piwik no script img

Neuer Sammelband über KlassismusHinschauen für Gerechtigkeit

Klassismus wird als Diskriminierungsform oft ignoriert. Dabei sind immer mehr Menschen betroffen. Ein neues Buch zeigt, was sich konkret machen lässt.

Armut heißt immer auch Abhängigkeit: Menschen warten in Madrid vor einer Lebensmittelausgabe Foto: Bernat Armangue/AP/dpa

D er Unrast Verlag publiziert seit jeher kritische und aktivistische Bücher. Im Oktober 2020 erschien dort der Sammelband „Solidarisch gegen Klassismus“. Klassismus ist ein wichtiges, aber oft ignoriertes Thema. Es ist auffällig, dass das Textverarbeitungsprogramm „Open Office“ den Begriff rot anstreicht.

Wie akut die Thematik ist, wird deutlich mit Blick auf die Corona-Krise, die manche härter trifft als andere. Es überrascht wenig, dass besonders sozioökonomisch benachteiligte Menschen, etwa mit Erkrankungen und prekären Arbeitsverhältnissen betroffen sind.

Was der aktuelle Lockdown light sozioökonomisch noch für mittel- und langfristige Folgen hat, weiß niemand, aber die Folgen des ersten Lockdowns lassen nichts Gutes erahnen. Im Buch geht es dann auch konkret um die Arbeit von Initiativen wie etwa die Basisgruppe „Basta“, die Menschen mehrsprachig zu Hartz IV Fragen berät und Begleitungen zu Behördengängen anbietet, auch in Berlin-Neukölln (Weisestr. 53, Di. 18-20 Uhr), Lichtenberg (Magdalenenstr. 19, 1. & 3. Do. 18-20 Uhr) und im Wedding (Schererstr. 8, Di. 14-17 Uhr).

Missstände erkennen

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Weitere Beiträge drehen sich um die Frage, wie Mensch solidarisch und antiklassistisch agieren kann, und es werden Strategien aufgezeigt, um bestehende Missstände zu erkennen, zu benennen und ihnen entgegen zu wirken.

Der Band bewegt sich in weiten Teilen in einem recht theoretischen und akademischen Diskurs. Er spricht daher vermutlich nicht die Sprache vieler Betroffener, aber appelliert an den Menschenverstand derer, die gewillt sind, etwas zu verändern und an einer besseren Gesellschaft mitzuwirken.

Wo kein:e Kläger:in, da kein:e Richter:in, sagt man meistens dann, wenn man etwas vertuschen will. Beim Klassismus-Diskurs lohnt es sich aber, den Satz umzudrehen: Es gibt erst eine Chance auf Gerechtigkeit, wenn hingeschaut und angeklagt wird.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin. Foto: Maximilian König
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!