Neuer HSV-Trainer: Steffen Baumgart will aufsteigen
Der neue HSV-Trainer ist schon seit Kindertagen Fan seines neuen Arbeitgebers. Bei seiner Vorstellung am Dienstag zeigte er sich ambitioniert.
Ausführlich lobte der neue Trainer des Hamburger SV die Besetzung und Qualität des Kaders. Er erinnerte bei seiner Vorstellung am Dienstagnachmittag im Volksparkstadion aber auch daran, wie schwierig die Aufgabe für den Tabellendritten sein werde: „In der zweiten Liga kann der Letzte den Ersten schlagen. Sie ist eine komplizierte Liga.“
Für seinen Vorgänger Tim Walter war sie zu kompliziert – nach zwei dritten Rängen und dem jeweiligen Scheitern in der Relegation war Walter am Montag vor einer Woche nach dem 3:4 gegen Hannover 96 entlassen worden. Ein wildes Spiel später hatte auch Walters junger Assistent Merlin Polzin als Interimscoach erkannt, wie tief die Verunsicherung in dieser Mannschaft steckt; das 2:2 in Rostock am Samstag reichte nicht, um HSV-Vorstand Jonas Boldt von einer längerfristigen Zusammenarbeit zu überzeugen. Polzin wird nun einer von drei Assistenten Baumgarts.
Den gebürtigen Rostocker Baumgart hatte Boldt schon vor zweieinhalb Jahren gern gehabt, was damals misslang und weswegen Walter gekommen war. Nun konnte Boldt den Freigewordenen engagieren; im Dezember 2023 hatten sich der 1. FC Köln und Baumgart in beiderseitigem Einvernehmen getrennt. „Steffen steht für Leidenschaft, Energie, Fleiß und Ehrgeiz“, sagte Boldt am Dienstag.
Baumgart fordert Aggressivität
Mit ihm solle keine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen werden, was die Spielweise betrifft – das wäre zwölf Partien vor Saisonende auch unmöglich. Doch etwas mehr Stabilität müsste schon die Grundlage sein, damit der HSV sich unter Baumgart noch nach oben schiebt. „Ich fordere eine hohe Aggressivität, hohes, mutiges Anlaufen“, sagte Baumgart, 52 Jahre alt und schon seit Kindertagen Fan seines neuen Arbeitgebers. „Es geht nicht darum, zu null zu spielen, das hat meine Mannschaften nie ausgezeichnet. Aber wir werden eine Mannschaft sein, die sich viele Chancen herausarbeitet.“
Nach vier Jahren in Paderborn, während derer ihm zwei Aufstiege gelangen, und mit zweien in Köln, die den FC in den internationalen Wettbewerb führten, soll der seit Kindertagen bekennende HSV-Fan nun das Hamburger Schwergewicht ins Laufen bringen. Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2025.
Zum derzeitigen Zustand der Mannschaft sagte er: „Die Jungs haben Selbstbewusstsein, denn sie kommen immer wieder zurück. Wir müssen es nur schaffen, das wieder rauszuholen, was die Mannschaft ausgezeichnet hat.“ Immerhin acht Mal hatte der HSV unter Walter zu null gespielt.
So wird es eine spannende Frage, ob Baumgart sein neues Team etwa mit einem zweiten defensiven Mittelfeldspieler versucht zu stabilisieren – oder wie Vorgänger Walter doch vor allem auf die offensive Stärke mit 15-Tore-Stürmer Robin Glatzel vertraut. Sein Einstieg bei den Hamburgern wirkt mit den Heimspielen gegen Elversberg und Osnabrück machbar. Oder? Gegen beide verlor der HSV in der Hinrunde 1:2.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden