Neues Album von US-Sängerin Miley Cyrus: Engel mit Schmirgelpapierstimme
US-Popstar Miley Cyrus macht auf ihrem neuen Album „Plastic Hearts“ in Rock – mit Joan Jett und Billy Idol als Gästen.
Häufig haben Popstars nach einer gewissen Zeit des Ausprobierens ihren eigenen Stil gefunden. Nicht so Miley Cyrus. Mal bringt die einstige Teenpop-Heldin, berühmt geworden durch die US-TV-Serie „Hannah Montana“, HipHop-Anleihen aufs Tableau, mal bedient sie sich beim Countrysound. Dieses Mal ist Rock an der Reihe, daran lässt das Cover ihres neuen Albums „Plastic Hearts“ nicht den geringsten Zweifel.
Da inszeniert sich die 28-Jährige mit Vokuhila und schwarzen Lederhandschuhen wie eine Ikone aus den frühen Achtzigern. Passenderweise hat Cyrus Joan Jett und Billy Idol für jeweils einen Song als Gäste rekrutiert. Was nicht heißen soll, dass Miley Cyrus jetzt gestandene Rockfans über 50 für sich gewinnen will. Sie zielt nach wie vor auf ein jüngeres Publikum ab.
Dank ihrer angerauten Stimme gibt die US-Amerikanerin zwar sehr überzeugend in bester Bonnie-Tyler-Manier die Schmirgelpapierstimme, ihr Gesang wird allerdings eher selten von satten Gitarrenriffs angekickt, sondern mehr von treibenden Keyboardklängen. Miley Cyrus und ihr Produzententeam, in dem Mark Ronson tonangebend vertreten ist, haben gleich weitergedacht.
Powerplay im Hitradio
Wer auf Airplay im Hitradio schielt, ist gut beraten, einen mittigen Sound mit hohem Wiedererkennungswert zu produzieren. In den 15 Songs stecken einige Rock-Zitate und ganz viel Pop. Das kraftvolle „WTF do I know“ hat die gleiche Attitüde wie die frühe Avril Lavigne, die in den Nullerjahren von cleveren Marketingstrategen als Mainstream-Punk gepriesen wurde. Die selbstmitleidige Hymne „Hate me“ bedient eingängigen Poprock, dessen Hooks sofort radiokompatibel sind.
Miley Cyrus: „Plastic Hearts“ (RCA/Sony)
Mit zwei Coversongs, „Heart of Glass“ (Blondie) und „Zombie“ (The Cranberries), hat Miley Cyrus allerdings zu tief in die Mottenkiste gegriffen. Weder dem Blondie-Hit noch dem Cranberries-Klassiker gewinnt sie etwas eigenes Neues ab, ihre Coverversionen scheitern an zu viel Ehrfurcht vor den Originalen. Die Power-Ballade „Angels like you“ ist da schon stimmiger, sie sorgt mit Moll-Akkorden für melancholische Stimmung.
Bei „High“ bleiben die minimalistischen Country-Anleihen unverkennbar. In dieser getragenen Nummer hat sich Miley Cyrus an Trennungsschmerzen abgearbeitet. Ihr Ex, Schauspieler Liam Hemsworth, reichte 2019 nach acht Monaten Ehe die Scheidung ein.
Empfohlener externer Inhalt
Prisoner
![](https://taz.de/picture/4539444/14/0024_EOB_MileyCyrus_PlasticHeart_2020_COV_01_5x5_EDITED-1.jpeg)
Vielleicht knutscht die US-Sängerin deshalb in dem „Prisoner“-Video mit ihrer Kollegin Dua Lipa. Setzt der Clip ein Zeichen für Feminismus? Oder soll er Miley Cyrus der LGBTIQ-Szene näherbringen? Vermutlich beides. Musikalisch groovt dieser Titel sorglos dahin und bedient sich schamlos bei Olivia Newton-Johns Hit „Physical“. Trotzdem – oder gerade deshalb – wird es dieses Lied mit Sicherheit auf viele Partyplaylists schaffen.
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