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Neuer Bericht des Weltklimarats IPCC1,5-Grad-Grenze wohl bald erreicht

Die Klimakrise macht das Leben auf der Erde gefährlicher. Der Weltklimarat zeigt, was dagegen zu tun ist: CO2-Emissionen bis 2030 halbieren.

Auch in Deutschland wird weiterhin die klimaschädliche Braunkohle verfeuert Foto: Michael Probst/ap

Berlin taz | Die Erde wird heißer, trockener und allgemein gefährlicher. Zu verhindern ist das nicht mehr, denn die Erde hat sich schon um 1,1 Grad aufgeheizt und der Trend geht nach oben. Wie extrem die Verschlechterung der Lebensbedingungen auf der Erde durch die Klimakrise ausfällt, ist aber durchaus noch zu beeinflussen. Das zeigt ein neuer Bericht des Weltklimarats IPCC, der am Montagnachmittag in Interlaken in der Schweiz vorgestellt wurde.

Es war ein Paukenschlag, als der Weltklimarat im Jahr 2018 feststellte: Es wäre gefährlicher als zuvor gedacht, die Erde um mehr als 1,5 Grad aufzuheizen – aber um das zu verhindern, müssten sich die CO2-Emissionen bis 2030 fast halbieren. Das waren schließlich nur zwölf Jahre für einen unvorstellbar großen Umbau der Weltwirtschaft.

Fünf dieser wenigen Jahre sind nun schon um, aber die Zahlen haben sich kaum verändert. Im Vergleich zum Jahr 2019 müssten die globalen CO2-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent sinken, 2050 praktisch bei null liegen, heißt es in dem neuen Bericht. Seit 2019 sind die globalen Emissionen eher noch weiter angestiegen, statt zu sinken. Das Problem wird also größer statt kleiner.

„Wir müssen anfangen, uns ernsthaft mit der Welt jenseits von 1,5 Grad Erderhitzung zu beschäftigen“, sagte der Klimawissenschaftler Oliver Geden am Montagmorgen, einer der Au­to­r:in­nen des Berichts. Selbst unter optimistischen Emissionsszenarien wird die Marke „kurzfristig“ wahrscheinlich erreicht, in Szenarien mit höheren Emissionen noch überschritten.

Nachträgliche Temperatursenkung ist schwierig

Mit jedem Zehntelgrad steigt das Risiko für mehr extremes Wetter, das zum Beispiel zu Zerstörung, Hitzetoten, Krankheiten und Verletzungen, Ernteausfällen und Hunger führen kann. Hinzu kommen schleichende, langfristige Folgen wie der Anstieg des Meeresspiegels, der zahlreiche Küstenstädte und ganze Inselstaaten dem Untergang weihen könnte.

Es ist theoretisch möglich, die Temperaturen nachträglich wieder zu senken. Dafür müsste die Menschheit klimaneutral werden und der Atmosphäre anschließend sogar Treibhausgase entziehen. Die Rede ist dann von „negativen Emissionen“. Das geht durch Aufforstung oder auch verschiedene Technologien, die aber noch an ihrem Anfang stehen.

Für ihren Einsatz in allzu großem Maßstab bestehen laut Weltklimarat „Machbarkeits- und Nachhaltigkeitsbedenken sowie soziale und ökologische Risiken“. Hinzu kommt: Einmal verloren gegangene Ökosysteme wie Korallenriffe kann man nicht wiederbeleben.

Der Weltklimarat gilt als Goldstandard der Klimawissenschaft. Führende For­sche­r:in­nen aus verschiedenen Fachgebieten kommen dort zusammen, um den aktuellen Wissensstand der Menschheit zur Klimakrise zusammenzutragen. In ihre Berichte fließen Tausende von Studien ein. Manchmal bringt der Weltklimarat Sonderberichte zu einzelnen Themen heraus. Alle paar Jahre geht es aber um einen Rundumschlag zur Klimakrise im Allgemeinen – so wie jetzt, zum mittlerweile sechsten Mal.

Diese sogenannten Sachstandsberichte erscheinen in vier Teilen. Im ersten geht es um physikalische Grundlagen des Klimawandels, im zweiten um die praktischen Folgen für Natur und Gesellschaft, im dritten um Handlungsoptionen für den Klimaschutz. Zum Schluss erscheint ein Synthesebericht, der die Erkenntnisse aus allen Teilen zusammenführt. Dieses Werk ist es, das am Montag erschienen ist.

Folgen der Klimakrise lange unterschätzt

Eine der unbequemen Wahrheiten darin: Die Folgen der Klimakrise wurden lange unterschätzt. In den vergangenen Jahren ist die Forschung immer genauer geworden. „Für jedes Level an Erwärmung sind viele der klimawandelverbundenen Risiken größer, als es im fünften Sachstandsbericht festgestellt wurde“, steht in dem aktuellen Dokument.

Technisch wäre die nötige Emissionsminderung machbar und sogar wirtschaftlich sinnvoll, ergibt sich aus dem Bericht. Schlüsseltechnologien für eine klimaneutrale Welt sind im vergangenen Jahrzehnt deutlich billiger geworden, Solarstrom und Batterien zum Beispiel um 85 Prozent, Windstrom um 55 Prozent. Dem Report nach fließt aber immer noch mehr Geld in die fossile Infrastruktur, die die Klimakrise weiter antreibt, als in Klimaschutz und -anpassung.

„Wir haben es leider in den letzten Jahren dringlicher werden lassen, wir haben nicht schnell genug gehandelt“, sagte der Klimawissenschaftler Matthias Garschagen, der ebenfalls zu den Au­to­r:in­nen des Berichts gehört. „Wir sehen den Klimawandel viel, viel stärker als vor einigen Jahren. Gleichzeitig haben wir es noch in der Hand, das Allerschlimmste abzuwenden. Aber dieses Fenster schließt sich rapide.“

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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Achtung Sarkasmus: Deutschland wird in den nächsten 7 Jahren den weltweiten Co2-Austoß halbieren. (Manche Diskussionen hier kommen mir so vor.)



    Ernst: Wie realistisch ist der Satz "Um das zu verhindern, müssen die nächsten 7 Jahre der weltweite Co2-Austoß verhindert werden". Frage an die Welt: Wer macht mit angesichts dessen, dass hunderte neue Kohlekraftwerke gebaut werden, immer mehr Autos im Umlauf sind, immer mehr geflogen und gekreuzschifft wird?

  • ... und vor diesem Hintergrund steckt man ein paar Kids in den Knast, während man Kohle weiter fördert und nicht mal ein Tempolimit hinkriegt...

  • @FLY

    Es /scheint/ wie das übliche Ablenkungsmanöver, weil es das auch /ist/.

    @HORST FLUGFELD

    Es wird auch immer schmaler. Es sind immer mehr Schrammen zu erwarten, wenn wir uns da durchquetschen.

    @SCHULLE

    Danke für diesen.

  • "haben wir es noch in der Hand, das Allerschlimmste abzuwenden. Aber dieses Fenster schließt sich rapide"

    Das höre ich schon seit ca. 1999. Dieses ominöse "Zeitfenster" verschiebt sich wundersamerweise immer ein paar Jahre weiter...

  • 6G
    675146 (Profil gelöscht)

    hierzu gab es einen guten Kommentar von Atmosphärenforscher Andrew Dessler, Professor an der US-amerikanischen Texas A&M University



    an die Entscheidungsträger*innen:

    „Hallo Arschlöcher.

    Wir haben euch Jahrzehnte erzählt, dass das passieren würde, wenn die Treibhausgasemissionen nicht sinken.



    Ihr habt nicht zugehört und jetzt passiert es alles. Hoffentlich seid ihr glücklich.



    Genießt Hitzewellen, Starkregen, Meeresspiegelanstieg, Ozeanversauerung und noch viel mehr, ihr verdammten Idioten.“

    Dem gibts im Grunde nix hinzuzufügen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Tja, dann ziehn wir uns schon mal warm ... äh, ja wie denn nun?

  • "Mit jedem Zehntelgrad steigt das Risiko für mehr extremes Wetter, das zum Beispiel zu Zerstörung, Hitzetoten, Krankheiten und Verletzungen, Ernteausfällen und Hunger führen kann."

    Ich würde eher sagen "führen wird oder führt"

    Das "kann" am Ende ist überflüssig.

  • Auch wenn es das übliche Ablenkungsargument scheint,



    Indien und China sehen sich bis 2030 noch in der Steigerung bei den CO2 Emissionen (heute ca 37%, beide).



    Auch viele kleinere Staaten wollen noch steigern, bevor die Reduktion einsetzen soll.



    Also, müssen andere deutlich mehr einsparen.

    • @fly:

      Weniger wie Null bei den Emissionen geht nicht, wenn aber Schwergewichte wie China und Indien sogar zulegen (wollen), ist das Resultat leider alles andere als ausreichend für die Gesamtbilanz.

  • Und wir investieren weiter in Fracking-Gas aus den USA. Oder Gas und Öl aus den Emiraten.

    Wir investieren in Infrastrukturen, die erst in 10, 20 Jahren hochgefahren sind, die ihren maximalen Schaden in 30 bis 50 Jahren entfalten.

    Wir sind dumm.

  • ENDLICH mal ein Ziel, das wir viiiiel früher erreichen als geplant. Gratulation*!



    * Un nu auf zum 3-Grad-Ziel: schaffen wir bis 2035, wetten ? Wir werden immer besser ! Ich buch schonmal meinen Beitrag 2023: Dreimal Tuvalu und zurück .... Oder doch New York ? Last Chance to See .... Blubb.



    * "Nicht schnell genug" ? Ach was ! Ran an die Fördergelder, anpassen was das Zeug hält: Niederländische Wohnwagen kriegen Schwimmflügelchen, Rotterdam fertigt nur noch U-Boote ab, die Containerriesen fahrn durch bis Duisburg, Inselurlaub machenwer jetz im Harz, und Koblenz pflanzt Mangroven...



    * Bräuchte ma drei Brötchen zum Kaffee, aber mein SUV springt nich an.

    • @lesnmachtdumm:

      Na so schnell geht es dann doch nicht ,wie in einen Emmerich Film ,da reden wir von Meeresspiegelanstiegen die Jahrhunderte dauern .