Öffentlich-Rechtliche und Literatur: Bücher? Uns doch egal!
Schon wieder werden Literatursendungen gestrichen. Zu Büchern haben die öffentlich-rechtlichen Sender offenbar kein Verhältnis mehr. Ein Wutausbruch.
Etwas ist zerrissen zwischen den öffentlich-rechtlichen Medien und der Literaturszene. Der Verdacht ist längst da: Zur Literatur gibt es von den Managern der Sender aus in Wirklichkeit gar kein Verhältnis mehr (die Ausnahme Deutschlandfunk ist längst auch nicht mehr selbstverständlich). Da wird die Beschäftigung mit Büchern nur noch durchgeschleppt, und wenn sich die Gelegenheit bietet, wird sie abgeschafft.
Jedenfalls hat man noch nicht mal mehr Lust, groß zu protestieren, wenn mal wieder Literatursendungen gestrichen werden wie jetzt beim SWR. Weil es sinnlos ist. Weil die Managerriegen der Sender längst illiterat sind.
Weil diese Managertypen sich womöglich sogar bestätigt fühlen, wenn das Feuilleton aufjault – weil sie ihre sogenannten Programmreformen dann nämlich als antielitären Einsatz verkaufen können; nicht öffentlich natürlich, aber hinter ihren Gremientüren, zwinker, zwinker, es den Intellektuellen mal wieder gezeigt, mal wieder an der angeblichen Nähe zum „Menschen“ gearbeitet.
Wenn sie zumindest ehrlich wären! Wenn sie sagen würden: Wir sind gerade mit uns selbst beschäftigt. Mit dem Aufbauen neuer Hierarchieebenen. Damit, weitere Anlässe für interne Konferenzschalten zu schaffen. Damit, Planstellen von der Beschäftigung mit Inhalten auf die Verwaltung umzuschaufeln (wozu gut passt, dass jetzt eine Verwaltungsdirektorin WDR-Intendantin wird). Journalismus? Kultur? Bücher? Darum sollen sich andere kümmern.
Wenn sie das sagen würden, könnte man denken, immerhin wissen sie, was sie tun. Aber sie sagen anderes. Dass sie für die „Menschen vor Ort“ da sein müssen, für die „jungen Leute“ und sich fit machen müssen für „KI“ und den „Medienwandel“.
Sie wissen, was sie tun
Ach Gottchen, unseretwegen. Wenn man damit Karrieren bei den Öffentlich-Rechtlichen machen kann, sollen sie das auch alles tun. Aber dass man dafür die Beschäftigung mit Literatur plattmachen muss, das leuchtet einem halt nicht ein.
Die Vermutung ist: Sie wissen nicht, was sie da gerade tun. Und sie wollen es auch nicht wissen. Es sind die Systemlogiken des Apparats, die die Kontrolle haben. Damit muss man jetzt umgehen. Und das in Zeiten, in denen die Neue Rechte – im Unterschied zu den Öffentlich-Rechtlichen – die Literatur sehr ernst nimmt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung