt will sie das Thema Straßennutzungsgebühr für Pkws entsorgen, indem sie es auf die europäische Ebene abschiebt. Nationale Alleingänge in Sachen Maut kämen nicht mehr infrage, sagt der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder jetzt. Entweder komme die Gebühr auf europäischer Ebene oder gar nicht. Was für ein durchsichtiges Manöver!

Gegen eine europäische Pkw-Maut wäre nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Sie wäre eine hervorragende Lösung. Zumindest wenn es sich nicht wie in Österreich um eine Art Flatrate für AutofahrerInnen, sondern wie in Frankreich um eine entfernungsabhängige Gebühr handeln würde. Verkehrspolitik grenzüberschreitend zu denken und zu gestalten würde nicht nur die Mobilität auf dem Kontinent verbessern, es würde auch den europäischen Zusammenhalt stärken. Und Klimapolitik sollte ohnehin grenzüberschreitend angelegt sein.

Aber die Beispiele Österreich und Frankreich zeigen, wie schwierig die Einigung auf eine europaweite Maut wäre. Sie würde viele Jahre dauern, und erst dann könnte die langwierige Vorbereitung für die Einführung beginnen. Das weiß auch die CSU. Die Maut zu einer europäischen Angelegenheit zu machen heißt nichts anderes, als die Idee auf lange Sicht zu vertagen. Also zu beerdigen.

Das ist falsch. Richtig wäre, eine Maut für alle in Deutschland einzuführen. Sie ist ein schlagkräftiges Instrument, um den Verkehr neu zu steuern: weg vom individuellen Autofahren hin zu Bus, Bahn oder E-Bike. Sie nützt dem Klima und ist ein probates Mittel gegen Staus. An die Vorarbeiten für die ursprüngliche CSU-Maut kann eine Straßenabgabe für alle zwar nicht direkt anknüpfen, neue Ausschreibungen wären nötig. Damit die vielen in den Sand gesetzten Millionen nicht völlig umsonst waren, sollte die Bundesregierung aber wenigstens den politischen Impuls für eine Straßenabgabe nutzen, der immerhin mit dem CSU-Plan verbunden war.

Dafür gibt es seit Kurzem neues politisches Kapital: die veränderte Haltung vieler BürgerInnen. Noch nie waren so viele Menschen wie heute für Maßnahmen wie eine CO2-Bepreisung oder eine Maut, weil damit das Klima geschont würde. Es gibt genau jetzt ein Zeitfenster, um solche Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Vielleicht schließt es sich schneller, als mancheR denkt.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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9 Kommentare

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  • Der deutsche (eigentlich CSU-) Mautplan war von vorne herein ein unsinniges Unterfangen ohne jeden ökologischen Nutzen, und tatsächlich einfach nur eine Diskriminierung ausländischer Autofahrer, wie es nunmehr ja höchstrichterlich festgestellt wurde.

    Diese sinn- und nutzlose Idee lässt sich auch nicht zu einem sinvollen Konzept weiterentwickeln, egal, in welche Richtung man denkt.



    Jede Pauschale oder "Flat-Rate" dürfte absolut kontraproduktiv sein, denn die Menschen neigen dazu, etwas maximal zu nutzen , was ohnehin bezahlt ist. Es würde wahrscheinlich also mehr Autobahn gefahren als vorher.

    Eine streckenabhängige Maut klingt erst mal logischer. Das Beispiel Frankreich taugt aber in keiner Weise. Erstens ist dort das Autobahnnetz viel weniger ausgedehnt und zweitens haben insbesondere die Maut-pflichtigen Abschnitte nur wenige Auf- und Abfahrten. Schlicht aus dem Grund, weil dort immer ein Ticketautomat bzw. Kassenhäuschen stehen muss.



    In Deutschland wäre eine streckenabhängige Maut nur umsetzbar, indem jedes Auto einen Transponder für die Maut-Erfassungs-Systeme hätte (die zusätzlich noch ausgebaut werden müssten).

    Zuguterletzt erwirkt eine Maut keinerlei Verlagerung von Kurzstrecken (z.B. innerstädtisch) auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie das Fahrrad oder den ÖPNV (wobei es dann auch erst mal ein einigermaßen attraktives ÖPNV-Angebot geben muss).

    Als System mit viel Aufwand und nur wenig Wirkung, wenn überhaupt, taugt eine Maut nicht zum Umsteuern.

  • Bei einer (für ganz Europa) fixen Maut zahlen ja sowieso alle ... das kommt auf gleiche raus, wie wenn keiner zahlt.



    Also wäre die beste Lösung: keine Maut für alle ... da spart man sich den Verwaltungsaufwand und die Infrastruktur ...

    Eine streckenabhängige Maut würde vermehrt zu Ausweichverkehr führen ... sieht man ja bei LKWs ... das ist also von vornherein Quatsch ... insbesondere das Fzg. auf der Autobahn weniger Sprit verbrauchen als auf Land- und Kreisstraßen.

    Wenn man will dass die Leute weniger fahren: CO2 Steuer!

    ... und natürlich ein Tempolimit (130)

    Die Lösungen sind so einfach und eindeutig, aber alle lassen sich immer wieder Sinnlose Diskusionen aufhalsen und die taz macht bei dem neoliberalen Nebelkerzen auch noch fleißig mit...

  • Straßenbenutzungsgebühren haben wir schon, nennen sich Kfz.-Steuer, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer.



    Nach Verursacherprinzip (also für die Abnutzung) gibts die LKW-Maut und damit einhergehend das Sperren von Umfahrungsmöglichkeiten für jene. Die Maut müsste noch auf Busse ausgedehnt werden, mal so am Rande.



    Ansonsten; hm, da führe ich halt die paar km Autobahn, die mir was nutzen auf der parallelen zur Landstraße runtergestuften Bundesstraße. So wie vor 20 Jahren, wo es die Autobahn noch ned gab.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Warum so ein Monster wie die Maut aufbauen? Wenn man den Verbrauch von Sprit stärker bestrafen will, dann kann man das auf jeder Strecke, fahrzeugabhängig (differenziert vom 2.5to SUV mit V8 bis zum Kleinstwagen) und ohne einen Cent Infrastruktur- und Verwaltungskosten zu produzieren, tun. Das Werkzeug heißt Mineealölsteuer.

  • Was soll das?



    Eine Maut ohne Entlastung, die vornehmlich die Geringverdiener trifft, die auf weites Pendeln angewiesen sind kann eigentlich nur Unterstützern der Grünen einfallen.

    Die Bessere Lösung wäre den Schienenverkehr besser auszustatten, und zu verbilligen, und den ÖPNV attraktiver zu machen. Man könnte auch die unnötigen LKW Transporte durch eine regionalere Wirtschaft ersetzen. Das hätte auch den Vorteil einer Strukturstärkung der Regionen.

    Das Dumme daran ist, dass es Nachdenken und Arbeit erfordert um gute Lösungen zu finden. Eine Maut wäre dagegen ein "Weiter so" mit kosmetischen Korrekturen.

    Eine Lenkung und Entlastung der Umwelt hat ja auch schon mit der Erhöhung der Mineralölsteuer nicht geklappt. Die Menschen sind dank Jahrzehtelanger Autopolitik auf das eigene Auto angewiesen, auch wenn es jetzt teuerer gemacht werden sollte.

  • Wieso eigentlich Maut? Den Benzin oder Dieselpreis entsprechend erhöhen, dann zahlt automatisch jeder entsprechend seines Verbrauchs. Ist gerechter und belohnt denjenigen, der weniger Co2 erzeugt.

  • Eine Maut ist ungerecht und unökologisch, weil ein fetter SUV-Panzer genauso viel bezahlen müsste wie ein kleiner VW up!

  • Eine Maut ist so 80er! Der Verbrennungsmotor muss komplett von der Straße sagt sogar die Regierung des Autolands Deutschland hat aber Angst einen Zulassungstopp zu nennen. Das muss jetzt passieren, ich kann nicht 2029 sagen 2030 werden keine Verbrenner mehr zugelassen weil Huch wir haben jetzt ja doch jedes Jahr schon 50 Grad Sommer mit all den teuren Folgen. Oder man kann schon aber da gibts dann halt nicht über Nacht alternative Mobilität. Da muss man dann nach Schweden oder Indien umziehen. InduIndividualverkehr muss kleiner werden und wenigstens im Betrieb CO2 neutral und regenerativ. Die Klimagünstigste Mobilität muss ab sofort für alle erschwinglich (oder gleich kostenlos) werden und durch staatliche Subventionen und Investitionen Flächendeckend und für alle erreichbar ausgebaut werden. Der Zwang die Mobilität Klimagünstig zu gestalten kann als Chance gesehen werden sie zugleich attraktiv und komfortabel für alle zu machen. Es ist kein Naturgesetz dass Zugfahren lange dauert und teuer ist das hängt mit der bisherigen Subventionierung des Flug- und Autoverkehrs (Straßenneubau vor Schienenausbau) zusammen. Und Verbrennungsmotoren schafft man nicht ab in dem man sie teuer macht und keine Alternativen schafft, sondern in dem man sie abschafft und bessere Alternativen anbietet.

  • Äh, und wie wäre es damit, einfach den Sprit zu besteuern?



    Funtioniert ohne Überwachungsinfrastruktur und ohne Abgabencermeudungsschleichwege.



    Und Spritschlucker werden automatisch bestraft.



    Wohl zu unkompliziert und nicht Industrie 4.O NT genug?