Neuer Corona-Impfstoff von Moderna: 94-prozentige Wirksamkeit
Ein weiterer Konzern hat erfolgreiche Zwischenergebnisse in der Corona-Impfstoff-Forschung bekannt gegeben. Das Vakzin ist zudem einfach lagerbar.
Beide Unternehmen setzen bei ihrer Impfstoffentwicklung auf RNA-Impfstoffe und damit auf eine völlig neuartige Technologie. Das Präparat enthält genetische Informationen des Erregers, der aber nicht selbst geimpft werden muss, wie das bei Tot- und Lebendimpfstoffen der Fall ist. Tot- und Lebendimpfstoffe bergen die Gefahr von mehr Nebenwirkungen. Zudem ist ihre Herstellung langwieriger und aufwändiger. Mit der neuen RNA-Technik lassen sich Impfstoffe rascher und in sehr viel größeren Mengen herstellen.
Biontech, das mit dem US-Konzern Pfizer zusammenarbeitet, geht bei seiner Vakzine nach bisherigen Daten von einem 90-prozentigen Schutz aus. Bereits das feierten Wissenschafter*innen und Gesundheitspolitiker*innen weltweit als großen Erfolg. Beide Unternehmen betonten, dass es sich bislang um Zwischenergebnisse handelt und es sein kann, dass sie die Zahlen noch nach unten korrigieren, während die Studien weiterlaufen. Außerdem ist nicht sicher, wie lange der Impfschutz vorhalten wird.
Was den Impfstoff von Moderna womöglich überlegen macht: Jene von Pfizer und Biontech müssen bei rund minus 70 Grad gelagert werden. Moderna teilte am Montag mit, man gehe davon aus, dass das Mittel mRNA-1273 30 Tage lang auch bei Temperaturen von 2 bis 8 Grad stabil bleibe, also bei normaler Kühlschranktemperatur. Sollte sich das bestätigten, wäre der logistische Aufwand bei der Verteilung sehr viel geringer.
Bessere Lagerung möglich
Deutschland und die meisten EU-Länder bereiten bereits spezielle Impfzentren vor, in denen Vakzine bei minus 70 Grad gelagert werden können. Über diese Möglichkeiten verfügen gerade arme Länder aber nicht. Biontech erläuterte vergangene Woche in einer Pressekonferenz, man arbeite an anderen Formulierungen des Impfstoffes, die es erlaubten, ihn länger bei Kühlschranktemperatur zu lagern. Allerdings machte das Unternehmen keine Angaben, bis wann es so weit sein wird.
Moderna-Präsident Stephen Hoge sprach von einem „wichtigen Meilenstein“. Besondere Zuversicht bereite ihm die Tatsache, dass zwei Präparate in Entwicklung ähnliche Resultate zu erbringen scheinen. „Das sollte uns allen Hoffnung geben, dass ein Impfstoff tatsächlich in der Lage sein wird, diese Pandemie zu stoppen und uns hoffentlich zu unseren Leben zurückzubringen“, sagte Hoge. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema will ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren zu dem Moderna-Impfstoff beginnen, das eine vergleichsweise rasche Zulassung zum Ziel hat. Die Freigabe könnte bereits im Januar erfolgen.
Werden viele Impfstoffe benötigt
Der Impfstoff von Moderna wird, ebenso wie der von Biontech, auch in Europa hergestellt – die EU hat mit dem Unternehmen bereits Vorabverträge geschlossen. Darauf machte der CDU-Gesundheitsexperte im EU-Parlament, Peter Liese, aufmerksam. Er rechnet außerdem mit weiteren Erfolgsmeldungen: „Täglich“ könne auch das schwedisch-britische Konsortium AstraZeneca erfolgreiche Forschungsergebnisse liefern. Auch dieses Konsortium, das auf einem an der Universität Oxford entwickelten Impfstoff setzt, befindet sich in der finalen dritten klinischen Phase. Bis Ende des Jahres könnten also bereits drei Impfstoffe auf dem Markt sein, hofft Liese.
Auch wenn der Aktienkurs von Biontech nach einem Höhenflug in der vergangenen Woche nach der Bekanntgabe von Moderna zeitweise um mehr als 5 Prozent absackte, sehen sich beide Unternehmen nicht als scharfe Konkurrenten, die sich gegenseitig die Märkte abgreifen. Um die Pandemie weltweit wirksam zu bekämpfen, müssen wahrscheinlich über 60 Prozent der weltweiten Bevölkerung geimpft werden. Moderna-Chef Hoge betonte denn auch: Es seien mehrere Vakzine nötig, um den Bedarf auf der gesamten Welt zu decken.
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