Papstwahl: Jubel auf dem Petersplatz
Nach nur vier Wahlgängen gibt es einen neuen Papst. Ob Papst Leo, ein Amerikaner, es mit Donald Trump aufnehmen wird, wird sich zeigen.
Umgehend brach auf dem Platz Jubel aus, der minutenlang gar nicht mehr aufhören wollte. Jubel, als warteten die Menschen auf einen Popstar. Viele junge Menschen war gekommen, und der halbe Erdball war vertreten. Fahnen aus Rumänien, Spanien, Polen, Tschechien oder Frankreich wurden genauso geschwenkt wie die Banner Brasiliens, Kolumbiens, Mexikos, Südkoreas oder auch der USA. Und in die Stimmung auf dem Platz fügte sich auch der Fan, der unaufhörlich seinen AS Rom-Schal schwenkte. Iitalienischen Medien sprachen von 150.000 Personen auf dem Petersplatz.
Doch erst einmal hieß es warten, bis der Neue vor sein Volk trat. Schließlich muss der gerade gewählte Papst erst einmal die Glückwünsche aller seiner Kardinalsbrüder – und das waren diesmal immerhin 133 – entgegennehmen, und dann muss er sich in die neuen, weißen Gewänder einkleiden lassen. Dem Publikum jedoch wurde die Zeit nicht lang oder gar langweilig: Sie jubelten einfach weiter, manche auch schwenkten die weiß-gelben Vatikanfahnen, andere hielten Transparente mit dem Spruch „Viva il Papa!“ hoch.
Kurz nach 19 Uhr dann war es endlich so weit. Die Überraschung war da. Nicht der in Rom als heißer Favorit gehandelte bisherige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte sich durchgesetzt, sondern einer, der zwar auch immer mal in den langen Aufzählungen der „Papabili“ – derer mit Chancen auf die Wahl – auftauchte, der aber nie zum inneren Favoritenkreis gehörte: Robert Francis Prevost. Damit folgt auf Franziskus, auf den Papst aus Südamerika, nun einer aus Nordamerika, aus den USA. Allerdings ist auch Prevost ein halber Südamerikaner, jahrelang nämlich war er in Peru im Einsatz.
Vier Wahlgänge reichten aus
Überraschend war auch der Name, den er wählte: Leo XIV. Der letzte Leo hatte bis 1903 amtiert, seither hatte niemand seiner Nachfolger mehr zu diesem Namen gegriffen – einem Namen, der eng mit der katholischen Soziallehre verknüpft ist.
Vier Wahlgänge reichten, um Prevost mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zu wählen. Es ging damit so schnell wie auch bei seinen beiden Vorgängern, Josef Ratzinger und Jorge Mario Bergoglio, die ebenfalls auch schon am zweiten Tag des Konklaves gewählt worden waren. Prevost selbst schien auf diesen Ausgang durchaus vorbereitet zu sein. Denn als er dann auf die Benediktions-Loggia des Petersdoms trat, ließ er es nicht mit einem Gruß an die Gläubigen auf dem Platz bewenden. Stattdessen hielt er eine Ansprache, die durchaus programmatische Züge trug.
„Der Frieden sei mit euch allen“, hob er an, zunächst sichtlich bewegt, aber in perfektem Italienisch. Und er sprach von einem „entwaffneten ebenso wie entwaffnenden Frieden“, in direkter Kontinuität zu Franziskus, an dessen nur einem Tag vor seinem Tod erteilten Urbi und Orbi Leo XIV. erinnerte. Und ganz wie Franziskus erklärte er es zu seiner Aufgabe, „Brücken zu bauen“. US-Präsident Donald Trump gratulierte sofort, doch ob er an Prevost seine Freude hat, wird sich noch zeigen müssen.
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