Neue Studie: Wenig Wissen über Wassermangel
Dürre, Überschwemmungen, umgekippte Seen: Deutschland hat laut Klimaforschung eine Wasserkrise. Die Bevölkerung weiß darüber allerdings wenig.
![Eine Ente schwimmt im Fluss Save. Um sie herum schwimmen leere Plastikflaschen und anderer Müll Eine Ente schwimmt im Fluss Save. Um sie herum schwimmen leere Plastikflaschen und anderer Müll](https://taz.de/picture/7539392/14/37314062-1.jpeg)
Einerseits bestehe große Wertschätzung für und Sorge um Wasser. So gaben 87,1 Prozent der Befragten in der Studie an, die Gesellschaft achte zu wenig oder eher zu wenig auf das Wasser. Zugleich fehle aber das Wissen um die Effekte des Klimawandels wie Dürren und Hochwasser, sagte Spiller. Wasser steht demnach auf der Liste der wichtigen Themen bei den Menschen auf Rang sechs hinter Wirtschaftskrise, Klimawandel, Migration, Kriegen und Energiekrise.
Auch die realistische Einschätzung des eigenen Wasserverbrauchs falle den Menschen schwer. Fast die Hälfte der Befragten verzichte auf relativ einfache, Geld sparende Maßnahmen wie die Nutzung von Sparknöpfen bei Spül- und Waschmaschinen. Nur etwa 20 Prozent, vornehmlich Frauen, dächten, dass Wasser ernsthaft knapp ist.
Für die repräsentative Studie wurden im Sommer vergangenen Jahres im Auftrag der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung 1.019 Bürger ab 16 Jahren befragt. Demnach sieht knapp die Hälfte (47 Prozent) den Klimawandel als Bedrohung für die Wasserversorgung in Deutschland. Zehn Prozent davon rechnen mit einer sehr starken Gefährdung. Fast vier von zehn Befragten seien sich über das Ausmaß der Gefährdung unsicher.
Plädoyer für bessere Wissenschaftsommunikation
Dieter Gerten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erklärte bei der Vorstellung der Studienergebnisse, es gebe in Deutschland bei den Niederschlagsmengen beträchtliche regionale Schwankungen. Die Tendenz gehe aber zu mehr Dürren und Starkregen-Ereignissen.
Anna Brehm, Nachhaltigkeitsreferentin der Heinrich-Böll-Stiftung, plädierte für eine bessere Wissenschaftskommunikation und mehr politische Bildung. Seit 2021 sei fast jedes Jahr ein Hochwasserjahr gewesen. Auch die vorangegangenen Dürrejahre 2018 bis 2020 seien vielen noch lebhaft in Erinnerung.
Daher würden laut Studie Schutz- und Präventionsmaßnahmen sehr breit unterstützt: „Das ist ein Politikfenster, das wir nutzen müssen für politische Lösungen.“ Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass das Konzept eines sogenannten „Wasserfußabdrucks“, der den Wasserverbrauch des eigenen Lebensstils abbildet, weitgehend unbekannt ist.
Fehlende Gewichtung von Wasserproblemen
Laut Studie ist Wasser als Krisenthema relativ neu. In den Ergebnissen spiegelten sich daher noch Unsicherheiten und ungefestigte, spontane Meinungen. Dies zeige sich etwa in der fehlenden Gewichtung, welches der drei Probleme Hochwasser, Dürre und Wasserverschmutzung am dringlichsten anzugehen sei. Ein Grund dafür ist laut der Studie möglicherweise, dass der Großteil der Bevölkerung in Deutschland bisher selbst nicht stark mit Wasserproblemen konfrontiert war. Die meisten Betroffenen mit einem Anteil von zwölf Prozent habe es beim Hochwasser gegeben.
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