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OSZE-Treffen in PolenDer übellaunige Herr Lawrow

Russlands Außenminister rechnet mit der OSZE ab. Die Organisation sei parteiisch. Zur Tagung in Polen durfte er nicht.

Ist sauer: Der russische Aussenminister Sergej Lawrow am Donnerstag Foto: Russian Foreign Ministry/reuters

Berlin taz | Es war mal wieder ein Tag verbaler Angriffe in Moskau, diesmal feuerte der russische Außenminister Sergej Lawrow seine Salven auf die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ab. So seien die Beobachter der OSZE im Osten der Ukraine stets parteiisch gewesen. „Geist und Wortlaut der OSZE-Charta sind zerstört“, sagte Lawrow am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Moskau.

Seinen Angaben zufolge hätten die im Gebiet Donezk stationierten OSZE-Beobachter vor dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022 die zunehmenden Angriffe der ukrainischen Armee auf die von Moskau unterstützten Separatisten im Osten der Ukraine ignoriert und ihr teilweise sogar dabei geholfen. „Es sind Fakten entdeckt worden, dass die OSZE sich an der Lenkung des Feuers auf Donezk und Luhansk beteiligt hat“, behauptete Lawrow.

Nach der Ausweisung der Beobachter seien entsprechende Dokumente gefunden worden. Dann wurde der Außenminister auch etwas grundsätzlicher. Die OSZE werde vom Westen dominiert und habe daher ihre Rolle als Vermittler verloren.

Die Übellaunigkeit Lawrows dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass ein zweitägiger Ministerrat der OSZE am Donnerstag und Freitag dieser Woche in der polnischen Stadt Łódz ohne ihn stattfindet. Dort steht vor allem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine im Zentrum der Debatten.

Rigide Blockadepolitik durch Russland

Warschau, das derzeit den OSZE-Vorsitz führt, hatte Lawrow im November ein Einreisevisum verweigert. Zur Begründung hieß es, er sei mit einem EU-Einreiseverbot belegt. Das russische Außenministerium hatte umgehend reagiert und von einem beispiellosen und provokativen Schritt gesprochen. Polen habe der Glaubwürdigkeit der OSZE einen „irreparablen Schaden“ zugefügt.

Russland wird auf dem Treffen in Łódz von dem Ständigen Vertreter der Russischen Föderation bei der OSZE, Alexander Lukaschewitsch, vertreten.

In der OSZE, der 57 Staaten angehören, hat sich Russland in den vergangenen Monaten immer wieder durch eine rigide Blockadepolitik hervorgetan. Dort müssen Beschlüsse einstimmig gefällt werden. So hat Moskau seit Herbst 2021 das Ende von drei OSZE-Beobachtermissionen erzwungen – darunter ist auch die Mission, die den Waffenstillstand im Donbass überwachen sollte.

Das Budget für 2022 ist immer noch nicht abgesegnet. Ärger dräut auch beim OSZE-Vorsitz für 2024. Beworben hat sich Estland. Tallinn positioniert sich besonders deutlich gegen Russlands Angriffskrieg.

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9 Kommentare

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  • Meine Güte 🙄... wie soll sowas enden?...



    wenn Nachbarn sich sträuben miteinander zu reden... und sich in einer



    Kultur des "bashing" und des Stillstands



    Einigeln, anstatt einen gemeinsamen Dialog' zu versuchen?

    • @vergessene Liebe:

      Vor dem 24 Februar wurde viel miteinander gesprochen, auch unter sich, als Nachbarn. Wohin das geführt hat sehen wir bereits ...Ein Dialog mit Verbrechern geht eben nicht, schon gar nicht, nach dem, was in der UKR angerichtet worden ist.!

    • @vergessene Liebe:

      Bei den Themen Sicherheit und Zusammenarbeit ist man eben bei Lawrow und Konsorten falsch. Worüber soll man mit diesen Lügnern und Kriegsverbrechern reden?

  • Vor ein paar Jahren gab es einen int. Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Umma al Bashir - Völkermord!



    Der wurde nur nicht umgesetzt.

    Sollte das nicht auch für Putin und Lawrow möglich sein?

  • Ach, die OSZE hat also Russland zusammen mit der Ukraine angegriffen?



    Erinnert mich ein wenig an die nordkoreanische Version vom Koreakrieg, wonach die UNO zusammen mit den USA Nordkorea angegriffen hatte.

  • Konsequent ist das, schliesslich ist Diplomatie leider aus der Mode gekommen... vielleicht kann man man ja auch beim nächsten G20 Gipfel oder bei der nächsten UN Vollversammlung versuchen ungeliebte Gäste einfach an der Anreise zu hindern. Ein Trauerspiel...



    Auch wenn ich den verbrecherischen russischen Angriffskrieg für eine schlimme Tragödie halte, trauere ich den Merkelzeiten nach wo man Konflikte vielfach auf diplomatischen Weg gelöst hat... Jetzt steht Macron ja leider auf verloren Posten, da Scholz von den Grünen getrieben, zu schwach für ernsthafte diplomatische Initiativen ist. Sehr tragisch, da man an Deutschland und Frankreich geeint schlecht vorbeikommen würde.



    Vermutlich wäre dann im März auch das Istanbuler Friedensabkommen zustande gekommen. Der ukrainische Vorschlag war ja sehr erfolgsversprechend und fast wäre es ja auch zum Abschluss gekommen.

    • @Alexander Schulz:

      " Der ukrainische Vorschlag war ja sehr erfolgsversprechend" wurde aber von Russland abgelehnt weil Russland ein Mitspracherecht haben wollte bei den Sicherheitsgarantien und nicht bereit war über den Status von Donbas und Krim zu verhandeln.

      Mit der Annexion weiterer Gebiete hat Russland sowieso gezeigt das es nicht wirklich an einem einvernehmlichen Kompromiss Interesse hat. Und nach all den Kriegsverbrechen will das ukrainische Volk auch keine Kompromisse mehr sondern den Sieg und dann in die NATO und EU und in Frieden leben.

  • ...nun strampelt Putins Laufbursche vor lauter Wut mit den Füßen, wie ein Kindergartenjunge. Mal ganz ehrlich, hatte er ernsthaft geglaubt, man warte in Polen auf ihn ...mit einem roten Teppich?!

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