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Neue Rangliste zur PressefreiheitNicht mehr ganz so frei

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat eine neue „Rangliste der Pressefreiheit“ veröffentlicht. Deutschland ist nur „zufriedenstellend“.

Glaubt an „Gleichschaltung“ der Medien: Mitglied der Initiative „Querdenken“ in Frankfurt a. M Foto: Andreas Arnold / dpa

BERLIN afp | In der weltweiten „Rangliste der Pressefreiheit“ der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ist Deutschland erstmals kein Mitglied der Spitzengruppe unter den Ländern. Deutschland rangiert damit Vergleich von 180 Ländern auf dem 13. Platz. Im Vorjahr war es noch Platz 11. Nach vergleichbarer Methodik gibt es die Aufstellung seit dem Jahr 2013. Neben Deutschland sind auch viele andere Länder herabgestuft worden.

Noch nie hat es, seit Beginn der fortlaufenden Statistik, so wenige Länder gegeben, die mit „gut“ bewertet wurden. Die Zahl sank von 13 auf 12; Schlusslichter bleiben mit kleineren Verschiebungen China, die Ex-Sowjetrepublik Turkmenistan in Zentralasien, Nordkorea und das afrikanische Eritrea.

Der Grund in Deutschalnd waren die vielen Übergriffe auf Jour­na­lis­t*in­nen bei Demonstrationen. „Aufgrund der vielen Übergriffe auf Corona-Demonstrationen mussten wir die Lage der Pressefreiheit in Deutschland von gut auf nur noch zufriedenstellend herabstufen, sagte RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske. Dies sei „ein deutliches Alarmsignal“.

Zahlreiche Regierungen sowie Staats- und Regierungschefs hätten laut RSF zudem Desinformationen hinsichtlich Covid-19 verbreitet. Der damalige Präsident der USA, Donald Trump, propagierte ebenso wirkungslose oder sogar gefährliche Mittel gegen Covid-19 wie seine Amtskollegen Jair Bolsonaro in Brasilien oder Nicolás Maduro in Venezuela. Die USA liegen in der Statistik auf Platz 45 (Vorjahr: 46), Österreich auf Platz 17 (18) und die Schweiz auf Platz 10 (8). Am besten haben Norwegen, Finnland und Schweden abgeschnitten.

Auch positive Zeichen

Generell hat die Pandemie weltweit repressive Tendenzen katalysiert: „In so unterschiedlichen Staaten wie China, Venezuela, Serbien und dem Kosovo wurden Medienschaffende wegen ihrer Corona-Berichterstattung festgenommen“, heißt es im Fazit der Umfrage. In China sitzen mehr als 100 Medienschaffende im Gefängnis, mehr als in jedem anderen Land der Welt. „Wenn die Welt nun hoffentlich bald zur Normalität zurückkehrt, muss auch der Respekt für die unabdingbare Rolle des Journalismus für eine funktionierende Gesellschaft zurückkehren“, forderte Rediske.

Als positives Zeichen für die Pressefreiheit in Deutschland bewertete RSF die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Mai 2020, bei dem Richter die Überwachung des weltweiten Internetverkehrs durch den Bundesnachrichtendienst (BND) für verfassungswidrig erklärten.

Länder, die sich auf der Rangliste deutlich verbessert haben, liegen vor allem in Subsahara-Afrika, allen voran Burundi, die Seychellen, Sierra Leone und Mali. Nichtsdestotrotz bleibt Afrika laut RSF der gefährlichste Kontinent für Medienschaffende. Die größten Abstiege haben mit Malaysia, den Komoren und El Salvador drei Länder zu verzeichnen. In diesen Staaten wollen die Regierungen laut RSF mit aller Macht die Deutungshoheit über die Corona-Pandemie behalten.

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6 Kommentare

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  • Eine Rangliste, die nicht zwischen staatlichen Einschränkungen der Pressefreiheit und Angriffen auf Journalisten durch irgendwelche Leute differenziert erscheint mir wenig seriös und aussagekräftig. Es handelt sich hier um zeei völlig unterschiedliche Probleme, die komplett unterschiedlicher Lösungen bedürfen.

  • "Zufriedenstellend" halte ich für die falsche Begriffswahl angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Journalisten. Denn welcher Journalist ist damit wohl zufrieden?

  • Die verfassungsrechtlich geschützte Pressefreiheit kann damit nicht gemeint sein. Sie kann durch einzelne Privatpersonen nicht beeinträchtigt werden. Gemeint ist ggf. die Arbeitsatmosphäre oder gar persönliche Sicherheit in Einzelfällen. Dann muss man aber in der Bewertung auch differenzieren, sonst entsteht ein falscher Eindruck.

    • @Trango:

      In der Praxis ist es halt so, dass in vielen Ländern wundervolle Gesetze existieren, die Journalisten dann aber von irgendwelchen Handlangern von Plantagenbesitzern niedergeschossen werden und der Staat nur wenig Interesse zeigt daran was zu ändern. Deshalb wäre es grober Unfug lediglich die gesetzlichen Voraussetzungen zu bewerten.

      Das wäre meiner Meinung nach viel Irreführender als so ein Vorgehen. Wobei ich in der Vergangenheit auch Kritik an deren Methodik gehört hab. Also wie bestimmte Dinge gewichtet werden. Wenn zum Beispiel ein paar Großunternehmen die komplette Medienlandschaft kontrollieren ist das für Reporter ohne Grenzen soweit ich weis überhaupt kein Problem (wobei ich mir da jetzt nicht 100 %ig sicher bin).

      • @Huege:

        Plantagenbesitzer? Hier geht es um die Verhältnisse und Strukturen in Deutschland.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Vielleicht sollte man auch erwähnen das Reporter ohne Grenzen explizit auch linke Demonstrationen z.B. zur Schließung von Indymedia genannt hat.

    Anonsten muss man sich schon Fragen, warum Bürger aggressiver ggü.Journalierenden vorgehen!