Neues Geschäftsmodell: Wahlrecht im Angebot
Mein Sohn Mehmet kauft Wahlunterlagen von Nichtwählern und vertickt sie in seiner „Wahlrecht-Mitbenutzungs-Zentrale“. Das zieht auch die Polizei an.
Liebe Nichtwähler, machen Sie Geld aus Ihrem Müll. Ich kaufe Ihre Briefwahlunterlagen. Bezahle diskret, gut und in bar!“
Das ist der Werbetext für die neue Geschäftsidee meines durch und durch kommunistischen Sohnes Mehmet.
Mein missratener Sohn scheint die weit verbreitete Volksweisheit richtig verinnerlicht zu haben: „Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz! Wer mit 21 immer noch Kommunist ist, hat keinen Verstand!“
Mein Sohn Mehmet hat ganz alleine geschafft, was die SPD, die Grünen und die FDP seit Jahren nicht auf die Reihe gekriegt haben: Mehmet Engin hat den Ausländern das Wahlrecht gegeben! Für nur lächerliche 49 Euro 80 pro Stück. Und das bei einem Einkaufspreis von 22 Euro 50. Er verkauft diese Briefwahlunterlagen, die er von politikmüden Bio-Deutschen kauft, an Ausländer ohne Wahlrecht weiter. Das Geschäft boomt!
Seine „Wahlrecht-Mitbenutzungs-Zentrale“ gibt es erst seit drei Wochen, und schon haben wir zuhause keinen Platz mehr, um uns zu bewegen. Denn die ganze Wohnung ist mit Umschlägen vollgestopft. Zusätzlich haben wir auch noch die komplette Wohnung von Oma Fischkopf über uns als Lagerraum anmieten müssen. Seitdem schläft Oma Fischkopf mit in unserem Ehebett.
In der letzten Woche haben wir Mehmet nie zu Gesicht bekommen. Mit seinen zwei Kumpels klappert er in ganz Bremen ausländische Cafés, Vereine, Import-Export- und Gemüseläden sowie Hochzeitssäle ab, um Briefwahlunterlagen zu verhökern. Kunden stehen Schlange, selbst in der Familie.
Meine ältere Tochter Zeynep sagt: „Ich wähle die Grünen. Als wir für das Wahlrecht für Ausländer demonstriert haben, sind sie die ersten 200 Meter mitgelaufen.“
Meine kleine Tochter Hatice kreischt: „Papa, Papa, ich will auch, ich will auch. Kaufst du mir fünf Stück, bitte.“ – „Fünf Stück? Welche Partei willst du denn wählen?“, frage ich neugierig. „Wer meine blöde Schule abschafft, kriegt alles“, ruft sie begeistert.
In dem Moment sehen wir vom Küchenfenster aus, wie ein Polizeiwagen vor unserer Haustür hält. Oma Fischkopf stammelt erschrocken: „Mehmet, ich habe dir gleich gesagt, dass du in Deutschland keine Wahlunterlagen verkaufen darfst ohne Steuern zu bezahlen. Das Finanzamt ist übermächtig! Aber auf eine alte Frau hört ja keiner!“
Zwei Polizisten betreten die Küche und fragen:„Ist das hier die Wahrecht-Mitbenutzungs-Zentrale?“ – „Herr Kommissar, wir sind alle unschuldig! Der Kopf der Verbrecherbande steht da drüben. Mein missratener, kommunistischer Sohn ist der Haupttäter“, rufe ich und zeige mit dem Finger auf Mehmet.
„Herr Engin“, sagt einer der beiden Polizisten zu Mehmet. „Hier in der Tasche habe ich 20 Briefwahlunterlagen von allen unseren Kollegen auf dem Revier. Laut Ihrem Angebot sind die zusammen 450 Euro wert. Das Geld hätten wir lieber gleich in bar. Wir wollen unsere fünf Streifenwagen endlich mal wieder richtig volltanken!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs