Parlamentswahl im Himalaya: Bhutan wählt den Machtwechsel
Wirtschaftliche Probleme haben zur Abwahl der bisherigen Regierung in Bhutan geführt. Indien dürfte unter der künftigen Regierung an Einfluss gewinnen.

Die restlichen Mandate gingen an die Bhutan Tendrel Partei (BTP). Der 58-jährige PDP-Gründer Tshering Tobgay, der schon von 2013 bis 2018 Premierminister war, wird wieder Regierungschef.
65,6 Prozent der 500.000 Wahlberechtigten hatten ihre Stimme abgegeben. In dem Land zwischen Indien und China mit 800.000 Einwohnern und einer Fläche in der Größe der Schweiz waren nur zwei Parteien für diesen Wahlgang zugelassen. Bei Vorwahlen waren drei weitere Parteien, darunter die regierende Druk Nyamrup Tshogpa Partei, ausgeschieden.
Es waren überhaupt erst die vierten landesweiten Wahlen, nachdem der bis dahin absolutistisch regierende damalige König Jigme Singye Wangchuk das Land 2008 in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt hatte. Heute gibt sein ältester Sohn, König Jigme Khesa Namgyel Wangchuk, die Richtung vor.
Das abgeschiedene mehrheitlich buddhistische Land mit seinen bis zu 7.000 Meter hohen Bergen erregte weltweit Aufsehen, als es statt des üblichen Bruttosozialproduktes in seiner Verfassung ein Bruttonationalglück verankerte. Das basiert auf den Faktoren nachhaltige, soziale und wirtschaftliche Entwicklung sowie Umweltschutz, Kultur und Qualität der Regierung.
Zwar bekannten sich auch jetzt die beiden konkurrierenden Parteien zum Bruttonationalglück, den Wahlkampf dominierten aber die schlechten Wirtschaftszahlen einschließlich der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Die hat sich in den letzten fünf Jahren auf 28,6 Prozent verdoppelt. Stark gestiegen ist auch die Emigration, vor allem nach Australien. Im Jahr vor dem letzten Juli sollen allein 15.000 Visa für Australien ausgestellt worden sein.
Wahlsieger Tobgay versprach ein Konjunkturpaket von umgerechnet 180 Millionen Dollar, um mehr ausländische Investoren und Touristen ins Land zu bekommen.
Seine neue Regierung dürfte auch auf einen Peking-kritischeren Kurs einschwenken. Zwar gibt es keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Peking, aber die bisherige Regierung schien bei Grenzstreitigkeiten mit der Volksrepublik versöhnlich. Indien und China buhlen um Einfluss. Bhutan plant eine Wirtschaftssonderzone an seiner Südgrenze zu Indien.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!