Nordirland hat wieder eine Regierung: Erstmals Nationalistin an der Spitze
Die Sinn-Féin-Politikerin Michelle O'Neill übernimmt nun die Regierungsgeschäfte in Nordirland. Eine zweijährige politische Krise geht damit vorerst zu Ende.
Nach ihrer Wahl kündigte O'Neill im Parlament in Belfast eine „neue Ära“ für die britische Region an. Sinn Féin fordert eine Wiedervereinigung mit Irland.
Die Partei wertet die Amtsübernahme durch O'Neill als großen Schritt hin zu ihrem politischen Ziel. Ein geeintes Irland rücke „in greifbare Nähe“, sagte Sinn-Fein-Präsidentin Mary Lou McDonald. Auch in der Republik Irland ist die Partei, die einst als politischer Arm der Terrororganisation IRA galt, die stärkste Kraft. Dort verhindern aber zwei liberal-konservative Parteien mit einer Koalition eine Regierungsbeteiligung.
Die DUP hatte die nordirische Regierung im Februar 2022 verlassen, weil sie neue Handelsregeln nach dem Brexit ablehnte. Bei der anschließenden Wahl 2022 war die Sinn Féin erstmals stärkste Kraft in Nordirland geworden und hatte damit Anspruch auf das Amt der Regierungschefin.
Gemäß dem Karfreitagsabkommen, das 1998 den Bürgerkrieg in Nordirland beendet hatte, müssen sowohl Befürworter des Verbleibs Nordirlands im Vereinigten Königreich als auch irische Nationalisten gemeinsam die Regierung bilden.
Die DUP argumentierte, die mit der EU getroffenen Regeln gefährdeten die Union von Nordirland und Großbritannien. Kürzlich einigte sich die Partei mit der britischen Zentralregierung jedoch auf ein Dokument, das die staatliche Einheit betonte und gab daraufhin ihren Widerstand auf.
O'Neill wird sich die Macht mit ihrer Stellvertreterin Emma Little-Pengelly von der DUP teilen. Formell sind beide gleichgestellt, doch erhält O'Neill den prestigeträchtigeren Titel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin