piwik no script img

Pflegestreik erfolgreichDurchbruch bei Vivantes

Verdi und Vivantes haben sich auf ein Eckpunktepapier für einen Entlastungsvertrag geeinigt. Nun geht es um die Tochterunternehmen.

Zum Systemkollatz kam es nicht, es war aber knapp Foto: dpa | Paul Zinken

Berlin taz | Die Berliner Krankenhausbewegung hat einen weiteren Meilensteinerfolg errungen: Wie die Gewerkschaft Verdi und der kommunale Klinikkonzern Vivantes am Dienstagnachmittag mitteilten, konnte man sich auf ein Eckpunktepapier für einen Tarifvertrag einigen, der die chronisch überbelasteten Pfle­ge­r:in­nen entlasten soll. Einen ähnlichen Durchbruch gab es bereits vergangene Woche im Arbeitskampf der Charité-Pfleger:innen.

Silvia Habekost, Krankenpflegerin am Vivantes-Klinikum Friedrichshain, sagte der taz, das Ergebnis sei ein „toller Erfolg aller Kolleg:innen, die unermüdlich gestreikt, Notdienst geleistet und diskutiert haben“. Die Vivantes-Geschäftsführerin für Personalmanagement, Dorothea Schmidt, sprach von einem „harten Stück Arbeit“; nun aber seien die Voraussetzungen für weniger Belastung und „noch bessere Arbeitsbedingungen“ geschaffen.

Auf Basis der Eckpunkte soll bis zum 30. November 2021 ein Tarifvertrag ausgearbeitet werden, der am 1. Januar 2022 in Kraft treten soll. Bis dahin wird der Streik der Vivantes-Pfleger:innen ausgesetzt.

Druck schwenkt auf Tochterunternehmen

Konkret soll für alle Krankenhausbereiche eine Patienten-Personal-Ratio festgelegt werden. Wird diese unterschritten, sollen die Pflegenden pro Schicht in Unterbesetzung einen sogenannten „Vivantes-Freizeitpunkt“ erhalten.

2022 sollen neun Freizeitpunkte gegen eine Freischicht oder einen Entgeltausgleich von 150 Euro eintauschbar sein, 2023 soll es diesen Ausgleich schon bei sieben Punkten geben – und im Jahr 2025 bei fünf Punkten. Maximal sollen im kommenden Jahr sechs, 2023 zehn und 2024 fünfzehn freie Tage möglich sein. Ansprüche, die hierüber hinaus gehen, werden in Geld ausgeglichen. Auch die Ausbildungsbedingungen sollen verbessert werden.

Der einzige Bereich, in dem sich die Krankenhausbewegung bisher noch nicht durchsetzen konnte, sind damit die Tochterunternehmen von Vivantes. Die Beschäftigten dort kämpfen für gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Da nur Teile des Personals nach Tarifvertrag bezahlt werden, entstünden Lohnunterschiede von teilweise über 900 Euro, so die Krankenhausbewegung. Am Donnerstag sollen die Verhandlungen hier weitergehen – moderiert vom ehemaligen Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Um den Druck aufrecht zu erhalten, protestiert die Bewegung am Mittwoch um 10 Uhr vor dem Roten Rathaus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!