Oscar-Verleihung in Los Angeles: Ein glücklicher, glücklicher Mann
Die Oscars sind vergeben. Großer Gewinner ist „Birdman“, auch Polen freut sich. Man erinnerte an Krankheiten, Familien, Frauenrechte und ethnische Vielfalt.
LOS ANGELES ap | Triumph für „Birdman“: Die Komödie von Alejandro G. Iñárritu wurde am Sonntagabend (Ortszeit) bei der 87. Oscar-Verleihung zum besten Film gekürt. Der Mexikaner erhielt die begehrte Trophäe zudem für die beste Regie. Beste Schauspielerin wurde Julianne Moore („Still Alice - Mein Leben ohne Gestern“), den Goldjungen für den besten Darsteller gab es für Eddie Redmayne für seine Darbietung des Physikers Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Für den 33-jährigen Briten ist es der allererste Oscar-Triumph - und entsprechend begeistert zeigte er sich in seiner Dankesrede. „Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle“, sagte Redmayne. „Aber glauben Sie mir, wenn ich sage, dass ich ein glücklicher, glücklicher Mann bin.“ In seiner Euphorie erinnerte Redmayne auch an die Nervenkrankheit ALS, die dem Starwissenschaftler Hawking seit 1963 zu schaffen macht. „Dieser Oscar gehört allen Menschen in der ganzen Welt, die gegen ALS kämpfen.“
Auch Julianne Moore setzte sich in ihrer Rolle in „Still Alice“ mit Leid und Krankheit auseinander: In dem Melodram verkörpert sie eine ehrgeizige Linguistikprofessorin und dreifache Mutter, bei der Alzheimer diagnostiziert wird. Sie sei froh, dass durch den Film ein Schlaglicht auf das Leiden geworfen werde, sagte Moore in ihrer Dankesrede. „So viele Leute, die diese Krankheit haben, fühlen sich an den Rand gedrängt. Menschen mit Alzheimer haben es verdient, gesehen zu werden, damit wir ein Heilmittel finden können“, fügte die 45-Jährige hinzu.
Als großer Gewinner ging „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ aus dem Galaabend hervor. Die bitterböse Filmsatire um einen abgehalfterten Superhelden in der Identitätskrise räumte vier Oscars ab, neben der Königskategorie „Bester Film“ auch in den Nebensparten Originaldrehbuch und Kamera. „Birdman“ war von Kritikern bereits vor der Verleihung als gelungenes Spiegelbild der Egomanie von Hollywoods Glitzerwelt gefeiert worden, in der zugleich fieberhaft nach einer Form künstlerischer Glaubwürdigkeit gesucht wird.
Wieder ein Mexikaner
Regisseur Iñárritu scherzte in seiner Dankesrede über den Umstand, dass schon im vergangenen Jahr ein Landsmann als bester Regisseur ausgezeichnet worden war: Alfonso Cuarón. „Vielleicht führt die Regierung im nächsten Jahr Einwanderungsbeschränkungen ein. Zwei Mexikaner hintereinander. Das ist verdächtig, glaube ich“, sagte Iñárritu.
Politisch ging es auch in der Dankesrede von Patricia Arquette zu, die für ihre Rolle als alleinerziehende Mutter in der Langzeitstudie „Boyhood“ mit einem Oscar für die beste Nebendarstellerin belohnt wurde. Die 46-Jährige machte sich für Lohngerechtigkeit für Frauen stark, was ihr Begeisterungsstürme des Publikums eintrug.
Für seine Rolle als aggressiver Jazzschlagzeug-Lehrer in „Whiplash“ gab es für J.K. Simmons den Oscar als bester Nebendarsteller. Seinen Zuhörern riet er, die Familie an die erste Stelle zu setzen. „Ruft eure Mama an. Ruft euren Papa an, wenn ihr das Glück habt, auf diesem Planeten ein noch lebendes Elternteil zu haben“, mahnte der 60-Jährige in seiner Dankesrede.
Die farbenprächtige Komödie „The Grand Budapest Hotel“ wurde mit vier Oscars für das beste Kostümdesign, das beste Make-Up, das beste Produktionsdesign und die beste Filmmusik geehrt.
Ehre für Polen
Eine große Ehre wurde Polen zuteil. Das Drama „Ida“ wurde als bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet. Der Schwarzweiß-Film handelt von einem dunklen Kapitel der polnischen Geschichte: der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Bereits vor der Gala war der Film von Pawel Pawlikowski von der Kritik gefeiert worden und dementsprechend als Favorit ins Rennen gegangen. Für Polen ist es der erste Auslands-Oscar.
Moderator der Oscar-Verleihung ist Neil Patrick Harris, bekannt aus der TV-Serie „How I Met Your Mother“. Gleich zum Auftakt mokierte er sich augenzwinkernd ironisch über den viel diskutierten Mangel an ethnischer Vielfalt unter den diesjährigen Oscar-Anwärtern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance