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Pflegebericht der KrankenkassenNur kleine Schritte

Der Pflegebericht meldet leichte Verbesserungen im Bereich der Behandlung. Auf die vielfach beklagte Personalnot geht er nicht ein.

Unterbesetzt: Mit dem Personalmangel setzt der Pflegebericht sich nicht auseinander Foto: dpa

Berlin taz | Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland leiden unter Einschränkungen wie Demenz, unter Inkontinenz oder unter Schmerzen. Das ergab eine Studie des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (MDS) zur Pflege in Deutschland. Demnach hatten über 70 Prozent der PflegeheimbewohnerInnen eine gerontopsychiatrische Einschränkung wie Demenz. 77,5 Prozent benötigten eine Inkontinenzversorgung und 37,8 Prozent hatten chronische Schmerzen.

Dem MDS-Bericht zufolge hat sich die Versorgung von Pflegebedürftigen in den vergangenen Jahren insgesamt verbessert. Die Bewegungsfreiheit von Pflegebedürftigen werde seltener etwa durch Bettgitter oder Gurte beschränkt als bei der letzten Prüfung im Jahr 2013. Stattdessen gebe es häufiger Alternativen wie Matratzen auf dem Boden oder Sensormatten, die vor Stürzen schützen sollen. Die Beratung bei Demenz und die Schmerzerfassung haben sich laut Bericht ebenfalls verbessert.

Bei der Wundversorgung gab es hingegen eine deutliche Verschlechterung. Knapp ein Viertel der PflegeheimbewohnerInnen wurde offenbar nicht ausreichend versorgt.

Der MDS führt in regelmäßigen Abständen Prüfungen der Pflegeversorgung in Deutschland durch. Dabei werden vor allem die Pflegemaßnahmen begutachtet, die die Einrichtungen durchführen. Die Krankenkassen wollen sich so versichern, dass ihre Mittel richtig eingesetzt werden. Mehr als ein Drittel der Pflegedienste in Deutschland rechnet laut dem MDS ihre Leistungen nicht korrekt ab. So würden beispielsweise Körper- und Behandlungspflege von Pflegediensten in Rechnung gestellt und vergütet, aber nicht in der erforderlichen Qualität erbracht.

Auf den Personalmangel in einzelnen Einrichtungen geht der MDS-Bericht nicht ein. „Die Bedingungen für die Pflegekräfte müssen besser werden, damit sich mehr Menschen auch dauerhaft für diesen Beruf entscheiden“, sagt Gernot Kiefer, Vorstand des Krankenkassen-Spitzenverbandes, lediglich. „Denn neben allen Qualitätskriterien sind die Menschen der Schlüssel für gute Pflege.“

Nicht einmal eine zusätzliche Fachkraft pro Heim

Der Pflegebericht bettet sich in die Diskussion um fehlendes Personal und schlechte Bezahlung im Pflegebereich ein. Während der Verhandlungen zu einer Neuauflage der Großen Koalition einigten sich Union und SPD am Mittwoch darauf, 8.000 neue Stellen für Pflegefachkräfte zu schaffen.

Bei 10.000 Pflegeheimen in Deutschland wären 8.000 neue Stellen nicht einmal eine zusätzliche Fachkraft pro Heim. Auf die Pläne der möglichen Großen Koalition reagierte der Paritätische Wohlfahrtsverband entsprechend verhalten. „Eine menschenwürdige gute Pflege für alle ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wenn die künftige Bundesregierung den Pflegenotstand endlich stoppen will, muss sie zusätzliche Milliarden in die Hand nehmen“, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.

„Die Diakonie Deutschland hält den Pflege-Kompromiss in den Koalitionsverhandlungen für nur einen kleinen Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie. „Dringend notwendig ist endlich eine strukturelle und nachhaltige Lösung eines der größten Probleme in einem älter werdenden Deutschland.“

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