Nominierungen für die „Golden Globes“: Jury übersieht das Offensichtliche
Die Nominierungen für die „Golden Globes“ wurden bekannt gegeben. Vieles ist erfreulich – aber die beste Serie „I May Destroy You“ fehlt überraschend.
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E ine wirkliche Überraschung findet sich unter den Nominierungen für die Golden Globes auch in diesem Jahr nicht. Die Streaminganbieter bauen ihre Dominanz gegenüber den TV-Sendern weiter aus: Netflix steht mit 42 Nominierungen einsam an der Spitze, HBO und Amazon teilen sich den zweiten Platz mit je lediglich sieben Nominierungen.
Die Anwärter:innen auf die Trophäen sind größtenteils superbekannte Schauspieler:innen und Serien wie „The Crown“ (das Epos übers britische Königshaus) oder das Schachdrama „The Queen’s Gambit“, die beide vielfach positive Kritiken erhalten haben.
Erfreulich ist, dass in der Männerdomäne Spielfilmregie gleich drei Frauen nominiert sind: Emerald Lilly Fennell („Promising Young Woman“), Regina King („One Night in Miami“) und Chloé Zhao („Nomadland“). Doch bei aller Freude – auch hinsichtlich der Diversität der Nominierten – fällt eines negativ auf: Die Serie „I May Destroy You“ fehlt unter den Nominierten.
Nun gibt es keine starren Kriterien dafür, was eine gute Serie ausmacht, und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber dass die Dramaserie „I May Destroy You“ von Michaela Cole keine Nominierung erhält, kann man nicht anders bezeichnen denn als Fehler.
Selbst eine Nominierte ist sich nicht so sicher
In „I May Destroy You“ versucht die Protagonistin Arabella nach einer Vergewaltigung ein Stück Normalität zurückzugewinnen – und wie nebenbei werden große Fragen um Sexualität, race, Klasse und Identität behandelt. In den vergangenen Jahren haben sich zwar viele TV-Produktionen mit sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt, doch keiner gelang es, die Thematik so klischeefrei, dramatisch und lustig zu erzählen. Die Zuschauer:innen waren begeistert. Time nannte die Serie „einzigartig“, der Guardian betitelte sie als „beste Serie des Jahres“.
Warum die Jury der Globes das anders sieht, ist nicht zu erklären. Besonders schmerzt, dass die objektiv schlechte Netflix-Serie „Emily in Paris“ gleich mehrmals nominiert ist. Das verwirrt nicht nur die Fans in den sozialen Medien, sondern selbst die „Emily in Paris“-Drehbuchautorin Deborah Copaken. In einem Gastbeitrag für den Guardian schreibt Copaken, „I May Destroy You“ habe die Nominierung deutlich mehr verdient. Vielleicht ein Anstoß für die Jury, ihren Fehler einzugestehen – und die Serie nachzunominieren.
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