Offene Details beim Deutschlandticket: Verspätung beim 49-Euro-Ticket
Der Starttermin des Deutschlandtickets verschiebt sich immer weiter nach hinten. Noch immer sind wichtige Fragen ungeklärt.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beklagte am Dienstag, es seien noch zahlreiche Details zur Umsetzung des Angebots ungeklärt. Das betrifft demnach schon die Frage, in welcher Form man das Ticket kaufen können soll. Der Liberale Wissing wünscht sich eine papierfreie Variante, also ein rein digitales Angebot.
Etliche Bundesländer wollen hingegen zumindest zeitweise weiter Papierfahrkarten anbieten. Dies sei im Zuge der Barrierefreiheit wichtig, schrieb die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) am Wochenende in einer Mitteilung. Das gelte etwa „für die Menschen, die kein Handy haben, wie unter anderem ältere Menschen“.
Papierloses Ticket möglich?
Dem VDV zufolge gibt es auch weitere praktische Probleme: In etlichen, gerade kleineren Verkehrsunternehmen fehlten schlichtweg die technischen Voraussetzungen für ein rein digitales Ticket. Das Problem: Buchungs- und Kontrollsysteme würden sich dort nicht so schnell umstellen lassen. Eine zügige Einführung eines papierfreien 49-Euro-Tickets sei so nicht zu bewerkstelligen. Eine mögliche Übergangslösung wären dem Verkehrsverband zufolge Chipkarten als Tickets – papierfrei, aber ähnlich wie die Bahncard ohne Handy nutzbar. Selbst diese ließen sich aber nicht bei allen Verkehrsverbünden problemfrei zur Kontrolle auslesen. Außerdem seien lange Lieferzeiten zu erwarten.
Dem Verband zufolge sind vor der Einführung des 49-Euro-Tickets auch noch einige rechtliche Schritte zu gehen. Unter anderem müsse der Bund noch die bundesweite Tarifgenehmigung liefern. Auch eine Genehmigung der EU zu beihilferechtlichen Fragen stünde noch aus, um sicherzustellen, dass die Zuschüsse vom Bund in angedachter Form ausgezahlt werden dürfen. Bund und Länder hatten sich bei der Finanzierungsfrage bislang darauf geeinigt, die Mehrkosten im ersten Jahr jeweils zur Hälfte zu übernehmen. Zudem erhöht der Bund den jährlichen Zuschuss der sogenannten Regionalisierungsmittel.
Und wer ist nun schuld an der Gemengelage? Für die Verzögerungen beim Starttermin des 49-Euro-Tickets sehen die Länder beim Bund die Schuld. Bundesverkehrsminister Wissing dagegen betont, dass die Umsetzung in erster Linie Ländersache sei. VDV-Sprecher Oliver Wolff appellierte am Dienstag an beide Seiten, die offenen Fragen schnell zu klären. Noch sei eine Einführung des Deutschlandtickets noch bis zum 1. Mai möglich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“