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Niederländisches Nikolaus-Urteil„Zwarte Piet“ darf nach Amsterdam

Die Figur des schwarz-geschminkten „Zwarte Piet“ bleibt Teil des niederländischen Nikolausumzugs, entscheidet ein Gericht. Zum Rassismusvorwurf äußerte es sich nicht.

Für viele ein Affront: ein „Zwarter Piet“ in Den Haag Bild: dpa

AMSTERDAM dpa | Der weiße niederländische Nikolaus darf mit seinen schwarzen Helfern, den „Zwarten Pieten“, nach Amsterdam kommen. Das entschied das dortige Verwaltungsgericht am Freitag. Kritiker hatten gegen den traditionellen Einzug des Sinterklaas geklagt, weil die „Schwarze-Peter“-Figur rassistisch sei.

Das Gericht erklärte, dass die Veranstaltung nicht die öffentliche Ordnung gefährde – zum Rassismusvorwurf äußerte es sich nicht. Um den „Zwarten Piet“ entbrannte in den vergangenen Wochen heftiger Streit. Vor allem schwarze Niederländer fühlen sich tief verletzt, die weiße Mehrheit der Niederländer will hingegen an der Figur festhalten.

Große Empörung löste die Rassismus-Expertin der Vereinten Nationen, Verene Shepherd, aus. Sie hatte erklärt, dass die Figur eine „Rückkehr zur Sklaverei“ symbolisiere und daher abgeschafft werden müsse.

Beim Amsterdamer Sinterklaas-Einzug am 17. November werden seine Helfer wie üblich schwarz geschminkt sein, aber nach Angaben der Umzugsorganisation ohne große goldene Ohrringe auftreten. Auch sollen ihre Lippen nicht nur rot, sondern auch in anderen Farben geschminkt sein. Damit will die Organisation den Kritikern entgegen kommen.

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8 Kommentare

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  • Wieso sollte einer der drei Heiligen aus der katholischen Heiligenliste nur aufgrund der ihm nachgesagten Hautfarbe gestrichen werden?

     

    Ich halte vielmehr dieses Ansinnen für Rassismus. Es würde passen zu einem rassistischen Christentum, dass in dieser Form gottseidank nicht existiert.

  • S
    Sören

    Es ist unmöglich, wie einige immer wieder das Thema Rassismus als eine kleine, harmlose Sache abtun. Natürlich ist das ein großes Thema, von dem viele Menschen in Europa betroffen sind. Gerade heute sollten wir uns nochmal vor Augen führen, was im schlimmsten Fall ausgelöst durch Rassismus passieren kann.

     

    Man sollte bei solchen alten Bräuchen immer aufpassen und keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Wenn es sich um die stereotype Darstellung eines farbigen Sklaven handelt, hat diese Figur sicher keinen Platz in einer modernen Gesellschaft. Wenn es sich um einen freiwilligen Helfer handelt ist das sicher etwas anderes. In jedem Fall geht es darum, einem Brauch nicht gedankenlos, sondern wenn, dann reflektiert zu folgen.

     

    Alte Bräuche müssen immer wieder an veränderte gesellschaftliche Normen angepasst werden. Etwas, was früher ganz unbedacht gesagt oder getan wurde steht heute in einem anderen Licht. Respekt gegenüber Menschen, die anders als die Mehrheit sind, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Inakzeptabel ist auf jeden Fall, aus einer Art Denkfaulheit heraus Menschen in ihren Gefühlen zu verletzen.

  • PV
    Prinzessin von Saba

    Soll der Zwarte Piet nicht überhaupt deswegen so dunkel sein, weil er sich als Helfer des Nikolaus durch Schornsteine zwängt? Diese Herleitung gibt es jedenfalls. Auch beim katholischen Sternsingerbrauch wird einer der drei Könige - in der Regel Caspar - als dunkelhäutiger "Exot" dargestellt. Wieso sehen UN-Vertreter darin eine Abwertung?

    • @Prinzessin von Saba:

      Wieso machen sie sich über einen der drei Heiligen lustig, indem Sie ihn ihn durch den Schornstein jagen?

  • S
    Sabine

    Ein guts Urteil. Gerade den Niederländern kann man wohl kaum Rassismus vorwerfen. Traditionelle Feste einfach abzuschaffen - na dann würde die Toleranz auch der Niederländer aber arg strapaziert. Wer in Europa einwandert, muss sich schon mit der Kultur entweder anfreunden oder sie zumindest tolerieren. Wir Europäer müssen auch mancges das uns fremd oder befremdlich erscheint tolerieren. Diese Rassismusdebatte wird immer absurder.

    • @Sabine:

      Natürlich gibt es auch in den Niederlanden offenen und unterschwelligen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

       

      Was die zwarte pieten angeht ist die eigentliche Frage, wie diese historische Figur heute erklärt bzw. eingebettet wird.

      Einfach abschaffen erscheint mir jedenfalls auch fraglich, immerhin haben die Niederlande eine kolonialistische Vergangenheit (und heute immer noch einige überseeische Gebiete).

    • K
      Kasjopeija
      @Sabine:

      Warum genau kann man in den Niederlanden nicht von Rassismus sprechen? Geschichtlich gesehen haben wir Europäer eine Verantwortung. Wir haben Menschen versklavt und brutal ausgebeutet, auch die Niederlande. Und als kleine Wiedergutmachung finden wir es auch noch unzumutbar, einige unserer liebgewonnenen Symbole und Riten aufzugeben. Wir sollten unseren Mitmenschen wirklich mehr Respekt entgegen bringen und uns unserer Geschichte stellen.Die Rassismusdebatte wird nicht immer absurder- sie wird immer mehr abgelehnt und verdrängt.

  • G
    GegenExtremisten

    In den Niederlanden gibt es also noch Gerichte die normal und logisch denken können und die keiner krankhaften ideologischen Verblendung und Gehirnwäsche unterliegen.

     

    Zum "Rassismusvorwurf": Wieso sollte man sich dazu äußern? Das beste was man mit derartigen linksextremen Gehirnentlüftungen tun kann ist nicht beachten. Gut so.