Neurechte Verlage auf der Buchmesse: Ein trojanisches Pferd
Götz Kubitschek schafft einen Marketing-Coup. Der rechte Verleger ist nun doch auf der Frankfurter Buchmesse, allerdings mit Fake-Programm.
Das Guerilla-Marketing ist Götz Kubitschek geglückt. Sein Antaios Verlag ist nicht offiziell auf der Frankfurter Buchmesse und doch berichten mehrere Medien über ihn. Kurz vor der Eröffnung der diesjährigen Messe gab der neurechte Ideologe Kubitschek den Verkauf seines Verlages an den Loci-Verlag bekannt. In Halle 4.1, am Stand D57, stellt sich der Verlag vor, heißt es in einer Pressemitteilung. Am Stand seien Ellen Kositza und Götz Kubitschek anzutreffen. Hier sitzen sie auch, und twittern über den Messeverlauf.
Mit der Gültigkeit vom 9. Oktober dieses Jahres habe Kubitschek seinen Verlag an den Neu-Verleger Dr. Thomas Veigel verkauft, schreibt er in einer Pressemitteilung. Unter dem neuen Dach solle Antaios als Imprint mit altem Namen weitergeführt werden. Die inhaltliche Ausrichtung solle Kubitscheks Ehefrau Kositza übernehmen. Beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels habe der neue Besitzer Veigel schon am 21. Juni einen Stand angemeldet. „Jetzt bin ich also auch noch Verleger!“, schreibt der Zahnarzt aus Rheinau in Baden-Württemberg in der Selbstdarstellung des angeblichen neuen Verlags. Seit April 2018 bestehe der Verlag.
Nach eigenen Angaben lebte Veigel jahrelang in Chile, schloss dort sein Studium ab und spezialisierte sich auf die Implantattherapie. Unerwähnt lässt er, das seit Juli 2015 zeitweise Sprecher der AfD-Ortenau war. Ein Thomas Veigel gehörte früher auch dem Vorstand des „Hochschulring Tübinger Studenten“ an – eine rechtsextreme Studentenverbindung.
„Ich bleibe Arzt“, versichert Veigel auf der Webseite. Das Programm des Verlages ist noch dünn: Es gibt insgesamt vier Titel mit dem Hinweis erscheinen später. Einer davon: „Homestory – Selbstinzenierung als Strategie“ herausgegeben vom Ellen Kositza und Götz Kubitschek. Die Selbstbeschreibung auf der Homepage deutet auf einen dubiosen Inhalt, in der das Paar einen vermeintlichen Einblick in ihr Leben „unter Beschuß“ gewährt.
Gott der hinterlistigen Kriegsführung
Das Programm des Antaios Verlag dürfte das Programm des Loci-Verlags werden. Loci ist ein „trojanisches Pferd für die Buchmesse“, schätzt der Historiker Volker Weiß. Denn mit dem Verkauf gelang dem Trio die von der Buchmessenleitung gemeinsame Platzierung der weit rechten Verlage in einer Halle zu unterlaufen. Via Twitter verkündet der Antaios Verlag: „Verleger Thomas Veigel (…) und Programmleiterin Ellen (…) auf der 'fm18 – und zwar mittendrin“.
Die Namenswahl begründet der frische Verleger mit dem Hinweis dass „Loci (…) ‚der Ort‘ im Plural“ bedeute. „Loci bedeute aber nicht nur ‚Orte‘. Mit ‚k‘ geschrieben ist es auch eine Figur aus der nordischen Mythologie, ein Gott der hinterlistigen Kriegsführung“, wirft Weiß ein, der mit dem Buch „Die autoritäre Revolte“ 2017 ein Standartwerk zur „Neuen Rechten“ vorlegte.
Mit dem Verkauf des Verlags möchte sich Kubitschek nach eigenen Aussagen der professionellen Politikberatung zuwenden. Schon lange gilt der Mitbegründer des „Instituts für Staatspolitik“ als einer der Berater des Netzwerkes um den Thüringischen Landtagsfraktionsvorsitzenden Björn Höcke und Pegida. Eine „Agentur für politische Kommunikation“ hat er nun gegründet, die nicht bloß AfD-Mandatsträger sondern auch CDU-Mitglieder betreuen will. „Ich mache ab sofort das, was ich bisher nach 18 Uhr machte“ erklärt Kubitschek. Der Termin des Verkaufes dürfe aber kein Zufall gewesen sein.
Anmerkung der Redaktion: Der Antaios-Verlag wurde nicht tatsächlich an Loci verkauft. Es handelte sich hierbei um eine Guerilla-Marketing-Aktion des Verlegers Götz Kubitschek.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient