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Pilotprojekt in Edeka-FilialeEine Mehrwegdose für die Wursttheke

Edeka führt an seinen Frischetheken ein Pfandsystem ein, um Müll zu reduzieren. Umweltorganisationen zeigen sich erfreut.

Mehrwegdose statt Einwegtüte: Die Supermarktkette Edeka macht etwas gegen den Verpackungsmüll Foto: dpa

Berlin taz | Mehrweg statt Einweg. Dieses Prinzip soll in Zukunft die Frischetheken der Supermarktkette Edeka nachhaltiger machen. Das Konzept läuft in einem Praxistest in Büsum an – und stößt auf bundesweites Interesse. Kunden haben in der Filiale die Möglichkeit, anstelle der herkömmlichen Verpackung aus Plastik und Papier, Wurst und Käse in einer Mehrwegdose mit nach Hause zu nehmen. Das Pfandsystem soll die Müllproduktion an den Theken reduzieren.

Zum Konzept: Kunden können je nach Größe, für vier bis fünf Euro eine Mehrwegdose erstehen. In dieser wird der Einkauf dann verstaut. Zum nächsten Besuch an der Frischetheke bringt der Kunde die benutzte Dose mit und wirft sie in eine Sammelbox. Diese wird im Anschluss von einer Industriespülmaschine im jeweiligen Supermarkt gewaschen. Für den neuen Einkauf erhält der Kunde dann eine saubere Dose. „Eine Nutzung von privaten Dosen ist bei diesem System aufgrund von behördlichen Hygienevorschriften nicht möglich“, erklärte Kerstin Hastedt, Pressesprecherin der Supermarktkette. Die Reinigung vor Ort sei mit dem zuständigen Veterinäramt abgestimmt, sagte sie der taz.

Dennoch werden die Frischetheken durch das Konzept nicht automatisch müllfrei. Kunden können weiterhin zur herkömmlichen Verpackung aus Plastik und Papier greifen. Jene, die sich für eine Pfanddose entscheiden, können auf Wunsch Trennblätter zwischen die Sorten legen lassen. Aus welchen Materialien die Boxen bestehen, wo und wie sie hergestellt werden und wie lang eine Dose im Durchschnitt hält, bis sie durch eine neue ersetzt werden muss, beantwortete Edeka der taz nicht.

„Das Thema Verpackungen gehört seit 2015 zu den Schwerpunktthemen von Edeka im Rahmen der Partnerschaft für Nachhaltigkeit mit der Umweltorganisation WWF“, erklärte Hastedt der taz. Dabei verfolge die Kette das übergeordnete Ziel seinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Dies soll durch drei Schritte erreicht werden: Vermeidung, Mehrweg und Recycling. Neben der Verwendung von recycelbaren Materialien sei der Kette auch die Aufklärung der Verbraucher ein wichtiges Anliegen, so Hastedt. Deutschland ist offiziell Verpackungsmüllweltmeister – nicht nur Edeka beteiligt sich am Kampf gegen die Plastikmüll-Berge. Zunehmend verbannen Supermärkte Kunststoff-Wegwerfprodukte aus ihren Regalen. Strohhalme, Plastikbecher und -Besteck sollen in Zukunft nicht mehr im Sortiment zu finden sein, kündigten unter anderem die Ketten Rewe und Lidl an.

Wie nachhaltig die Dose selbst ist, verrät Edeka nicht

Produkte in Papier verpackt, werden sie meist zusätzlich von einer Plastikfolie umschlossen. Plastik ist praktisch und bequem – und das sind die meisten Kunden auch. Doch das Kunststoffprodukt hat eine Schattenseite, die schwer wiegt. Nach Angaben der Organisation „Seas at Risk“ gelangen aus der EU jährlich rund 100.000 Tonnen Plastik ins Meer. Und auch in Deutschland sind die Folgen des Mülls zu spüren: In Flüssen wurden Mikroplastikpartikel nachgewiesen, außerdem werden durch die Verbrennung von Plastik Schadstoffe freigesetzt.

Marina Beermann ist Mitarbeiterin des WWF und der Überzeugung, dass Menschen beim Einkauf selbst einen Beitrag zur Reduzierung des Verpackungsbergs leisten wollen. Die Mehrwegdose sieht Beermann als ersten Schritt: „Sie stellt einen sinnvollen Ansatz dar, der es ermöglicht, ganz einfach selbst aktiv zu werden.“

Ob das System bundesweit umgesetzt wird, ist unsicher. Die selbstständigen Kaufleute entscheiden für ihre Filialen – eine allgemeine Regelung wird es nicht geben. Doch der Vorreiter in Büsum laufe gut, so Hastedt. Es sei geplant das Projekt auf Dauer fortzuführen – sofern die Kundennachfrage bestehen bleibt. Die Mehrwegdose stößt auf großes Interesse in den sozialen Netzwerken und überregionalen Medien: „Edeka testet ein Pfandsystem mit Mehrwegdosen statt Plastiktüten. Finden wir großartig!“, schreibt beispielsweise die Umweltorganisation Same Oceans auf Twitter. Mehrweg statt Einweg, ein lobenswertes Konzept – doch auch das braucht Menschen die es annehmen und umsetzen.

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6 Kommentare

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  • Die Firma "Bolle" in Berlin machte das schon in 1970er Jahren. Nur nicht lange, dann kamen die Hygiene-Päpste und Bürokraten und der Versuch war beendet.

  • Ausgerechnet Wurst und Käse. Umwelttechnisch ist das äquivalent zur Vergewaltigung mit Kondom.

    • @Galavant:

      Ist Ihnen zu heiß?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Galavant:

      Die jungen Leute, Tofu essen und immer das Licht in allen Räumen anlassen.

    • @Galavant:

      Was denn sonst? Tofu Pulled Pork? das ist



      a) in Plastik verpakt



      und



      b) nicht nchgefragt, hab's gestern Abend containert...

    • @Galavant:

      schritt fuer schritt