Otto-Suhr-Siedlung in Kreuzberg: Schutz vor Verdrängung
Der Bezirk und die Deutsche Wohnen einigen sich bei der Modernisierung auf einen Sozialplan. Mietsteigerungen sollen gebremst werden.
Viele MieterInnen mussten bislang befürchten, die angekündigten höheren Mieten nach den Instandsetzungsmaßnahmen – teilweise um 50 Prozent – nicht mehr tragen zu können. Sie hatten sich daher bereits im Herbst 2016 in einem Mieterbündnis zusammengeschlossen.
Laut der nun getroffenen Vereinbarung wird die Modernisierungsumlage auf maximal 1,79 Euro pro Quadratmeter begrenzt – das sind weniger als die 11 Prozent der Modernisierungskosten, die Vermieter nach Bundesgesetzgebung auf ihre MieterInnen umlegen dürfen.
MieterInnen, bei denen die neue Miete 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens überschreiten würde, gelten als Härtefälle – ihre Miete soll dann auf Antrag entsprechend gesenkt werden. Für EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe soll die Miete nur bis maximal der Höhe angehoben werden, die auch von den Ämtern übernommen wird.
Bezirk freut sich
In einer Mitteilung erklärte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne), es sei „gelungen, die einkommensschwachen MieterInnen vor Verdrängung zu schützen“. Ein Hebel des Bezirks war der Status der Siedlung als Milieuschutzgebiet („Kreuzberg-Nord“). Modernisierungsmaßnahmen sind hier genehmigungspflichtig. Ähnliche Abkommen mit der Deutsche Wohnen hatte der Bezirk bereits für über 1.000 Wohnungen in der Spring-Siedlung südlich der Oranienstraße und für 172 Wohnungen in der Alten Jakobstraße getroffen.
Die MieterInnen der Otto-Suhr-Siedlung werten die Einigung als „Teilerfolg“, kritisieren aber, dass keine Karenzzeit für weitere Mieterhöhungen vereinbart wurde. Sie betonen, die Vereinbarung sei „nicht vom Himmel gefallen“, sondern Folge ihres „entschlossenen Widerstands“.
Auch die neu gegründete Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ zeigt sich erfreut: „Die Otto-Suhr-Siedlung zeigt, dass gemeinsamer Protest und Widerstand gegen die Deutsche Wohnen hilft“, schrieb das Bündnis auf Twitter, beharrt aber auf seiner Maximalforderung nach Enteignung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin