Pipeline Nord Stream 2 in der Kritik: Doch nicht so sauber
Neue Messmethoden zeigen, dass Pipelines mehr Methan ausstoßen als gedacht. Für die Deutsche Umwelthilfe ist Erdgas keine Energie der Zukunft.
![Das Verlegeschiff Audacia in der Ostsee beim Verlegen einer Pipeline. Das Verlegeschiff Audacia in der Ostsee beim Verlegen einer Pipeline.](https://taz.de/picture/4014870/14/24380261-1.jpeg)
Unabhängige Boden- und Luftmessungen in den USA hätten ergeben, dass die Mengen an Methan, die beim Fördern und Verarbeiten von Erdgas ausgestoßen wird, höher seien als bisher angenommen. Diese neue Art der Messungen, bei denen ganze Förderanlagen überprüft würden anstatt nur kleine Bereiche innerhalb dieser, seien bisher nicht in Europa durchgeführt worden. Das Bergamt Stralsund hatte im Januar 2018 den Bau der Pipeline genehmigt, nachdem die Umweltverträglichkeit des Projekts überprüft worden war.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, verwies weiterhin auf den Weltklimarat IPCC, der den Treibhauseffekt von Methan in einem Zeitraum von zwanzig Jahren um ein Vielfaches höher einstuft als den von CO2. Rohes Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, der Mengenanteil variiert zwischen 75 und 99 Prozent.
Christian von Hirschhausen von der TU Berlin kritisierte, das gesamte Projekt sei energiewirtschaftlich unsinnig. Erdgas als Brückentechnologie hin zu erneuerbaren Technologien zu bezeichnen sei „genauso absurd, wie es vorher bei Atomenergie und Braunkohle war“. Erdgas sei „nicht Teil der Lösung“, sondern „Teil des Problems“.
Bau unterbrochen
Der Bau von Nord Stream 2 sollte schon Ende 2019 abgeschlossen sein, verzögerte sich aber und ruht derzeit. Die Pipeline soll russisches Erdgas für Westeuropa nach Deutschland transportieren.
Die USA wollen das Projekt verhindern und drohen, am Bau beteiligte Firmen zu sanktionieren. Sie befürchten durch die Pipeline einen zu großen wirtschaftlichen Einflussgewinn Russlands in Europa. US-Außenminister Mike Pompeo bietet den Ländern in Ost- und Mitteleuropa eine Milliarde Euro, um ihre energiepolitische Unabhängigkeit von Russland zu fördern.
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