Oberster Gerichtshof der USA: Trump muss Finanzen offenlegen
Der US-Präsident muss seine Steuerunterlagen der Staatsanwaltschaft in New York vorlegen. Die ermittelt zu möglichen Schweigegeldzahlungen.

„Vor 200 Jahren erklärte ein bedeutender Jurist an diesem Gerichtshof, dass kein Bürger, auch nicht der Präsident, von der Pflicht befreit sei, bei Aufforderung Beweise in einem Kriminalfall vorzulegen“, sagte der Oberste Richter John Roberts in seiner Erklärung. „Wir bekräftigen diesen Grundsatz heute und erklären, dass der Präsident weder komplette Immunität gegenüber bundesstaatlichen Untersuchungen besitzt, die seine persönlichen Unterlagen betreffen, noch einen höheren Standard zu beanspruchen.“
Sieben der neun Richter des Obersten Gerichtshofs stimmten für die Aushändigung, darunter auch die konservativen Richter Brett Kavanaugh und Neil Gorsuch, die von Trump selbst für die Richterbank nominiert wurden. Es ist das erste Mal, dass das höchste Gericht der USA eine Entscheidung zu Trumps persönlichen Finanzen traf.
Trump hat sich bislang geweigert, seine Finanzen öffentlich zu machen. Er ist der erste Präsident seit 1974, der seine Steuerunterlagen nicht vor der Wahl veröffentlicht hatte. Als Grund dafür nannte er eine anhaltende Untersuchung der staatlichen Steuerbehörde IRS.
Aushändigung erst nach der Wahl
Die Staatsanwaltschaft in New York hatte auf Einsicht in Trumps Finanz- und Steuerunterlagen geklagt und vor einem niedrigeren Gericht Recht bekommen. Trumps Anwälte argumentieren jedoch, dass der Präsident während seiner Amtszeit von der Beweispflicht in Kriminaluntersuchungen befreit sei und legten Revision ein, womit der Fall am Obersten Gerichtshof landete.
Die Staatsanwaltschaft in New York hatte eine Untersuchung zu Trumps Geschäftsbeziehungen sowie zu Schweigegeldzahlungen an mindestens zwei Frauen im Jahr 2016 eröffnet, die behaupten, eine Affäre mit ihm gehabt zu haben.
Trump bezeichnete die Supreme-Court-Entscheidung auf Twitter als eine „politische Strafverfolgung“.
Der Fall geht nun an ein niedrigeres Gericht zurück, wo beide Seite erneut ihre Argumente präsentieren werden. Es gilt daher als so gut wie sicher, dass Trump seine Finanzen erst nach den Wahlen im November an die Staatsanwaltschaft aushändigen muss.
In einem weiteren Fall zu Trumps Finanzen wies der Oberste Gerichtshof die Klage demokratischer Kongressabgeordneter zurück. Richter Roberts erklärte die Sieben-zu-Zwei-Entscheidung damit, dass es sich um eine rein politische Angelegenheit gehandelt habe.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt