Pandemie in den Vereinigten Staaten: USA trauern um 500.000 Coronatote

Präsident Joe Biden und seine Vizepräsidentin zeigen bei eine Gedenkzeremonie, dass sie den Ernst der Pandemie begreifen. Anders als deren Vorgänger.

Joe und Jill Biden und Kamala Harris und Doug Emhoff

Stilles Gedenken in Washington: US-Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris mit Ehe­part­ne­r*in­nen Foto: Jonathan Ernst/reuters

BERLIN taz | Die USA haben am Montag die Zahl von einer halben Million Covid-19-Toten überschritten. 150.000 Menschen starben allein seit Anfang Januar. Mit Flaggen auf halbmast auf allen Bundesgebäuden und einer Rede am Weißen Haus gedachte die Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden gut einen Monat nach seinem Amtsantritt der Toten.

„Heute erleben wir einen wahrlich düsteren und herzzerreißenden Moment“, sagte Biden am Montagabend. 500.000 Tote, das seien „mehr Amerikaner, die in einem Jahr der Pandemie gestorben sind als im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg und im Viet­namkrieg zusammengenommen“, sagte Biden. „Das sind mehr ­Leben, die das Virus gefordert hat, als in allen anderen Ländern der Welt“, sagte er.

Die Zeremonie, bei der Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris mit ihren Ehe­part­ne­r*in­nen in schwarzen Masken und erleuchtet von vielen Kerzen nebeneinanderstanden, fand fast exakt am gleichen Ort statt, an dem sich Bidens Vorgänger Donald Trump im Oktober nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus, in das er wegen seiner eigenen Covid-19-Erkrankung eingeliefert worden war, die Maske vom Gesicht riss. Er sagte damals, die US-Amerikaner*innen sollten keine Angst vor dem Virus haben und ihr Leben nicht von der Pandemie dominieren lassen.

Biden hatte schon im Wahlkampf einen grundsätzlich anderen Umgang mit der Coronapandemie angekündigt. Nicht nur wollte er das Virus und die davon ausgehende Bedrohung tatsächlich ernst nehmen. Er kündigte damals schon an, die schlimmsten Monate stünden den USA erst noch bevor. Vor allem wollte er die Bundesregierung ganz anders aktivieren als Trump, der die Verantwortung fast gänzlich auf die Gouverneure der einzelnen Bundesstaaten abgewälzt hatte.

Täglich werden rund 1,7 Millionen Menschen geimpft

Zwar hatte Trump durchaus Anerkennung dafür bekommen, dass er die Entwicklung des Pfizer-Biontech-Impfstoffs mit befördert hatte. Aber schon bei der Organisation der tatsächlichen Impfungen fand die Nachfolgeregierung viel Handlungsbedarf vor. Derzeit werden in den USA rund 1,7 Millionen Menschen täglich geimpft, sagte Bidens Sprecherin Jen Psaki am Montag – etwa doppelt so viele wie zu Bidens Amtsantritt.

Bislang sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC rund 44 Millionen US-Amerikaner*innen geimpft worden. Bis Juli wollen die USA von den Herstellern Pfizer/Biontech und Moderna insgesamt 600 Millionen Impfdosen erworben haben, mehr als genug, um alle Erwachsenen zu impfen.

Statt wie Trump eine aufgeputschte Meute von An­hän­ge­r*in­nen bei eigenen Wahlkampfkundgebungen „Hang Fauci!“ brüllen zu lassen, brachte Joe Biden den US-Chefvirologen Antony Fauci ins Zentrum der Pandemie­bekämpfung.

In einem Interview mit dem Sender ABC sagte Fauci am Montag, die USA hätten schlechter als die meisten anderen Länder auf die Pandemie reagiert. Es sei unausweichlich gewesen, dass Menschen an Covid-19 sterben – er selbst hatte im März 2020 von der Gefahr gesprochen, dass 200.000 US-Amerikaner*innen ihr Leben verlieren könnten –, aber viele Tote hätten vermieden werden können.

Auch das Repräsentantenhaus beging am Montag eine feierliche Schweigeminute im Gedenken an die Toten – gefolgt vom Versprechen der demokratischen Vorsitzenden der Kammer, Nancy Pelosi, man werde noch diese Woche das vom Präsidenten angestrebte 1,9-Billionen-Dollar-Hilfspaket verabschieden, das seit Wochen im Kongress feststeckt.

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