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Neuer Regierungschef in NRWDer Wackelkandidat

Kommentar von Andreas Wyputta

Die CDU-FDP-Koalition in NRW zeigt bei der Wahl von Laschet-Nachfolger Wüst Geschlossenheit. Alles andere wäre auch politischer Suizid gewesen.

103 von 199 Stimmen bekam Hendrik Wüst Foto: Rolf Vennenberd/dpa

E s ist das Zeichen der „Geschlossenheit“, um das Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpräsident Hendrik Wüst gefleht hat: 103 der 199 Abgeordneten des Landtags haben den einstigen neoliberalen Hardliner zum neuen Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundeslands mit seinen 18 Millionen Menschen gewählt – drei mehr, als seine Regierungskoalition aus CDU und FDP überhaupt Stimmen hat. Der wahrscheinlichen Ampel im Bund zum Trotz: In Düsseldorf steht die selbsternannte schwarz-gelbe „NRW-Koalition“ also noch.

Alles andere wäre auch politischer Suizid gewesen. Zu groß ist das Desaster, das Wüsts Vorgänger Armin Laschet als Kanzlerkandidat auch in NRW hinterlassen hat. Nach dem Wahldebakel bei der Bundestagswahl ist die CDU an Rhein und Ruhr auf rund 20 Prozent abgestürzt, während die SPD mit mehr als 30 Prozent Wiederauferstehung feiert. Eine Wiederwahl Wüsts bei der Landtagswahl im kommenden Mai ist deshalb alles andere als sicher. Wüst ist ein Wackelkandidat – und niemand weiß das besser als der 46-Jährige selbst.

Seit Jahren entwickelt der ehemalige Haudrauf, der in der „Rent-a-Rüttgers“-Affäre gegen Geld nicht nur Gespräche mit dem damaligen Regierungschef verkaufen, sondern Arbeitslose auch zum Aufsammeln von „Hundekot“ und „Drogenspritzen“ zwingen wollte, ganz strategisch ein neues Image als treusorgender Landesvater, warnt seine Partei vor einem Rechtsruck.

Bei den 13 Millionen Wäh­le­r:in­nen in NRW will der gewendete Marktkonservative in knapp sieben Monaten mit Themen wie Wohnen und Kinderbetreuung punkten und sich als Kämpfer für bezahlbare Energie profilieren.

Ob Wüst mehr als ein Kurzzeit-Ministerpräsident wird, hängt damit entscheidend von der Performance von SPD und Grünen in Berlin ab. Schaffen sie es im Bund, die zur Verhinderung der Klimakatastrophe überfällige Verteuerung fossiler Brennstoffe sozialverträglich zu gestalten, ist in NRW selbst der Klassiker Rot-Grün wieder denkbar. Riskieren Sie Gelbwesten-Proteste wie in Frankreich, machen sie Wüst zum neuen Hoffnungsträger der CDU.

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Inlandskorrespondent
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6 Kommentare

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  • Die NRW CDU bei der nächsten Wahl wird ein Debakel erleben.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Schwatz-Grün schon damals: taz.de/!5146999/



    „Rüttgers grüner Freundesclub“ kommentierte in 2010 (sic!) Ralph Bollmann. Einäugig hoffte ich im Vor-Mai auf die Kraft.

  • Yes, ich auch.



    Aber Großteil der CDU wollte auch kein Laschet sondern auch eine kalte Figur ohne Empathie mit Parallele Kasse und Lobbyismus Nähe wie Söder. Nur der Wüst hat dabei auch null Charisma.



    Ein Glück für die neue Grün-Rot bzw. Rot Grün Koalition in NRW in Mai 2022.

  • Yes, ich auch.



    Aber Großteil der CDU wollte auch kein Laschet sondern auch eine kalte Figur ohne Empathie mit Parallele Kasse und Lobbyismus Nähe wie Söder. Nur der Wüst hat dabei auch null Charisma.



    Ein Glück für die neue Grün-Rot bzw. Rot Grün Koalition in NRW in Mai 2022.

  • ......Hendrik Wüst: doppelt krankenversichert, die SPD-Spitzenkandidatin mit Videokamera gestalkt und jetzt Redezeit mit Rüttgers verschachert. Three strikes and he's out......



    taz.de/Sponsoring-...uettgers/!5147178/

    Bilde ich mir das ein oder trifft die Einschätzung über Christian Lindner



    .....C.L ist überdesignt.



    Es ist eine kalte Figur ohne Empathie ohne Empfindung für irgendwas......



    auch auf Hendrik Wüst zu?

    • @Ringelnatz1:

      Yes - anschließe mich.