PFC-Belastung in Outdoorkleidung: Joggen mit weniger Chemie
Der Marktführer bei Outdoor-Kleidung will auf eine stark umstrittene Substanz verzichten. Allerdings lässt er sich damit noch ein paar Jahre Zeit.
Das Problem: Der Natur bekommen die Chemikalien gar nicht gut. Sie reichern sich in der Umwelt an, auch Kläranlagen melden seit einigen Jahren steigende Werte. Außerdem legen Tierversuche nahe, dass sie das Wachstum von Tumoren fördern und Fortpflanzung und Hormonsystem beeinträchtigen. Greenpeace geht davon aus, dass das auch für Menschen gilt.
Gegen die Benutzung von schädlichen PFC in Textilien protestiert die Umweltschutzorganisation seit Langem. Nun hat der Marktführer für Outdoor-Textilien, Gore Fabrics, am Montag angekündigt, künftig auf die Verwendung dieser Chemikalien zu verzichten. So sollen bis 2023 alle Produkte des Unternehmens frei von schädlichen PFC sein.
Gore Fabrics liefert unter anderem das wasserabstoßende Material für Artikel der Marken Mammut und The North Face. Der Zeitplan sowie die technologischen Voraussetzungen für die Produktionsumstellung seien in enger Absprache mit Greenpeace entstanden, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Tatsächlich ist die Umweltorganisation voll des Lobes für Gore Fabrics: „Das ist ein gewaltiger Fortschritt im Wandel der Outdoor-Branche zu einer umweltfreundlichen Produktion“, sagt Manfred Santen, Chemieexperte bei Greenpeace. „Durch diese Entscheidung des Marktführers wird es viel mehr Produkte geben, die keine giftigen Spuren mehr in der Umwelt hinterlassen.“
Manfred Santen, Greenpeace
Da neben dem Hersteller Sympatex, welcher schon immer auf eine Produktion ohne schädliche PFC setzte, nun auch Gore Fabrics auf die Chemikalien verzichte, würde künftig ein „überragender Anteil“ der Zulieferer für Outdoor-Marken ohne giftige Stoffe produzieren. Dennoch sieht der Umweltverband weiterhin die Politik in der Pflicht: „Eine gesetzliche Regelung wäre natürlich besser“, sagt Santen.
Das Umweltbundesamt (UBA) weist jedoch darauf hin, dass dies aufgrund der über 3.000 verschiedenen PFC schwierig werden könnte. „Momentan konzentriert man sich bei Verboten auf die Chemikalien, die für die Umwelt besonders schädlich sind“, sagt Claudia Staude vom UBA.
Eine gesetzliche Regelung hätte vor allem den Vorteil, dass auch andere Branchen, in denen poly- und perfluorierte Chemikalien verwendet werden, sich nach alternativen Stoffen umschauen müssten – zum Beispiel die Lebensmittelverpackungsindustrie. Dann stünde auch dem umweltschonenden Ausflug in die Natur, trotz Regenjacke und Verpflegung, nichts mehr im Wege.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!