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Parlamentswahl in ThailandPrinzessin fordert Militärjunta heraus

Bei der Parlamentswahl tritt die älteste Schwester des Königs als Spitzenkandidatin an – gegen den regierenden Junta-General.

Ubolratana auf dem Filmfestival in Cannes, 2008 Foto: reuters

Bangkok dpa/taz | Prinzessin gegen General: In Thailand tritt die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, bei der Parlamentswahl im nächsten Monat als Spitzenkandidatin an. Die 67-Jährige erklärte am Freitag in Bangkok überraschend ihre Bewerbung um das Amt der Premierministerin. Bislang war sie in der Politik nie groß in Erscheinung getreten. Unterstützt wird sie aus dem Lager des gestürzten ehemaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der in Thailand immer noch großen Einfluss hat.

Damit geht die im Volk sehr populäre Prinzessin direkt in Konkurrenz zum amtierenden Regierungschef Prayut Chan-o-Cha (64). Der General ist seit einem Militärputsch 2014 an der Macht. Mit der Parlamentswahl am 24. März soll Thailand zurück in Richtung Demokratie. Es ist das erste Mal in der Geschichte des südostasiatischen Landes, dass sich jemand aus dem Königshaus um ein Amt in der Politik bewirbt.

Prinzessin Ubolratana ist das älteste von vier Kindern des jahrzehntelangen Königs Bhumibol und seiner Frau, Königin Sirikit. Seit dem Tod des alten Königs im Oktober 2016 steht ihr Bruder Maha Vajiralongkorn an der Spitze der Monarchie. Der 66-Jährige, der sich häufig in Deutschland aufhält, ist allerdings noch nicht offiziell gekrönt. Dies soll erst Anfang Mai geschehen – sechs Wochen nach der Wahl.

Über eine Kandidatur der Prinzessin war seit einigen Tagen spekuliert worden. Viele glaubten nicht daran. Am Freitag gab die Partei Thai Raksa Chart – gegründet von Anhängern des ehemaligen Premierministers Shinawatra – dann offiziell bekannt, dass sie Ubolratana ins Rennen schickt. Dies sei eine „große Ehre“. Sie selbst äußerte sich zunächst nicht weiter zu ihrem Vorhaben. Auf Instagram verbreitete sie jedoch die Botschaft: „Wir werden zusammen vorangehen.“

Enge Kontakte in die Politik

Die Prinzessin hat enge Kontakte zur Familie der Shinawatras, die Thailands Politik seit langem mitbestimmt. Thaksin Shinawatra wurde 2006 als Premierminister vom Militär gestürzt. Acht Jahre später ereilte seine Schwester Yingluck dann das gleich Schicksal. Beide leben inzwischen im Ausland. Der Putsch 2014 wurde von General Prayut angeführt, dem heutigen Premierminister der Militär-Junta. Die Generäle hatten eigentlich versprochen, nur ein Jahr zu regieren, verschoben Wahltermine dann aber immer wieder.

Prayut kündigte am Freitag – wie erwartet – ebenfalls seine Kandidatur an. Der General ist Spitzenkandidat der Partei Phalang Pracharat, die dem Militär nahesteht. Über mehrere Jahre hinweg hatte er angekündigt, die Macht abzugeben. Nun erklärte er: „Ich bekräftige, dass ich keine Absicht habe, meine Macht im Amt zu verlängern. Ich will nur zum Wohl des Landes und der Menschen arbeiten.“

Wegen ihrer Hochzeit mit einem bürgerlichen US-Amerikaner 1972 wurden der Prinzessin Privilegien gestrichen. Sie lebte unter bürgerlichen Namen viele Jahre in den USA. Die Ehe wurde später geschieden. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Thailand zurück, wo sie seither den Titel Tunkramom Ying führt – auf deutsch „Tochter der königlichen Regentin“.

Die Kandidatur der Prinzessin macht die Dinge für die Militärs viel komplizierter. Thailands Königshaus ist durch ein sehr strenges Gesetz praktisch gegen jede Kritik geschützt. Darunter falle Ubolratana zwar nicht, sagte der Wissenschaftler Paul Chambers von der thailändischen Naresuan Universität dem Guardian. Dennoch werde offene Kritik an ihr schwerfallen.

Keine verlässlichen Umfragen

Prayut versicherte der Königsfamilie immer wieder seine Loyalität. Insgesamt treten bei der Wahl am 24. März mehr als einhundert Parteien an. Verlässliche Umfragen gibt es nicht.

Wie ihr Bruder, der König, hat sie viele Verbindungen nach Deutschland. Bei der Fußball-WM im vergangenen Jahr posierte sie sogar im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

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