Pflegeheime in der Coronakrise: Getrennt durch eine Scheibe
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung fordert sichere Besuchsmöglichkeiten für Menschen in Heimen. Infektionsschutz dürfe nicht zu Einsamkeit führen.
BERLIN dpa/afp | Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, fordert angesichts Coronakrise, dass Besuchsmöglichkeiten mit Infektionsschutz zum Standard in Pflegeheimen werden. Der Schutz der Pflegebedürftigen vor Infektionen dürfe nicht dazu führen, dass die Menschen vereinsamen, sagte Westerfellhaus der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).
Als Beispiel für den Infektionsschutz nannte er abgetrennte Besuchszonen, „in denen sich Pflegeheimbewohner und Angehörige in einem wohnlichen Umfeld durch eine Scheibe getrennt sehen können“. So sollen Besuche auch in Zeiten von Infektionswellen und Pandemien möglich sein.
„Der Schutz der Pflegebedürftigen vor Infektionen darf nicht dazu führen, dass die Menschen vereinsamen“, warnte der Pflegebeauftragte. Auch für Patienten, die etwa aufgrund ihrer Demenz solche Räume nicht nutzen könnten, sollten Besuche ermöglicht werden. Und Patienten, die im Sterben liegen, zumindest einen Menschen zum Abschied bei sich haben können. „Wenn wir das nicht sicherstellen, werden viele Menschen Angst vor einem Umzug in ein Pflegeheim haben.“
Die Besuchsbeschränkungen für Pflegeheime waren Anfang Mai gelockert worden, nachdem Bewohner wochenlang keinen Besuch empfangen durften. Jedem Patienten oder Bewohner soll nun wiederkehrender Besuch durch eine definierte Person ermöglicht werden, so lange es keine Corona-Fälle in der jeweiligen Einrichtung gibt. Die meist älteren und chronisch kranken Bewohner in Pflegeheimen gehören zur Risikogruppe für schwere Verläufe der Covid-19-Erkrankung. Bei Ausbrüchen der Krankheit in Senioren- und Pflegeheimen hatte es viele Tote gegeben.