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Pädosexuelle in BerlinVon höchster Stelle genehmigt

Warum unterstützte der Berliner Senat jahrelang Pädophilen-Organisationen? Ein Göttinger Institut legt eine Untersuchung vor.

Die Politiologin Teresa Nentwig bemüht sich um die Aufklärung des Berliner Pädoskandals Foto: dpa

Berlin taz | Wie konnte es dazu kommen, dass in den 1960er und 1970er Jahren 13-Jährige Ausreißer an vorbestrafte Pädophile vermittelt wurden – finanziert vom Berliner Senat? Im Herbst 2013 hatte die taz von den Fällen berichtet. Der Pädagoge Helmut Kentler, ein Star der linksalternativen Erziehungswissenschaft, hatte in einem „Modellprojekt“ mindestens drei Jungen in die Obhut von Pädosexuellen gegeben. „Mir war klar, dass die drei Männer vor allem deshalb so viel für ‚ihren‘ Jungen taten, weil sie mit ihm ein sexuelles Verhältnis hatten“, schrieb Kentler später.

Im Auftrag der Senatsverwaltung für Jugend und Bildung hat das Göttinger Institut für Demokratieforschung die Vorgänge aufgearbeitet. Am Freitag wird das Gutachten der Öffentlichkeit vorgestellt. Der taz liegt es vorab vor.

Die Politikwissenschaftlerin Teresa Nentwig identifiziert in dem Bericht einen Kreis von vier Personen, die Ende der 1960er Jahre die Senatsmittel für das „Modellprojekt“ bewilligt haben könnten. Die wahrscheinlichste Kandidatin: Die damalige Jugendsenatorin Ilse Reichel-Koß selbst. Sie hatte den Pädagogen bereits einige Jahre zuvor mit einem Gutachten beauftragt und beide kannten sich aus Arbeitskreisen und Jugendgruppen, in denen die Senatorin und der Pädagoge an zentraler Stelle mitwirkten.

Die Quellenlage ist dürftig, viele Akten sind verschwunden und die Zeitzeugen wollen sich nicht erinnern, beklagt Nentwig. Kritische Stimmen, die etwa innerhalb der Justizverwaltung das pro-pädophile Gutachten von 1988 bemängelten, konnte die Politikwissenschaftlerin nicht ausmachen. Die Justizsenatorin selbst bemängelte damals lediglich den „zu subjektiven“ Ton des Gutachtens.

Stadtbekannte Missbrauchszirkel

Doch der Modellversuch und das Gutachten bleiben nicht die einzigen Fälle, in denen der Berliner Senat pro-pädophile Politik unterstützte: 1991 finanzierte die Senatsverwaltung für Familie und Jugend eine „Adressliste zur schwulen, lesbischen & pädophilen Emanzipation“ – darin waren auch Anschriften pädophiler Lobbygruppen vermerkt. Eine Adresse führt zu einem verurteilten Straftäter, auf dessen Rechner die Polizei tausende Kinderpornos fand.

Geld für die Adressliste floss aus dem Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, ebenso wie Finanzhilfen für den Bundesverband Homosexualität (BVH) – einem Verein, der die Legalisierung sexueller Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen in seinem Grundsatzprogramm forderte.

Recherchen der taz zeigen, dass der BVH über mehrere Jahre vom Berliner Senat finanziert wurde. Mittelbar stütze die Berliner Politik so ein Netzwerk von pädophilen Aktivisten und vorbestraften Tätern

Recherchen der taz zeigen, dass der BVH über mehrere Jahre vom Berliner Senat finanziert wurde. Mittelbar stütze die Berliner Politik so ein Netzwerk von pädophilen Aktivisten und vorbestraften Tätern. Denn die im BVH organisierte „AG Pädo“ war in den 1990er Jahren die zentrale Schaltstelle der organisierten Pädophilenbewegung. Ihre Aktivitäten waren Gegenstand polizeilicher Ermittlungen, die Aktivisten gehörten zu stadtbekannten Missbrauchszirkeln – die Berliner Politik hätte wissen können, welche Gruppen von ihren Finanzhilfen profitieren.

Was lässt sich von heute aus noch über die Entscheidungen und Verantwortlichkeiten von damals herausfinden? Lesen Sie mehr in der taz am Wochenende.

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