piwik no script img

Oxfam zu MarktmachtKonzerne können reguliert werden

Es ist kein Naturgesetz, dass wenige Firmen Regeln, Preise und Gesetze bestimmen, so die Entwicklungsorganisation Oxfam. Man lässt sie aber.

Die Aktion bringts auf den Punkt: Konzerne versorgen ihre Anteilseigner mit erwirtschaftetem Geld, während die Allgemeinheit zahlt Foto: dpa

Berlin epd | Die Entwicklungsorganisation Oxfam fordert, die Macht von Großkonzernen stärker durch gesetzliche Regelungen und faire Besteuerung zu beschränken. Großkonzerne machten ihre Eigentümer und Geschäftsführer zu Milliardären, während die Reallöhne für viele Menschen sänken, erklärte die Menschenrechtsorganisation zum Tag der Arbeit am Mittwoch in Berlin.

Laut der Analyse „Unternehmen Ungleichheit“, die Oxfam anlässlich des Tags der Arbeit vorstellte, sind im Zeitraum 2020 bis 2023 die Dividendenausschüttungen in 31 Ländern weltweit inflationsbereinigt um 45 Prozent gestiegen, während die Löhne nur um drei Prozent wuchsen.

Auch in Deutschland lägen die Gewinnausschüttungen der Aktiengesellschaften auf Rekordniveau: Sie seien zwischen 2020 und 2023 um mehr als ein Viertel (27 Prozent) gestiegen, während die Reallöhne im selben Zeitraum um 12 Prozent gesunken seien.

Weltweit beherrschen laut Oxfam „milliardenschwere Riesenkonzerne“ die Märkte. So sei der Wert des Technologieunternehmens Apple mit rund drei Billionen US-Dollar etwa so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von Frankreich. Von diesen immensen Summen profitierten jedoch nicht die Ar­bei­te­r:in­nen und Menschen entlang der Lieferketten, sondern die Eigentümer und Großaktionäre der Konzerne, sagte der Oxfam-Referent für Lieferketten und Menschenrechte Steffen Vogel.

Folgen für Ver­brau­che­r:in­nen

Die Macht der Konzerne hat laut Oxfam auch Folgen für Verbraucher:innen: Lieferanten seien abhängig von den marktbeherrschenden Konzernen und müssten sich dem immensen Preisdruck beugen. So beherrschen beispielsweise die vier großen Supermarktketten Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe und Aldi 87 Prozent des Lebensmittelhandels in Deutschland.

Die Oxfam-Referentin für sozial-ökologische Transformation, Leonie Petersen, machte deutlich, dass der starke Anstieg der Markt- und Monopolmacht „kein Naturgesetz“ sei, sondern vielmehr die Folge von politischem Handeln, auf das die großen Unternehmen Einfluss nähmen. Oxfam fordert deshalb unter anderem, mächtige Konzerne mit gesetzlichen Regeln zu beschränken, sie stärker zu besteuern und die Mitbestimmung von Arbeitnehmern, Produzenten und Verbrauchern zu stärken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • Ich finde es bedauerlich wenn bei solchen wichtigen Themen der bequeme Weg der populistischen Darstellungen gewählt wird - die Studie biegt die Zahlen bis zum gewünschten Zielpunkt. Wem hilft das? Dem Thema sicher nicht (leider).

  • Kontra!

    Wann werden endlich die Ramschpreise fürLebensmittel abgeschafft!



    Die Billigprodktion von Lebensmittel geht auf Kosten des Klimas, des Naturschutzes und der Produzierenden.

    "Im spanischen Almeria, dem weltweit größten Obst- und Gemüseanbaugebiet mit Gewächshäusern, verdienen viele Erntehelfer nur 25 Euro am Tag, obwohl der Tariflohn rund 47 Euro als Minimum vorschreibt und die Arbeiter täglich bis zu 14 Stunden schuften." www.daserste.de/in...ige-ernte-120.html

    Die Forderung Oxfams nach noch billigeren Produkten ist eine Frechheit

    • @Rudolf Fissner:

      Wo steht denn, das Oxfam billigere Waren fordert?



      Oxfam fordert höhere Löhne und mehr Mitbestimmung sowie höhere Steuern.



      Das lässt sich nicht über niedrigere Verbraucherpreise finanzieren.

  • Wenn man die Entwicklung der Dividenden ohne Inflationsausgleich berechnet, bei den Löhnen dagegen schon ("Reallöhne") dann ist das Ergebnis natürlich nicht weiter verwunderlich.

    • @DiMa:

      Im Text steht auch die Dividenden wurden inflationsbereinigt verglichen.

    • @DiMa:

      Mit Löhnen werden hauptsächlich Dinge die auch inflationsmäßig teurer werden gekauft. Mit Dividenden mehrheitlich nicht.

      • @KonservativBürgerlich:

        Das ist doch unerheblich. Um einen echten Vergleich herzustellen, hätte man die Dividendenentwicklung ebenfalls inflationsbereinigt darstellen müssen.

  • "Können" vielleicht; "Wollen" ganz bestimmt nicht.

    • @Tiene Wiecherts:

      Ich glaube, dass "dürfen" auch eine wichtige Rolle spielt, wenn nicht gar die wichtigste.